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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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vergessen. Die ehemaligen Besitzer hatten aufgehört, Beschwerden einzulegen oder nach einer Audienz zu verlangen. Irgendwie fanden sie sich ohne ihre Sklaven zurecht und schoben alle weiteren Gedanken von sich.
    Überall wurde verlautbart, dass alles in bester Ordnung sei und die Àrdbéana wie immer für Frieden und Sicherheit sorge. Es gab keinen Zweifel, daran zu glauben. Als hätte sich eine Decke der Zufriedenheit über alle gelegt, präsentierte die Stadt sich einladend. Trotz oder gerade wegen der Soldaten, denn sie vermittelten das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Kein Diebsgesindel oder ungehobelte Schlägertruppen wagten sich jetzt auf die Straßen. Niemand sah einen Grund, etwas zu hinterfragen. Auf den Märkten wurde unverändert gehandelt, Kinder spielten, Hühner liefen gackernd herum, Hunde jagten Katzen. Die Alten lehnten an den offenen Fenstern und beobachteten das Treiben auf den Straßen.
    Bei all den vielen Reisenden in unterschiedlichen Größen und von verschiedener Art, zumeist in Mantel und Hut, Mütze oder Kapuze, fielen ein paar mehr oder weniger nicht auf, die in ganz besonderer Absicht hier waren. Die Fiandur waren derzeit in einer Herberge untergebracht, in der man nicht viele Fragen stellte. Sie lag sehr abgelegen in einer winzigen Seitenstraße, weitab allen Geschehens. Hauptmann Tiarnans Elbenwachen hatten sie bereits zweimal durchsucht, ein drittes Mal würden sie nicht mehr vorbeikommen. Ein paar Strauchdiebe, Söldner, arme Schlucker; es lohnte nicht, den weiten Weg noch einmal auf sich zu nehmen. Es gab so viele Gasthäuser zu durchsuchen, und dieses hier zählte gewiss zu den schäbigsten. Außerdem war die Herberge dafür bekannt, Tagediebe und zwielichtige Gestalten aufzunehmen – also würde sich doch wohl kaum ein unbeholfener Bogin hierher verirren.
    Der Wirt ärgerte sich über die Kontrollen und Bevormundungen und war nicht sonderlich gut auf den Palast, insbesondere die Elben, zu sprechen. Deshalb nahm er gern die reichliche Bezahlung von zwei Goldaugen entgegen, um die acht Reisenden als Gäste aufzunehmen, von denen einer ein Zwerg war und ein anderer ein Bogin hätte sein können, wenn man denn genau hingeschaut hätte. Der Wirt sah jedoch weg und dachte gar nicht daran, Meldung zu machen. Zum einen, weil er eben nicht gut zu sprechen war auf die Palastwachen, und zum anderen hätte es seinem Ruf geschadet und wäre ganz sicher seiner Gesundheit nicht gut bekommen. Seine Herberge mochte einen schäbigen Eindruck machen, aber das täuschte. Der Herr Wirt verfügte aufgrund seiner Diskretion und die abgeschiedene Lage seines Etablissements über ein beträchtliches Schatzkästlein, das ein begehrliches Leuchten sogar in Drachenaugen ausgelöst hätte. Damit gedachte er in wenigen Jahren seinen Lebensabend geruhsam zu begehen, weit weg auf dem Land, in seiner »bescheidenen Hütte«, wie er sie bezeichnete.
    Also waren sie zunächst sicher – Tiw, Vàkur der Falke, Draca der Drache, Cyneweard der Königswächter, Hrothgar der Ruhmreiche Speer, Rafnag der Rabe, Randur Felsdonner und Ingbar der Zweifler.
    Dagrim Kupferfeuer war in Uskafeld geblieben. Sie standen über schnelle Botenvögel in Kontakt und erfuhren so, was sich am jeweils anderen Ort tat.
    Abends trafen sie sich in einem Hinterzimmer der Gaststube, hinter der Theke gelegen, von wo aus sie gut erkennen konnten, wer von draußen hereinkam, aber selbst nicht gesehen wurden. Es gab einen zweiten Ausgang, durch den man notfalls schnell verschwinden konnte – und außerdem eine Bodenklappe in die Gewölbe, wo Fässer von Bier und Wein lagerten, es aber auch einen geheimen Schmugglergang gab.
    »Das gefällt mir alles ganz und gar nicht«, eröffnete Hrothgar die Runde. Er hatte ausnahmsweise seine Rüstung abgelegt, um sich so unauffällig wie möglich in der Stadt bewegen zu können. Noch bestand zwar keine unmittelbare Gefahr, weil niemand Kenntnis von der Fiandur und ihren Mitgliedern hatte, aber das lag vor allem daran, dass sie so wenige Risiken wie möglich eingingen. »Als ob eine Glocke über alle gestülpt wurde. Habt ihr euch die Leute mal angesehen?«
    Randur nickte. »Vor allem die Einwohner. Sie laufen alle mit einem merkwürdigen schläfrigen Blick herum und lächeln zu viel. Alle scheinen völlig im Einklang mit sich und der Welt zu sein. Ich habe keinen einzigen Streit, kein lautes Wort gehört, geschweige denn, dass auf dem Markt gefeilscht worden wäre; die Händler versuchen kaum, die

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