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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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entkommen waren, und die von Generation zu Generation »merkwürdige Dinge« erzählt bekommen hatten.
    Was jedoch alle miteinander verband, auch die Elben, war eine gewaltige Gedächtnislücke. Keiner, sprichwörtlich keiner – auch der magische Elbenkönig nicht – konnte sich an den Ausgang der Schlacht erinnern. Alle kamen sozusagen erst zu sich, als es vorbei war, und selbst diesen Moment musste Alskár den meisten erst wieder ins Gedächtnis rufen. Tatsache war und blieb, dass nach der Schlacht Frieden geschlossen wurde.
    »Warum bist du nicht nach Sìthbaile zurückgekehrt und hast deinen Thron zurückgefordert?«
    »Dort gehörte ich nicht mehr hin, und es war ja so viel Zeit vergangen«, antwortete Peredur. »Ich war als Hochkönig trotz des Bundes zwischen Menschen und Elben nicht in der Lage gewesen, den Frieden zu halten, aber der Àrdbéana gelang es. Meine Zeit war vorüber. Ich war nun Tuagh und hielt mich fern von allem, was mit Peredur zu tun gehabt hatte. Ich war froh, dass er zur Gespenstermär geworden war. Ich glaubte irgendwann selbst daran.«
    »Aber warum dann die Vergangenheit überhaupt noch bewahren? Warum hat Alskár dir deine Erinnerungen zurückgegeben?«
    »Weil noch viele Fragen offen waren, und weil wir die Lücken schließen wollten, wenigstens für uns. Mein Bruder Asgell war fort, wie so viele verschwunden, und die Welt hatte sich völlig gewandelt. Ein neuer Frieden herrschte, doch wen ich auch fragte, niemand außer uns wenigen erinnerte sich mehr an den Großen Krieg. Es gab keine Aufzeichnungen darüber. Und wir erinnerten uns nur, weil Alskár uns half. Wie konnte das sein?«
    »Und … was war mit uns?«
    »Ihr habt zu dem Zeitpunkt bereits als Sklaven bei den Menschen und Elben gelebt, und es gab nicht mehr viele von euch. Ihr wart zwar nie ein zahlreiches Volk, doch so wenige wart ihr zuvor nicht gewesen. Das war ein weiteres Rätsel, das uns beschäftigte. Wir befürchteten, dass Dubh Sùil insgeheim finstere Pläne schmiedete. So kam Alskár auf die Idee, die Fiandur zu gründen.«
    »Glaubtest du damals denn, dass Asgell noch lebte?«
    »Da war ich sicher. Ich konnte es spüren, tief in mir drin, auch ohne Herz.«
    »Also bist du Tuagh geblieben und auf eine ewige Suche nach Wissen gegangen.«
    »Bereits kurz nach der Schlacht als Mann ohne Gedächtnis hatte ich mir diesen neuen Namen zugelegt. Weil ich eine Axt trug, benannte ich mich der Einfachheit halber danach. Auch nachdem ich meine Erinnerungen zurück hatte, blieb ich dabei, denn mit Peredur verband mich zu viel Schmerz, und alles, was mir vertraut gewesen war, war sowieso dahin.«
    »Aber was ich nicht verstehe … wieso kann die Lady Kymra euch nicht sagen, was geschehen ist? Sie ist doch so weise …«
    »Sie weiß es nicht, mein Freund. Damals interessierte sie sich nicht für die Vorgänge in Albalon. Sie ist uralt, ihre Gedanken sind auf andere Dinge gerichtet und uns kaum verständlich. Sie ist zwar meine und Asgells Patin, aber gekümmert hat sie sich nie um uns. Sie kam ja nicht mal zu meiner Hochzeit und wollte auch nicht Patin meiner Tochter werden, weil sie mit den Elben nichts zu tun haben will. Also brach ich kurzerhand den Kontakt ab. Von der Schlacht hat sie erst viel später erfahren, und dass ich wegen des Fluches noch lebte, wurde ihr erst bekannt, als ich zum ersten Mal bei ihr erschien. Ich hatte mir Antworten erhofft, doch sie konnte keine geben. Immerhin bewirkte mein Erscheinen bei ihr, dass sie Schuldgefühle bekam, weil sie die Katastrophe womöglich hätte verhindern können. Und vor allem den Tod meiner Tochter, was ich ihr am wenigsten verziehen habe. Ich vermute, dass sie deswegen seither Asgell unterstützt.«
    »Weshalb wurde sie eure Patin?«
    »Es war ein Pakt, den der alte Vidalin mit den Tylwytheg schloss, der aus Tradition erhalten blieb. Ich weiß nicht, wie der Urvater das zuwege gebracht hat, oder worum es genau ging. Wahrscheinlich Erpressung.« Peredur zuckte die Achseln.
    »Sie sorgt sich um dich, Peredur, das tut sie wirklich. Sie hat mir etwas für dich gegeben.« Dass sie Fionn aufgetragen hatte, auf ihren Patensohn aufzupassen, verschwieg er lieber. Es klang zu lächerlich. Er reichte Peredur die kleine Phiole, in der sich nicht mehr als fünf Tropfen befinden konnten. »Sie sagte, das sei die Essenz des Friedens, und es gebe nicht mehr davon. Außerdem soll die Wirkung nicht von langer Dauer sein, aber du würdest den Augenblick erkennen, wann du sie

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