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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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und ich denke, das ist derjenige, der über die magischen Kräfte verfügt.«
    Fionn blickte zu Tuagh. »Was weißt du über Dubh Sùil?«
    »Noch weniger als alle anderen«, brummte der Wanderkrieger. »Ich bin ein Mensch, kurzlebig wie alle meiner Art, wie Cyneweard, Draca, Rafnag und Vàkur. Wir müssen uns noch mehr als andere auf Vermutungen und Hinweise stützen.«
    »Und was ist mit Ingbar?«
    Màr, die die letzten Worte gehört hatte, lenkte ihr Pferd an Fionns Seite. »Dessen Leben wird durch die Tatsache versauert, dass er halb Elb, halb Mensch ist«, antwortete sie und funkelte Morcant an, der sie mit einem strafenden Blick musterte. »Er gehört nirgends dazu, schwimmt allein irgendwo im Meer, ohne Landberührung. Nicht einmal seine Eltern standen zu ihm. Sie übergaben ihn gleich nach der Geburt menschlichen Zieheltern, die ihm die Wahrheit offenbarten, als er bereits zwölf Jahre alt war. Erst die Fiandur gab ihm Heimat und Rückhalt, denn wir sind alle Getriebene, so wie er.« Sie warf einen Blick zu Tuagh, der voller Trauer war, und schloss wieder zu ihrer Schwester auf.
    Fionn lag die Frage auf der Zunge, ob der Wanderkrieger endlich mit der Elbenfrau gesprochen habe, doch er verschob sie auf einen stillen Moment, wenn sie unter sich waren. Die Stimmung war momentan gereizt genug.
    »Das Buch«, sagte Morcant. »Wir alle hoffen auf die Antworten im Buch.«
    Tuagh schwieg.
    Sie ließen die Hügel hinter sich und ritten in ein bewaldetes Sumpfgebiet. Niemand brauchte Fionn zu erklären, dass sie nunmehr eines der Reiche der Oger betraten, denn hier war es ideal für sie. Sie konnten hier ungestört leben. Weder Mensch noch Elb und erst recht keine Zwerge wollten in solch modriger Landschaft hausen, in der alles schwammigfeucht war, im Sommer von Mücken verseucht, im Winter eiszapfenkalt. Die wenigen Kleinen Völker, die sich in solchen von Krankheiten und Schimmel überzogenen Regionen gern aufhielten, fielen sicher kaum auf und kamen den Ogern nicht ins Gehege.
    Tuagh besprach sich kurz mit Màni, und schon nach kurzer Zeit fanden sie den vom Dorfvorstand beschriebenen »Hufweg«, so benannt, weil er so schmal wie ein Pferdehuf war. Sie mussten hintereinander gehen und konnten nur hoffen, dass der Pfad beständig über festes Gelände führte. Wenn eines der Pferde in ein Sumpfloch fiele, müssten sie es mühsam herausziehen – falls sie es rechtzeitig schafften, bevor die Oger die Beute rochen.
    Braun schlängelte sich der Pfad durch moosiges, flechtenüberwuchertes Grün. Von den knorrigen Bäumen hingen lange Fäden herab, die Büsche waren mit undefinierbaren Gespinsten verkleistert. Spinnennetze gab es ebenfalls viele, oft zwischen Büschen oder Bäumen gespannt; riesige Kunstwerke, dafür geschaffen, unvorsichtige Beute einzufangen. Graugrün verschwammen alle Details dahinter und aus braunschlammigen Kuhlen platzten Blasen auf, die einen fauligen Gestank verströmten. Blassrote Buschblüten sonderten gelblichen Pulverdunst ab, der eine weitere strenge Duftnote hinzufügte. Es war einfach nur scheußlich.
    Fionn gruselte es, und er fragte Tuagh, wie groß diese Spinnen denn würden. Tuagh hielt die Hände so, dass ein Kürbis dazwischen gepasst hätte, und dem jungen Bogin wurde es fast übel.
    »Die Jagdspinnen«, wusste Morcant, »können noch ein bisschen größer werden. So groß wie ein kleiner Hund, und ebenso schnell.«
    Fionn schwitzte, obwohl es empfindlich kühl war und klamme Nebelschwaden durch den Sumpf zogen, die sich glitzernd in der Kleidung festsetzten. Der Blick zum Himmel war trostlos, Grau in Grau.
    »Und das ändert sich kaum je«, warf der Elb ein, des jungen Bogins Blick richtig deutend. »Der Nebel hat hier alles im Griff. Er hängt wie eine schwere Decke über den Baumkronen.«
    Fionn war froh, dass er hinter Morcant ritt. Tuagh führte die Gruppe und hinter Fionn kam Valnir, dann die Zwillinge. So in der Mitte fühlte er sich einigermaßen sicher – was nicht viel heißen musste, da ein Angriff wahrscheinlich von der Seite erfolgte. Aber so weit wollte er nicht denken.
    »W-w-wie lange b-brauchen wir hier durch?«, fragte er zähneklappernd; zum Teil, weil er fror, und zum Teil aus Angst.
    »Wenn wir durchreiten, dann hoffentlich nur bis in die Nacht hinein«, antwortete Tuagh. »Wir haben allerdings das Problem, dass wir keine Fackeln anzünden können, um bei Dunkelheit den Weg zu finden. Die Oger könnten das als Provokation auffassen. Oder als

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