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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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nicht.
    Peredur fuhr fort mit der Geschichte. »Diese da«, er deutete mit dem Zeigefinger wedelnd auf den Meersänger, »landeten einst mit vielen Schiffen an der Ostküste Albalons. Sie wurden gastfreundlich empfangen, und beim Allthing entschieden alle Könige unter dem Vorsitz des Hochkönigs über den Verbleib des unsterblichen Volkes. Sie durften bleiben und eigene Reiche gründen, mussten sich aber dem Gesetz des Hochkönigs unterwerfen.«
    »So ging es lange Zeit gut«, ergänzte Asgell, »bis unser Vater Hochkönig war.«
    Peredur und Asgell, der mit vollem Namen Ceindrech Pen Asgell und wegen seiner magischen Fähigkeiten »der Flügelköpfige« hieß, entstammten dem uralten Geschlecht der Vidalin und konnten auf einen sehr langen Stammbaum zurückblicken. Der Stammvater der Sippe soll ein sehr beredter und schlauer Mann gewesen sein und außerdem sehr zeugungsfreudig, was er an die Nachkommen vererbte. Die Vidalin bildeten das älteste und reinste Adelsgeschlecht Albalons, und so war es nur natürlich, dass es den Hochkönig stellte und dieser Titel auch vererbt wurde. Es gab in der langen Ahnenreihe ein paar schlechte Hochkönige, aber die meisten regierten lange und starben hoch angesehen.
    Peredurs und Asgells Vater nun regierte in einer Zeit des Umschwungs, als sich die Beziehungen zwischen Menschen und Elben drastisch verschlechterten.
    Die Elben schickten Boten, hochgeborene Prinzen, um mit dem Hochkönig zu verhandeln. Sie verlangten nach mehr Land und eigener Gesetzgebung. Der Hochkönig sagte, er könne das nicht allein entscheiden, und berief ein Allthing ein. Dabei wurde beschlossen, dass alles beim Alten bliebe. Denn es gab gar nicht so viele Elben, wie sie Land forderten, jedoch viel mehr Menschen, denen der Platz dann zu knapp würde.
    Die Elben gingen im Zorn. Und mit den Jahren verfestigten sich die beginnenden Fronten und wurden härter. Elben begannen, Menschen zu verfolgen, Menschen verfolgten Elben. Kaum eine Begegnung, die ohne Streit verlief. Und vor allem breiteten sich die Elben trotz der Absage in andere Gebiete aus und beanspruchten die Herrschaft darüber, obwohl diese bereits von menschlichen Gemeinwesen mit ihren Königen oder Baronen bewohnt wurden.
    Der Hochkönig hätte hier eingreifen und am Verhandlungstisch eine Lösung finden müssen, zusammen mit den Vertretern der Menschen und Elben. Stattdessen aber kam es nach langen schwelenden Konflikten schließlich zum Ausbruch des Krieges. Der Hochkönig verlor dabei sein Leben, und der Erbprinz, Peredur, folgte ihm auf dem Thron nach.
    »Ach, wir waren so jung damals«, murmelte Asgell.
    »Hör schon auf damit«, sagte Peredur ruppig. »Das ist so lange vergangen und kommt nie wieder.«
    Fionn musterte ihn. »Was ist dann geschehen?«, fragte er langsam.
    Peredur winkte ab, aber Asgell gab eine Antwort. »Schwarzauge, wie du dir denken kannst. Und es endete in Plowoni.«
    Asgells Gesicht zeigte Trauer. »Schreckliche Dinge sind durch dieses Wesen geschehen, das sich zum Kriegsführer der Elben aufschwang. Und die Geschichte, die erzählt wird – wegen des Herzens und allem anderen – ist wahr. Du hast es selbst erlebt, Fionn, bei dem Angriff vorhin.«
    Peredur sprang auf und ging heftig atmend auf und ab. »Bruder, warum tust du mir das an?«
    »Weil darüber geredet werden muss, das weißt du genau. Alle sollen wissen, was dir angetan wurde, um zu verstehen …«
    »Um was zu verstehen? Dass starb, was unsterblich war, und dass lebt, was sterblich ist?«
    Peredur stellte sich an die Brüstung und starrte auf die Bibliothek hinunter.
    Fionns Augen wurden groß und größer. »Bei allen Wassern des Himmels«, stieß er hervor. »Du … du hast eine Unsterbliche geliebt.«
    Peredurs breite Schultern zuckten. »Ich bin so viele Male hier gewesen. Habe Lady Kymra um Hilfe gebeten. Ich habe dich gespürt, Bruder, und immer vermutet, dass du der Zauberer vom Berge bist, aber …«
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Fionn verdattert. »So viele Hinweise, und ich habe sie ebenfalls nicht verstanden, war blind wie du.« Er griff mit zitternden Fingern nach seinem Becher, denn er musste einen Schluck trinken.
    »Hafren! Sie ist es. Nicht wahr? Wir Bogins haben immer an sie geglaubt, und sie war keine … Erfindung. Sie hat gelebt. Und sie … sie ist gar nicht verschwunden.«
    Peredur setzte sich wieder. Er lehnte sich zurück, fuhr durch seine grauen Haare und stieß seufzend den Atem aus. Dann sah er Fionn an.
    »Nein«, sagte er

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