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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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kommen?«
    »Stimmt auch wieder. Äh, könntest du …«
    »Na schön.«
    Sie glitt von ihm herunter. Von dem Kobold drohte wohl keine Gefahr, immerhin hatten sie einander vorgestellt, und er war auch viel kleiner und zierlicher als sie. Er könnte natürlich wegrennen, aber das Risiko ging sie ein. Sie wusste inzwischen, was es bedeutete, gefangen zu sein. Das hatte niemand verdient … abgesehen von bösen Wesen vielleicht.
    »Was machst du hier, Godas?« Sie tastete nach ihrem linken Auge, dessen Unterlid bedenklich anschwoll und pochte. Seine kleine Faust hatte Spuren hinterlassen.
    »Ich treibe mich öfter in der Kanalisation und in den Katakomben rum«, antwortete der Kobold, setzte sich auf und rieb sich die Brust. »Du glaubst ja nicht, was die Leute so alles wegwerfen. Ich sammle das Zeug und verkaufe es. Aber heute …« Er verstummte und blickte sich vorsichtig um; Cady sah, wie das Schimmern seiner Augen zur Seite schwenkte. »Heute war da so einer … der hat mir eine fürchterliche Angst eingejagt. Da bin ich einfach auf und davon, und genau in dich reingerannt.«
    Cady bemühte sich um Fassung. Sie musste jetzt ruhig bleiben und sachlich, so schwer es ihr auch fiel. Zwei Dinge hatte sie gerade eben erfahren: Zum einen – sie war genau auf dem richtigen Weg und es war nicht mehr weit. Zum zweiten – irgendein gefährliches Wesen stand ihr dabei im Weg.
    »Was ist das für einer?«
    »Pssst! Ich kann es nur flüstern, am Ende hört er es … Wir sollten überhaupt leise sein. Der Kerl sieht in der Finsternis wie du am Tag. Er kann das noch viel besser als ich, und er ist … einfach nur schrecklich.«
    Cady hörte die Zähne des Kobolds klappern. Ihr stellten sich die Nackenhaare auf, und sie fühlte einen eisigen Hauch über ihren Rücken streifen. »W-wer ist er?« Sie wollte nicht stottern, aber Godas’ Angst steckte sie an.
    Der Kobold neigte sich dicht zu ihrem Ohr und wisperte kaum hörbar hinein: »Myrkalfr.«
    Cady hatte das Gefühl, als würde sämtliches Blut von ihr weichen, sich einfach in Luft auflösen, und ihren Körper kalt und leer zurücklassen. Ein Schwarzalb , und noch dazu von der übelsten Sorte! Sie waren entfernte Verwandte der Elben, hatten aber nichts mit ihnen gemein. So wie jene licht und hell waren, waren diese finster und grausam, abscheuliche Geschöpfe, die in den Tiefen der Berge und der Unterwelt lebten. Viel war nicht über sie bekannt. Man wusste weder ob sie wenige oder zahlreich waren, noch ob sie einzeln oder in Gruppen lebten. Es gab verschiedene Arten von ihnen, und die mächtigsten waren die Myrkalfr; sie waren die größten der Schwarzalben und beherrschten Magie. Niemand mochte über sie sprechen, doch jeder wusste, dass es sie gab. Sie wurden gern unartigen Kindern als Schreckgespenster hingestellt, die sie eines Tages holen würden, wenn sie nicht brav wären. Wahrscheinlich war das nicht einmal gelogen, es gab immer wieder Geschichten von spurlosem Verschwinden.
    Cady zitterte. »Aber … aber wie kann er denn hier … im lichten und reinen Sìthbaile, direkt unter den Augen der Àrdbéana …« Vor allem, fuhr sie in Gedanken fort: was wollte er hier? War er allein oder die Vorhut für weitere seiner Art? Wonach suchte er? Meine Markierungen , dachte sie erschrocken. Wenn er sie findet …
    »Die Àrdbéana siecht dahin. Niemand weiß, wie lange sie noch lebt«, erwiderte Godas. »Das hat sich herumgesprochen. Immer mehr Gesindel kommt in die Stadt, wohingegen brave Bürger schon dabei sind, sie zu verlassen. Ich sehe das alles, denn ich bin immer und überall, und auf einen Kleinen wie mich achtet keiner. Das bereitet mir schon Sorgen, das darfst du mir ruhig glauben. Was wird aus mir, wenn sich alles ändert?«
    »Was wird aus uns allen?«, murmelte Cady. »Godas, du musst mich durch die Kanalisation nach draußen bringen.«
    »Was?« Godas quietschte heiser auf. »Was denkst du, weshalb ich hier reingerannt bin? Da hinten ist doch dieser Kerl unterwegs!«
    »Wie lange willst du denn hier drin bleiben?«
    »Bis er sich wieder verzogen hat.«
    »Und wenn er bleibt? Wovon willst du hier leben?«, fragte Cady. »Es gibt nichts zu essen. Und wenn es Geheimwege gibt, führen sie in den Palast oder ins Verlies. Oder eben zur Kanalisation. Wer sagt dir, dass er nicht hier hereinkommt? Aber du hast recht, es wäre unvernünftig, jetzt hinauszugehen. Beschreib mir eben den Weg, und ich gehe allein.«
    »Du bist hier drin blind wie ein Maulwurf, wie willst du

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