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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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absichtlich dafür sorgte, dass sie schwach blieb, weil sie dadurch weniger angreifbar wurde? Allmählich bekamen ihre Worte einen Sinn, weswegen sie jede Hilfe verweigerte … Aber warum Schwäche, nicht Stärke?
    Er erhielt einen heftigen Stoß und stolperte zum Fenster. Als er sich umdrehte, war er bereits allein, obwohl er nicht gehört hatte, wie das Schloss und die Tür geöffnet wurden, und wie die Vermummten verschwanden. Als ob sie sich in Luft aufgelöst hätten.
    Hastig riss Pirmin das Fenster auf und schlug vor die Läden, dass sie gegen die Mauer krachten. Er fühlte sich dem Ersticken nah. Er zog ein Tuch aus dem Ärmel und fächelte sich Luft zu, bevor er sich wieder zum Raum wandte, um ihn zu verlassen.
    Gerade noch rechtzeitig stopfte er seinen Mund mit dem Tuch, bevor er aufschreien konnte. Auf dem Boden neben dem Bett lag sein armer kleiner Schreiber im eigenen Blut, dahingemeuchelt, eine überdeutliche Warnung. Die Augen waren weit aufgerissen und zeigten festgebannt für alle Ewigkeit tiefen Schreck und Grauen.
    Der Oberste Haushofmeister sank schwach und zitternd aufs Bett, unfähig, den Blick von dem Ermordeten abzuwenden.
    Ab jetzt war Pirmin ganz allein. Mit der Àrdbéana durfte er nicht darüber reden, denn auch in ihrem Gemach gab es sicher Lauscher, die ihn bei seinen Besuchen genau beobachteten.
    Sie ließen ihn am Leben, um den Schein zu wahren – und damit er dafür sorgte, dass alles seinen geregelten Gang bei Hofe ging. Damit auch den Ländern draußen nicht auffiel, was hier vor sich ging. Noch war er unverzichtbar. Aber das war ein schwacher Trost.
    Der Oberste Haushofmeister war nur mehr ein Gefangener, genau wie seine Herrin.
    Irgendwann hörte Cady auf zu weinen und tastete sich durch das finstere Gewölbe voran. Sie hatte keine Wahl. Sie war nicht sicher, ob sie den Weg zurück fand, also konnte sie genauso gut weitergehen. Sie war versucht, die Fackeln wegzuwerfen, aber wer wusste schon, vielleicht konnte sie sie doch noch brauchen.
    Sie war nicht mehr wütend auf sich, das half ihr nicht weiter. Und sie ließ auch keinen Gedanken darüber zu, wie töricht sie gewesen war, überhaupt erst anzunehmen, ihr könne die Flucht gelingen. Sie hatte nun einmal so entschieden, jetzt musste sie nach vorn blicken.
    Alle fünfzig Schritte zeichnete sie einen Pfeil an die rechte Wand. Sie verharrte und lauschte, tastete Wand und Boden ab, um Veränderungen festzustellen, an denen sie sich orientieren konnte. Sie rang die immer wieder aufkeimende Panik nieder, die Verzweiflung und die Angst.
    Ich muss das tun, und ich schaffe es auch. Für … Fionn. Wer weiß, wo er jetzt ist, und welche Ängste er ausstehen muss! Da ist es nur gerecht, wenn ich seinen Kummer teile.
    Ein leiser Luftzug wehte ihr entgegen, und Cady hatte auf einmal das Gefühl von zunehmender Weite. Sie räusperte sich verhalten und lauschte auf das Echo.
    Auch das noch. Nicht nur eine simple Abzweigung – die ihr wahrscheinlich ohnehin entgangen wäre –, nein, sie war in einer größeren Höhle herausgekommen. Hier gab es nun alle Möglichkeiten, wohin andere Wege führen konnten, und das vielleicht auch noch auf verschiedenen Ebenen.
    Nach fünf Schritten wich die Wand auch schon zurück, und Cady hatte nichts mehr zum Festhalten. Zumindest nicht auf geradem Wege.
    Und damit fingen die Schwierigkeiten erst so richtig an. Sie konnte sich natürlich weiter rechts an der Felswand entlang bewegen. Aber woher wusste sie, wann die Mauer einen Knick machte, nach innen oder außen? Woher wusste sie, dass sie damit auf die andere Seite der Höhle gelangte und nach einem weiteren Gang suchen konnte, und nicht etwa bereits hier in eine Abzweigung hineinstolperte, die womöglich wieder zurück führte?
    Die Höhle blindlings auf geradem Weg zu durchqueren, würde ihr auch kaum gelingen. Sie hatte keinerlei Anhaltspunkte und wusste nicht, ob sie nicht etwa im Kreis lief. Die vordringlichste Frage lautete: Wie groß war diese Höhle überhaupt?
    Cady war versucht zu rufen, aber sie wagte es nicht. Gewiss machte sie auch so jeden, der hier unten lebte, auf sich aufmerksam; aber irgendwen – oder irgendetwas – durch lautes Rufen anzulocken, das ging zu weit.
    Außerdem: was wollte sie herausfinden? Dass die Höhle so riesig war, dass Cady jahrelang in der Finsternis darin herumirren konnte, ohne vom Fleck zu kommen?
    Jahrelang , spottete sie über sich selbst. In den nächsten zwei Tagen ist sowieso alles vorbei, weil ich dann zu

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