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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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dieses eine Mal sehen können, und wir sind sogar ausnahmsweise ganz unter uns. Wir können also frei sprechen, aber besser leise.«
    »Wer ist es, Herrin? Wer bedroht Euch? Habt Ihr ihn gesehen, mit ihm gesprochen?«
    »Seine Handlanger sind überall. Ich weiß nicht, wo und wer er ist. Er ist nicht greifbar. Doch seine Untergebenen und er können nicht alles tun – noch nicht. Mein Gesetz gilt, und ich habe die Macht, solange ich lebe. Und ich bin fest entschlossen, nicht zu sterben, und ich werde auch nicht mehr schwach sein. Wie närrisch bin ich gewesen, wie leichtgläubig! Zu sehr habe ich mich lenken und beeinflussen lassen, aber das ist jetzt vorbei.«
    »Werden sie das zulassen?«
    »Sie müssen. Es ist nicht so einfach, eine Elbenkönigin vom Thron zu stoßen. Nicht so einfach wie bei euch Menschen, Pirmin. Schon gar nicht, mich hinterrücks zu ermorden.«
    »Sagt mir, was ich tun soll.«
    »Berichte mir ausführlich, was alles geschehen ist, seit unserem letzten Treffen.«
    Der Oberste Haushofmeister kam der Aufforderung gern nach. Als sie von der Verschwörung gegen sie erfuhr, die Meister Ian Wispermund angeblich angeführt hatte, war die Herrscherin fassungslos.
    »Das ist unmöglich, Pirmin, du musst dich geirrt haben! Ich kenne den Magister seit vielen Jahren, und ich vertraue ihm rückhaltlos!«
    »Es hat sich viel verändert, Áladís, seit die Bogins einkerkert wurden. Ich glaube, das verzeiht Meister Ian Euch nicht.«
    »Wo sind sie?«
    »In gesonderten Arrestzellen, jeder einzeln untergebracht. Tiarnan kümmert sich persönlich darum. Ich weiß nicht, was er mit ihnen macht, doch es kann nichts Gutes sein.«
    Die Àrdbéana blickte nachdenklich zum Fenster hinaus. »Mir kommt da eine Idee, Pirmin«, sagte sie langsam. »Kannst du eine Nachricht hinausschicken?«
    »Ich darf den Palast nicht mehr verlassen.«
    »Aber andere werden es dürfen.«
    »Ja. Ich werde jemanden finden.«
    »Dann schicke eine Botschaft an Hochkönig Alskár und alle Edlen des Reiches, dass sie zu einer Gerichtsverhandlung eingeladen sind. Es geht um die Zukunft des Friedens und die Einhaltung des Obersten Gesetzes. Wir werden die Verschwörer vor Gericht stellen. Und das bedeutet, dass Hauptmann Tiarnan sie ab sofort in Ruhe lassen muss. Sie haben in guter Verfassung vor meinem Thron zu erscheinen, denn ich bin eine gütige, keine grausame Herrscherin. Alle bedeutenden Persönlichkeiten sollen als Zeugen dabei sein, wenn ich über die Verschwörer Gericht halte. Ich werde ein Exempel statuieren, und bei der Gelegenheit werden wir auch den Mörder von Magister Brychan entlarven, der sich unter ihnen befinden muss. Und die armen Bogins dort unten können endlich zu ihren Herrschaften zurückkehren. Gleichzeitig werde ich veranlassen, dass ich zusammen mit Alskár den Palast verlasse. Bei all den hochgestellten Persönlichkeiten werden sie das nicht verhindern können. Wir werden den Feind hier einsperren! Isolieren! Zur Aufgabe zwingen.«
    Pirmin sah sie staunend an. »Ja … das können sie nicht unterbinden …«, flüsterte er. »Oder es würde einen offenen Krieg geben.«
    »Und den wollen unsere Feinde nicht, Pirmin, sonst hätten sie ihn schon längst angezettelt. Nein, sie wollen das Reich still und heimlich übernehmen. Und das können wir nur auf diese Weise abwehren. So dumm es auch klingt, mein lieber, guter Freund, aber diese Verschwörung und dass ausgerechnet Meister Ian Wispermund das Oberhaupt davon sein soll, kommt uns sehr gelegen. Das könnte unsere Rettung sein.«
    Er ergriff ihre Hände und küsste sie. »Ihr seid anbetungswürdig, Hochedle«, wisperte er beglückt. Der Plan könnte funktionieren! »Alles wird wieder gut. Haltet Euch nur bei Kräften, aber macht sie nicht zu sehr misstrauisch. Sie sind verärgert über Eure Schwäche, das ist zugleich auch Eure Stärke.«
    »Ich weiß, Pirmin. Deshalb werden wir uns wahrscheinlich nicht mehr sehen dürfen, doch wir werden einen Weg finden, Kontakt zu halten. Ich verlasse mich voll und ganz auf dich. Die Wahrung des Friedens, ja das Wohl des ganzen Reiches hängt jetzt von dir ab.«
    So lange es möglich war, ritten Tuagh, hinter dem Valnir aufsaß, und Fionn auf Tierpfaden, während die Elben querfeldein liefen. Ab und zu wechselten Valnir und Fionn sich ab, um den roten Hengst zu entlasten, denn die Zwergenkriegerin wog doch um einiges mehr als der schmale Bogin.
    Sie ritten und liefen bis in die Nacht hinein; dabei trafen sie regelmäßig auf

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