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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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trug einen süßen Duft herauf, der Fionn das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Nur waren das leider erst die Vorboten der wachsenden Frucht.
    »Gru«, sagte Tuagh sehr streng, »du wirst hier nicht mal einen einzigen Grashalm ausreißen, verstanden?«
    »Och …«
    »Ich meine es bitterernst.«
    Gru Einzahn blinzelte, seine grünglühenden Augen wirkten traurig.
    »Hör auf Tuagh«, warnte Morcant. »Dein Leben und unseres steht auf dem Spiel. Wir werden hier mit gebotener Zurückhaltung hindurchgehen.«
    »Aber die sin’ doch deine Verwandt’n, oder? Kannste nich’ ’n gutes Wort …«
    »Nein. Sie sind fremd und gefährlich. Ende der Debatte.«
    Inmitten einer Baumlaube am See lag der Stamm eines uralten Riesen, der einst an dieser Stelle umgestürzt war. Ein Teil seiner Wurzeln und ungefähr die Hälfte seines Stammes waren noch übrig, den Rest hatte die Zeit sich geholt. In den Baum hinein und zwischen die mächtigen hochragenden Wurzeln war ein Haus gebaut worden. Bunte Fensterscheiben blickten hinaus auf das Wasser und ein kuppelartiges, moosbewachsenes Dach ragte über den Stamm hinaus. Aus dem Kamin stieg eine dünne Rauchsäule auf. Eine Holztreppe führte hinauf zum Eingang in Form einer halbrunden grünen Tür.
    »Das gilt für alle: Ab jetzt ist Vorsicht geboten«, sagte Morcant. »Das Schöne Volk ist freundlich, aber unberechenbar. Wir werden uns respektvoll und höflich verhalten. Wir reden nicht mit ihnen, wenn sie uns nicht dazu auffordern. Und vor allem solltet ihr Nichtelben nur auf dem Weg bleiben. Jeder Fehltritt kann uns teuer zu stehen kommen.«
    »Aber wo sind sie denn?«, fragte Fionn staunend, während er, Valnir und Tuagh abstiegen.
    »Hier überall«, antwortete der Meersänger leise. »Sieh genau hin – aber sieh sie nicht an, das provoziert sie.«
    Fionn fragte sich, wie man wohl etwas genau ansah, ohne es anzusehen. Nervös folgte er Tuagh auf dem Fuße, hinter ihm ging Valnir mit Allsvartur, und zuletzt der leise vor sich hinklagende Gru Einzahn mit dem roten Hengst. Die drei Elben schritten neben ihnen her, denn ihre Füße berührten kaum den Boden und zerstörten niemals etwas, drückten es höchstens ein wenig nieder, sodass es sich unversehrt wieder aufrichten konnte.
    Nach einer Weile begriff Fionn, wie Morcants Worte gemeint waren. Er hielt die Augen starr nach vorn gerichtet, doch aus dem Augenwinkel sah er das Schöne Volk nun. Ätherische, hellhaarige Wesen, groß und zerbrechlich schlank. Sie trugen vielfarbige, sich im Wind bewegende Gewänder, Blumenkränze im Haar und an den bloßen Armen und Füßen. Ihre Gesichter waren schön wie Blumen, Rosen und Veilchen, Maiglöckchen und Krokusse. Ihre bloßen Füße schienen den Boden nicht zu berühren, und Fionn kam es so vor, als würden sie von einem stärkeren Windstoß fortgeweht werden. Sie verschwammen mit ihrer Umgebung, lösten sich auf und manifestierten sich an anderer Stelle wieder. Manche kamen näher, und Fionn umfloss ein zarter Duft nach Äpfeln und Kirschen und Pfirsichen.
    Morcant holte die Lyra von seinem Rücken, zupfte sie und begann mit seiner wunderbaren Stimme ein Lied zu singen, das von der fernen See erzählte, und seiner Heimat im Norden. Er sang von einem Sonnenaufgang, einer einsamen Möwe, und dem Fischer draußen, der dem Meer sein Auskommen abrang.
    Die Tylwytheg lauschten mit schief gelegten Köpfen, dann huschte ein Lächeln über ihre ätherischen Gesichter, und nach einer Weile fielen sie in den Refrain mit ein. Ihre Stimmen waren lieblich und zart wie Glockenblumen und schallten von den Berghängen wider.
    Die Zwillinge sangen ebenfalls mit, und schließlich auch Fionn, er konnte nicht anders, und in seinen Füßen zuckte es, dazu zu tanzen. Valnir und Tuagh schwiegen, und das war wahrscheinlich auch besser so. Sehr rücksichtsvoll war es auch von Gru Einzahn, sich nicht zu beteiligen.
    Wie in einer Prozession näherten sie sich singend dem See. Als sie nur noch zwanzig Schritte vom Haus entfernt waren und das Lied geendet hatte, öffnete sich oben die grüne Tür, und eine Frau trat heraus.
    Fionn war verblüfft, wie materiell sie aussah, und wie mütterlich, und wie … alt. Zahlreiche Falten zierten ihr schmales Gesicht, ihr langes weißes Haar umhüllte sie wie ein Tuch. Die weiße Haube auf ihrem Kopf bildete nur eine Zierde. Sie trug ein langes Kleid aus dunkler Wolle, eine bunte Schürze und Holzschuhe. Im Gürtel steckten zwei Beutel, aus denen Kräuter herausstanden, eine

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