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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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sich zu verabschieden. »Es ist wichtig, für uns alle, Fionn.« Sie ging zu einem Regal, nahm eine kleine Phiole heraus und gab sie Fionn. »Das musst du ihm geben. Es ist sehr wichtig. Er wird es benötigen.«
    »Was ist das?«, fragte er verwundert.
    »Die Essenz des Friedens. Unser Volk bewahrt sie seit langer Zeit, und ich glaube, jetzt sollte ich sie weitergeben. Ihre Wirkung hält leider nicht lange vor, doch Tuagh wird wissen, wann er sie einsetzen muss. Vergiss es nicht!«
    »Das werde ich nicht.«
    Sie neigte sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Geh ihm nach, sonst macht er nur wieder irgendeinen Unsinn. Das war schon immer so.«
    »Wie … wie lange kennt Ihr ihn schon?«
    »Seit seiner Geburt. Ich bin seine Patin.« Sie wies mit dem Kopf zur Tür. »Du musst jetzt gehen.«
    Fionn verbeugte sich, stotterte einen Abschied und stolperte hinaus.
    Er sah Tuagh, der bereits auf dem Weg zum Berg war, und die Gefährten, die ihm eilig nachhasteten. Auf den Weg achtete niemand mehr, und der Oger schmetterte weithin hörbar:
    »Tuagh! He, bleib doch stehn! Was’n los? Verdammich, wo is’ dieser Dummbatz, wenn man ihn ma’ brauch’?«
    »Das Schöne Volk lässt euch ziehen«, hörte Fionn hinter sich, dann war die Tür zu.
    Er holperte die Stufen hinunter und rannte dann nach links, Tuagh hinterher. Weil die Stiefel ihn behinderten, zog er sie hastig aus, warf sie sich an den Schnürsenkeln über die Schulter und rannte barfuß weiter. Der Boden war weich und nachgiebig, genau das Richtige für einen Großfüßer, und er wurde immer schneller. Ausdauer hatte er inzwischen reichlich.
    »Tuagh!«, rief er verzweifelt. Wie sollte man auf jemanden aufpassen, der vor einem davonlief?
    »Tuaaaagh!«

KAPITEL 18
    HAFRENS LILIEN
    Und dann kam auch noch ein Gewitter auf. Als ob der Himmel ein Ausdruck von Tuaghs Stimmung wäre, ballten sich Wolken zusammen, in der Ferne blitzte es bereits, und leiser Donner folgte.
    Fionn begriff gar nichts mehr. Es war nie einfach gewesen mit Tuagh, aber das hier ergab keinen Sinn.
    Der Oger wäre normalerweise am schnellsten gewesen, aber er hatte ja noch das Pferd am Zügel, und die beiden waren sich nicht unbedingt einig über Gangart und Richtung. So war es Màr, die Tuagh schließlich einholte. Màni kam als nächste nach, dann Morcant, der Oger samt des wütenden Hengstes und zuletzt, weit abgeschlagen, Valnir, die es nicht mehr in den Sattel geschafft hatte und hinter Allsvartur herstolperte.
    Fionn merkte selbst schon, wie er Seitenstechen bekam, weil er vor lauter Aufregung falsch geatmet hatte. So schnell und weit war er noch nie gerannt. Wenigstens war es Màr gelungen, den Wanderkrieger am Fuß des Berges aufzuhalten. Der junge Bogin konnte nur staunen, wie dieser Mann, der aussah wie ein Mittsechziger, derart ausdauernd und schnell laufen konnte. Gewiss, er hatte ziemlich lange Beine, aber er war doch bedeutend muskulöser und schwerer als die leichtfüßigen Elben.
    Während der Wind um ihn herum brauste, es über ihm krachte, und er Angst hatte, von einem herabsausenden Blitz erschlagen zu werden, kam Fionn als Vorletzter an.
    Er sah, wie Tuagh gerade Màrs Schultern packte und sie schüttelte. »Es hat keinen Sinn, verstehst du?«, rief er. »Nichts von alledem mehr, es wird sich nichts ändern!« Er ließ die Elbenfrau los und wandte sich ab. »Das ist es doch, was ihr Elben wollt, nicht wahr? Keine Veränderung! Alles soll bleiben, wie es ist!«
    »Ich will das nicht«, antwortete Màr leise. »Ich wünsche mir eine Veränderung.«
    Jetzt war Fionn angekommen, keuchend trabte er auf Tuagh zu. »So …«, stieß er hervor, »so … benimmt man sich nicht.« Dann ließ er sich zu Boden fallen und rieb seine heiß gelaufenen Füße. Verletzt sahen sie nicht aus, daher steckte er sie wieder in die Stiefel und spürte dankbar, wie das kühle Leder sie umfing.
    Erneut blitzte und donnerte es, dass der Bogin für einen kurzen Moment halb geblendet und halb taub war. Dann ließ der Wind plötzlich nach, und der nächste Blitz zuckte weiter entfernt. Die Geschwindigkeit des Gewitters musste sehr hoch sein. Nicht ungewöhnlich in den Bergen, hatte Valnir unterwegs einmal erzählt. Das Wetter schlug innerhalb weniger Augenblicke von strahlendem Sonnenschein zu Unwetter um, und genauso schnell verging es auch wieder. Wenigstens hatte es nicht geregnet – noch nicht. Die Wolkenballungen verzogen sich nämlich noch keineswegs, und Fionn ging davon aus, dass das Gewitter

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