Der Fluch der Halblinge
Bogins?«, fragte Fionn dazwischen. »Wo war mein Volk?«
»Dein Volk war da , Fionn«, antwortete Peredur. »Euch haben wir alles zu verdanken. Mit eurer Hilfe gab es wieder gute Ernten. Die Bogins hatten eine besondere Verbindung zu Hafren, und sie arbeiteten alle mit ihr zusammen und unterstützten uns.«
Er rieb sich den Bart und starrte versonnen in die Ferne. »Hafren war mein Sonnenaufgang, an jedem Tag. Ich wollte nie von ihr getrennt sein. Unsere wunderbare Tochter wurde geboren, und damit schien unser Bund vollkommen. Ich war der glücklichste Mann unter der Sonne, und dank Hafren und mit Asgells Ratschlag war ich auch ein guter König. Asgell hatte sich ebenfalls zu einem verantwortungsbewussten Mann gewandelt, der seine Kräfte wohlbedacht einsetzte. Er stand mir treu zur Seite. Jahrelang.«
Und dann, die Brüder hatten die Dreißig längst überschritten, brach der Konflikt, der bei manchen ungebrochen unter der Oberfläche weitergeschwelt hatte, erneut aus. Durch Intrigen und Verschwörung, durch gezielte Hintertreibungen. Dies geschah unter der Führung von Dubh Sùil. Schwarzauge beschwor den zweiten Krieg hervor, heute genannt der Große Krieg.
Der Krieg begann an dem Tag, da Hafren und Peredurs Tochter ermordet wurden. Es sah so aus, als wären es Menschen gewesen, und Dubh Sùil forderte Rache. Aber Asgell fand heraus, dass es eine Tat der Elben gewesen war; speziell ausgebildete Assassinen in Dubh Sùils Diensten. Die wenigen aufrechten Elben, die noch nicht von Dubh Sùils Gift verdorben worden waren, waren entsetzt und unternahmen alles, um den Krieg zu verhindern und die Tat als Angelegenheit der Elben zu behandeln. Doch es war zu spät. Peredurs Volk der Menschen sah sich aufs Schlimmste verraten, und es dürstete ihn danach, den Tod seiner geliebten Hochkönigin, der es so viel zu verdanken hatte, und vor allem den grausamen Tod der unschuldigen kleinen Prinzessin zu rächen.
Peredur konnte den Krieg nicht verhindern, und er war selbst so gezeichnet von Schmerz und Leid, dass er den Kampf als willkommene Gelegenheit ergriff, Rache zu nehmen. Ganz Albalon wurde mit Krieg überzogen, und die letzte und größte Schlacht fand in Clahadus statt, das damals noch anders hieß, bei den Ruinen von Plowoni.
»Und dann kam es so, wie Tiw dir erzählt hat, damals an deinem Geburtstag«, schloss Peredur. »Schwarzauge schlich sich unter Einsatz aller magischen Künste in mein Zelt und stahl mein Herz, und die Schlacht war für die Menschen verloren.«
»Aber für Dubh Sùil auch, nachdem er verschwand«, erwiderte Fionn. »Es musste neu begonnen werden, weil nach der Schlacht niemand mehr übrig war. Und glücklicherweise gelang es der Àrdbéana, das Oberste Gesetz zu schaffen und den Völkern den Frieden zu bringen. Und sie setzte dein Werk in Sìthbaile fort.«
»Ja, so war es.«
Peredur kam zu sich als Mann ohne Gedächtnis. Er wusste nicht, was geschehen war, und niemand sonst konnte es ihm sagen. Er irrte durch die Lande, auf der Suche nach seinen verlorenen Erinnerungen. Wenn er sich darüber wunderte, dass er ungewöhnlich lange lebte und nur sehr langsam alterte, so achtete er nicht weiter darauf, denn es bedeutete ihm nichts.
Er war stumpf und leer.
Ein Jahrhundert mochte so vergangen sein, vielleicht auch mehr. Es gab Jahre, an die konnte der Mann ohne Gedächtnis sich auch später nicht mehr erinnern, es gab immer irgendwelche Lücken. Wahrscheinlich fand er zwischendurch in einem Kampf den Tod, wachte wieder auf und erinnerte sich wiederum nicht mehr. Es kümmerte ihn nicht, er irrte weiter durch die Zeit.
Eines Tages rettete er dem Hochkönig der Elben, Alskár, das Leben.
»Ein Mensch rettet einem Hohen Elben das Leben?«, warf Fionn ungläubig ein.
»Großer König, lausiger Kämpfer, und manchmal ein wenig ungeschickt«, brummte Peredur. »Er erkannte mich und half mir, mein Gedächtnis wiederzufinden, wenigstens zum Teil. Das gefiel uns beiden nicht, aber wir hatten keine Wahl – die Vergangenheit musste zurückgeholt werden, weil wir verstehen wollten, wie die neue Welt aufgebaut worden war. Die Àrdbéana war die Erste gewesen, die sich nach dem Schock gefangen hatte und Sìthbailes verwaisten Thron übernahm, um das Ideal des Friedens zu bewahren. Doch wir glaubten nicht daran, dass Dubh Sùil für immer verschwunden war.«
Mit der Zeit fanden sie noch weitere Überlebende, wie Morcant, und auch ein paar menschliche Nachkommen jener Soldaten, die der Vernichtung
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