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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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nur darüber amüsieren. Sie fanden ihre Wege auf ganz andere Weise …
    Cadys Herzschlag beschleunigte sich, als sich das Dunkel endlich lichtete. Das geschah zwar nur ganz, ganz langsam, aber dafür war sie dankbar, damit ihre Augen sich wieder an Licht und ans Sehen gewöhnen konnten. Immer mehr Konturen der Gänge und Höhlen schälten sich heraus, das Wasserrauschen lag nun seitlich von ihr und war schon recht nahe. Auch Ridireans Horn ertönte viel lauter.
    Schließlich gelangten sie an einen schmalen Durchgang, zu dem sie umständlich hochklettern mussten. Für Godas war das kein Problem, als Kobold konnte er so flink wie ein Eichhörnchen klettern, aber die ungeübte Cady stellte sich reichlich ungeschickt an. Mit Beharrlichkeit schaffte sie es schließlich – und konnte sich gerade noch so durch den Schlupf zwängen, obwohl sie momentan dünn wie ein Grashalm war. Niedergeschlagen musste Cady einsehen, dass sie Onkelchen Fasin niemals hier herauf und hindurch bugsieren konnte, und das galt auch für viele andere Bogins. Sie musste einen anderen Weg finden, ihr Volk herauszubringen.
    »Gibt es keinen anderen Ausgang?«
    »Nur die geheimen Verbindungsgänge kreuz und quer um und in den Palast hinein. Aber hinaus? Nein.«
    Nun befanden sie sich in glatt behauenen, teilweise mit Ziegeln abgestützten Gewölben. Cady war froh, dass sie nicht direkt in die Kanalisation absteigen mussten, denn der Geruch, der hier wehte, war schon unangenehm genug.
    »Ja, und dort gibt’s auch jede Menge Ratten und anderes widerliches Viechzeugs, das es nicht leiden kann, wenn man sein Revier betritt«, erläuterte Godas. »Abgesehen von den ganzen Reinigern, die ständig nachsehen müssen, ob auch nichts verstopft. Ein Glück, dass es einen besseren Ausgang zu deinem Herrn gibt.«
    Abrupt blieb er stehen und drückte Cadys Hand. Sie begriff sofort. Hastig rannten sie hinter einer abgesplitterten Felswand in Deckung und wagten kaum, darüber hinweg zu lugen.
    Cady presste fest die Lippen aufeinander, als sie auf der anderen Seite einen dunklen Schatten herannahen sah. Er ging gebückt, als habe er einen krummen Rücken, und alles an ihm war schwarz: Stiefel, Umhang und was er darunter tragen mochte. Die Kapuze war übergeschlagen, doch Cady sah seine Hände; lange, gekrümmte Klauen mit Krallen statt Nägeln. Seine Haut war sehr dunkel, was erstaunlich war für ein Wesen, das in der Unterwelt lebte. Langes schwarzes Haar hing aus der Kapuze heraus. Er bewegte sich langsam, schleichend, und Cady konnte seine Ausstrahlung bis zu sich spüren. Eine Ausstrahlung, die sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen sollte, und für die sie niemals Worte fand, so unbeschreiblich war sie. Ein Wort wie grauenvoll traf es allenfalls am Rande. Lieber würde sie sich einem Oger und einem Troll gleichzeitig stellen, als noch einmal einem solch schrecklichen Wesen zu begegnen, selbst auf diese Entfernung.
    Cady spürte Godas’ Zittern. Der Kobold schlotterte am ganzen Leib. Wahrscheinlich rechnete er gerade mit seinem Leben ab und bereute, dass er sich mit der jungen Bogin eingelassen hatte. Sie legte den Arm um ihn, wenn auch nicht allein, um ihn zu beruhigen. Überrascht ließ er es sich gefallen.
    Die junge Boginfrau wusste nicht, woher sie auf einmal diese Ruhe und Konzentration nahm; vielleicht, weil ihr nichts anderes blieb und sie weiterleben wollte. Sie erinnerte sich an das, was Fionns Eltern zu ihr über die besondere Art der Bogins gesagt hatten, unauffällig zu sein, und an das, was sie selbst miterlebt und schon ausprobiert hatte.
    Es musste nicht bedeuten, dass bei Myrkalfren wirkte, was bei Elben funktionierte. Cady vertraute dennoch darauf. Sie wusste nicht, woher Fionns Eltern von der Fähigkeit Kenntnis hatten, nachdem niemals vorher darüber gesprochen worden war, doch es sollte ihr jetzt hoffentlich helfen. Andernfalls würde der Myrkalfr sie sehr schnell wittern …
    Sie setzte ihr Gabe so bewusst ein, wie sie nur konnte. Ob sie es richtig machte – woher sollte sie das wissen? Sie hatte keinerlei Übung und noch kein richtiges Verständnis für den Vorgang entwickelt. Das Ergebnis würde sich gleich zeigen.
    Der Myrkalfr bewegte sich langsam vorwärts, doch er sah kein einziges Mal in ihre Richtung. Es schien zu funktionieren! Cady packte Godas noch fester und schob ihn aus der Deckung, in entgegengesetzter Richtung von dem schaurigen Wesen, das sich in die Richtung bewegte, aus der sie gekommen waren. Der Myrkalfr war

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