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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Fionn gehörte, war ihr Trost und Ansporn zugleich.
    Meister Ian und die anderen waren schon außer Haus; die Zurückgebliebenen nahmen ein hastiges Frühstück ein und verließen dann durch den Geheimweg das Anwesen. Cady hatte viel auf ihrer Flucht gelernt und sich den Weg genau eingeprägt. Sie führte die Gruppe ungehindert zu dem richtigen Ausstieg. Unterwegs begegneten sie niemandem, dafür war es noch zu früh. Außerdem führten diese Gassen nur an Mauern und Hinterhöfen vorbei, in denen sich kaum jemand aufhielt. Nur wer eine schnelle Passage irgendwohin brauchte, eilte hier hindurch.
    Den Ausstieg bildete ein Gitter an einer Hauswand, über eine steile Metallleiter ging es nach unten ins Gewölbe.
    »Der ganze Hügel scheint mir unterhöhlt von unzähligen Gängen«, sagte Vàkur, während sie eine Weile oben warteten und sich umsahen.
    »Das ist auch so. Der Palast ist sehr alt, und er wurde auf dem geschichtsträchtigen Hügel erbaut, der schon vorher genutzt worden war«, erklärte Tiw. »Jeder, der jemals hier seinen Herrschersitz aufgebaut hat, hat seinen Teil dazu beigetragen, geheime Gänge anzulegen.«
    »Und die natürlichen Höhlen verzweigen sich weit«, sagte Cady. »Godas sagte mir, dass er schon seit Jahrzehnten hier unten lebt, aber immer noch nicht alles kennt.«
    »Du ziehst eine Miene wie Ingbar«, bemerkte Randur spöttisch und wies auf Tiw.
    Fionns Bruder nickte, ständig sah er sich um. »Ich denke immer noch über die Geschehnisse von gestern nach und über Ingbars Warnung. Und dann war da heute früh etwas bei Meister Ians Haus, das hat mich gestört. Ich komme nur nicht drauf, was.«
    »Wir können den Plan aber nicht mehr ändern, die anderen …«
    »Das weiß ich. Trotzdem … Das gefällt mir nicht.«
    Cady deutete auf den Ausstieg. »Gehen wir hinunter, die anderen werden bald eintreffen, falls alles gut gegangen ist. Dann sieht uns niemand hier oben.«
    »Vàkur«, sagte Tiw plötzlich, »du und Draca, ihr macht euch auf den Weg aus der Stadt. Jetzt gleich.«
    »Aber ihr braucht Schutz …«, wandte Vàkur ein.
    »Wir kommen zurecht, außerdem kämpft Randur für drei, wie ihr wisst.«
    »Besser, ihr geht, wenn du in Sorge bist«, schlug Draca vor.
    Tiw schüttelte den Kopf. Er sah grau im Gesicht aus. »Sie wissen es, Freunde. Randur kommt vielleicht raus, aber Cady und ich nicht mehr. Geht jetzt, schnell! Taucht irgendwo unter und wartet auf Fionn und Tuagh und die anderen. Erzählt ihnen, was passiert ist.«
    Cady starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden. »Aber was ist denn passiert?«
    »Vielleicht nichts«, sagte Tiw nervös. »Lasst uns darüber jetzt nicht debattieren. Geht!«
    Die beiden Menschen zögerten, es gefiel ihnen nicht, die Gefährten im Stich zu lassen. Aber Tiw sah derart besorgt aus, dass sie seinen Ahnungen vertrauten und sich auf den Weg machten.
    »Tiw …«, fing Randur an.
    »Rede nicht, hilf mir, das Gitter anzuheben.«
    »Aber was ist denn nur los?«
    »Mir ist jetzt eingefallen, was heute früh nicht gestimmt hat, als ich mich umgesehen habe«, antwortete Tiw. »Die Wachen waren weg.«
    Cady spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Sollten wir dann nicht …«
    »Es ist zu spät, Cady. Wir können denen nicht mehr entkommen, und wenn, dann nur unter hohen Verlusten Unschuldiger. Das nehme ich nicht auf mich. Vielleicht bringen sie uns nicht gleich um. Dann finden wir auch einen Weg, um zu fliehen. Du bist einmal aus den unentrinnbaren Verliesen gekommen, also schaffen wir es ein zweites Mal.«
    »Das war ein kurzes Vergnügen als Heldin«, murmelte Cady.
    »Kampflos ergeben wir uns nicht«, brummte Randur und zog seine doppelschneidigen Äxte.
    Sie warteten. Zwischen zwei Hornstößen der Ritteruhr tauchte schließlich Godas auf. Und hinter ihm ein riesiger Schatten, dessen grauenvolle Aura ihm weit voraus zuschlug.
    »Tut mir echt leid, Cady«, sagte der Covkobe. »Aber da ist von Anfang an ordentlich was schiefgegangen …«
    Das Gesinde stob erschrocken auseinander, als Hrothgar und Cyneweard die Schwerter zogen. »Lauft!«, riefen sie Rafnag und Ingbar zu, und griffen gemeinsam die von allen Seiten herannahenden Elbenwachen an.
    Ian Wispermund, der sich draußen noch mit der Köchin unterhielt, ließ sich ohne Widerstand festnehmen.
    »Meister Ian, was ist denn passiert?«, fragte die Köchin verwirrt.
    »Nur ein Missverständnis, meine Liebe«, antwortete er und wirkte nicht minder erstaunt. »Wahrscheinlich habe ich eine

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