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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haltet ihr das bloß aus?«
    »Eine böse Frage, Dr. Novarra.« Dr. Mohr trat seine Zigarette aus. »Ich habe das Glück gehabt, nicht mehr in diese Zeit hineinzukommen. Ich glaube, man rettet sich in die Phrase: Es ist fürs Vaterland!«
    »Und hier?! Hier ist es für Camargo … für die Smaragde … für die teuflischen grünen Steine … Sie arbeiten auch nur für die Ausbeutung, für die Vernichtung. Erkennen Sie das jetzt?«
    »Wenn das Hospital die Arbeit voll aufnimmt, wird sich vieles ändern.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Die Schürfer werden nicht mehr allein ihre Steine zu den Dealern bringen und sich damit in tödliche Gefahr begeben. Ich werde den Smaragdstrom lenken …«
    »Sie Phantast! Wie denn?«
    »Mit Ihrer Hilfe!«
    »Mit mir?«
    »Ich brauche Ihre Leute als Leibgarde! Neben dem Krankenhaus werde ich auch eine Sammelstelle für Steine einrichten. Eine Art Genossenschaft. Was in der Landwirtschaft und bei anderen Produkten möglich ist, muß auch bei Smaragden praktikabel sein! Jeder liefert hier seine Steine ab, sie werden geschätzt, und der Schürfer bekommt einen Gutschein über die Summe. Wenn genug Steine zusammengekommen sind, werden sie in einem einzigen, schwer bewachten Transport nach Bogotá gebracht.«
    »Und Sie glauben wirklich, Sie kommen durch?«
    »Mit Ihrer Streitmacht, Dr. Novarra …«
    »Sie Utopist! Was glauben Sie, wird Camargo unternehmen, wenn er sieht, daß sein Smaragdfluß versiegt und Sie plötzlich die Preise bestimmen? Zugegeben: Ihre Idee einer Smaragd-Genossenschaft ist faszinierend, aber Camargo hat die Macht, sogar mit Militär gegen Sie vorzugehen! Die geschäftliche Verfilzung reicht bis in die höchsten Kreise!«
    »Wir werden alle Guaqueros auf unserer Seite haben!«
    »Bis auf die Banditen, die Sie trockenlegen wollen. Und das sind Hunderte, ja Tausende! Das wird dann Camargos Streitmacht!«
    »Haben Sie Angst, Novarra?« fragte Dr. Mohr spöttisch.
    »Kommen Sie mir nicht so!« Novarra blickte ihn böse an. »Ich bin nur kein Spinner wie Sie! Ihrem Genossenschaftstransport mit Smaragden im Werte von vielleicht 200.000 Dollar stehen Hunderte von Banditen gegenüber, die die Straßen absperren! Jeder Durchbruch nach Bogotá wird eine Schlacht sein! Das machen die Schürfer vielleicht zweimal mit … mehr nicht. Dann versuchen sie es wieder einzeln. Als einzelner durchsickern ist sicherer als sich in einer Gruppe durchzuschlagen!« Novarra erhob und dehnte sich. »Machen wir weiter. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie weit sich der Segen Ihrer Tätigkeit zum stillen Fluch wandelt.«
    Er ging zu den Mulis und ließ Dr. Mohr allein.
    Das war der Augenblick, auf den Henry Duk so lange gewartet hatte.
    Der kleine, dicke Glatzkopf lehnte ausgerechnet an der Kirchenwand, keine zwanzig Schritte von Dr. Mohr entfernt. Er hatte beim Abladen mitgeholfen, ruhte sich jetzt aus und kaute an einem Grashalm. Als der Arzt allein war, griff er in die Hosentasche, holte ein ausziehbares Rohr heraus und wickelte aus einem Bogen Papier vorsichtig und mit spitzen Fingern einen etwa zehn Zentimeter langen, sich bis zu einer Nadelspitze verdünnenden Bambuspfeil, schob ihn in das Blasrohr und fixierte mit zusammengekniffenen Augen sein Opfer.
    Dr. Mohr sah sich ahnungslos um. Die Hälfte der Mulis war abgeladen … Die anderen standen noch mit ihren schweren Lasten herum, geduldig, mit gesenkten Köpfen, müde und kraftlos. Maria Dolores und Margarita hockten vor den Porzellankisten und packten das Geschirr aus.
    Henry Duk atmete tief ein, saugte die Lungen voll Luft, hielt sie komprimiert im Brustkorb. Dr. Mohr drehte ihm jetzt den Rücken zu. Das schweißnasse Hemd klebte an seinem Oberkörper. Noch eine kleine Drehung, dachte Duk. Nur noch ein wenig … Ich muß den Giftpfeil genau neben die Halsschlagader einblasen. Noch besser, wenn man die Ader selbst trifft, aber das wäre zuviel Glück. Es genügt, wenn der Pfeil in den Hals dringt. Dann geht es schnell. Die Lähmung tritt sofort ein. Sie haben ein höllisches Gift, die Indianer von Chopzena. Den ›lautlosen Donner‹ nennen sie es, weil das Blut plötzlich rauscht und durch die Adern donnert, aber das hört nur das Opfer, und das auch nur sekundenlang, ehe die große Dunkelheit einbricht.
    Henry Duk riß das Blasrohr an den Mund. Seine Brust wölbte sich. Dr. Mohr stand richtig, und Duk hatte noch nie sein Ziel verfehlt.
    In diesem Augenblick irritierte ihn ein Blitzen in der Luft, nahe vor seinen Augen. Und

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