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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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sind.«
    Das war wenigstens eine gute Nachricht. Cyneweard und Hrothgar waren nicht im Raum, weswegen die anderen schon das Schlimmste befürchtet hatten. Doch nun erfuhren sie, dass sie lebten. Offensichtlich hatten sie sich durchschlagen können und befanden sich auf freiem Fuß.
    »Nun gut. Wir werden sie bald haben.« Der Elb wandte sich Pirmin zu. »Kümmert Euch um sie. Sie sollen in Ketten gelegt werden, aber bei guter Gesundheit erhalten bleiben. Das wird dem Rest einen Anreiz bieten, sie herauszuholen. Und schickt sie nicht ins Verlies hinunter, sondern bringt sie in die Arrestzellen. Ich werde mich ihrer nach und nach persönlich annehmen.«
    »Was soll mit der Boginfrau geschehen?«, fragte der Oberste Haushofmeister. »Sie ist aus dem Verlies geflohen.«
    »Sie bleibt hier. Niemand darf erfahren, dass sie noch lebt.«
    »Lasst Cady da raus!«, schrie Tiw. »Sie hat nichts damit zu tun!«
    »Das wissen wir.« Hauptmann Tiarnan lächelte.
    »Keine Folter wird uns dazu bringen, Euch Antworten zu geben«, sagte Rafnag stolz. Er blutete aus einigen Wunden, stand jedoch stolz und aufrecht. Ingbars Gesicht war ziemlich verschwollen, weshalb er schwieg. »Denkt sie Euch doch gleich selber aus, es sind sowieso alles nur Lügen.«
    Der Elb erwiderte den Blick des Mannes hochmütig. »Wir haben nicht vor, euch alle zu foltern«, antwortete er. »Was wir wissen wollen, wissen wir bereits. Euch zu foltern oder zu töten würde nur eine kurze persönliche Befriedigung bringen, aber nicht der Sache dienen. Nein. Wir haben vor, euch von eurer Verblendung zu heilen und euch den Frieden zu bringen.«
    Er verließ den Raum, und Pirmin folgte dem Elben.
    Meister Ian wandte sich zu seinen Gefährten um. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, sagte er. »Bleibt aufrecht und tapfer! Pirmin hat Angst. Bei Tiarnan bin ich mir nicht sicher, auf welcher Seite er steht. Sie haben uns gefangen genommen, anstatt uns zu töten, weil sie etwas von uns wollen. Und sie haben uns erwartet. Das kann nur eines bedeuten: Wir wurden verraten.«

KAPITEL 16
    DIE GEBEINE DER ALTVORDEREN
    Wohin sie bisher auch gereist waren, nirgends hatte Fionn jene freien Bogins gefunden, von denen Tiw gesprochen hatte. Auch Blaufrost und der in ganz Albalon herumgekommene Gru Einzahn hatten nie welche gesehen.
    Hier in Clahadus waren sie ganz gewiss nicht zu finden. Und auch sonst niemand, der bei Verstand war.
    Eine Ödnis, wohin man auch blickte. Doch die Wüstenei sah nicht natürlich aus, sondern … als ob eine gewaltige Katastrophe alles zerstört hätte. Der Übergang geschah völlig abrupt. Kurz vorher bog der schmale Pfad, auf dem die Gefährten gekommen waren, nach links ab, um später in eine Straße zu münden, die um das Gebiet herum zu führen schien. Dann ging es ein Stück weit über eine freie Grasfläche, und wie mit Hilfe eines perfekten Leisten abgeschnitten begann das verfluchte Land. Auf der einen Seite Gras, auf der anderen trockener, toter Boden von fahlgelber Farbe. Und auch der Himmel veränderte sich schlagartig. Dicke Wolken hingen tief über dem Land, das Licht wurde düster und diffus. In einer ewigen Dämmerung marschierten sie dahin, nur unterbrochen von der tiefschwarzen Nacht. Sie hatten nichts, um Feuer zu machen, und keine andere Wahl, als sich einfach nur hinzulegen und zu schlafen. An Weitergehen war unmöglich zu denken. Sie hätten sich genausogut in einem Höhlensystem tief unter der Erde befinden können.
    Es war kühl, aber gut auszuhalten ohne Feuer, denn Tag und Nacht glichen einander. Wahrscheinlich regnete es nie. Nicht einmal das zäheste Pflänzchen wuchs hier, es gab nur den Staub, das Geröll, und eine weite, leere Ebene.
    Fionn fragte sich, woran Tuagh sich orientierte, da es keinen Sonnenstand, keine Sterne und keinerlei Erhebung gab. Bis er gewahr wurde, dass der Wanderkrieger es gar nicht wusste.
    »Morcant«, sagte er und hielt an. »Ich geb’s auf. Hilf mir.«
    »Da verlangst du was«, murmelte der Meersänger. »Hier gibt es einfach nichts. Die See wandelt sich ständig und wechselt die Farbe, da finde ich mich leicht zurecht. Aber wer soll sich hier auskennen?«
    Auch die Zwillinge waren ratlos. Mit Valnir war ohnehin nichts anzufangen, für sie als Zwergin stellte diese ununterbrochene, flache Weite unaussprechlichen Schrecken dar. Deshalb saß sie die meiste Zeit im Sattel in sich zusammengesunken und starrte auf die Mähne des Pferdes.
    Fionn hoffte, dass ihm niemand seine Angst anmerkte. Er hätte

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