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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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    »He, wollt ihr wohl eure nassen Sachen ablegen?«, wurden sie empfangen, kaum dass sie über die Schwelle getreten waren. Von außen sah das Haus gar nicht wie ein Gasthaus aus, und gleich darauf begriff Fionn auch, warum. Sie standen in einem von Vorhängen geschützten Windfang eines Wohnhauses, und Tuagh fing sofort an, den Umhang und die Stiefel auszuziehen.
    »Dagrim Kupferfeuer, hier ist dein alter Freund Tuagh, und ich grüße dich. Es tut mir leid, wir müssten uns nackt ausziehen, um …« Weiter kam er nicht, sondern wurde augenblicklich unterbrochen.
    »Dann eben nackt, aber so tropfnass kommt mir keiner … Moment mal, wieso alter Freund, und was heißt wir?«
    Der Vorhang wurde beiseitegerissen, und Fionn sah sich einem Zwerg gegenüber. Er hatte ungefähr seine Größe, war aber bedeutend breiter und massiger, fast quadratisch. Sein roter Bart wurde von einer silbernen Klammer auf der Brust zusammengehalten, seine ebenfalls roten Haare waren in jede Menge Zöpfe geflochten, die ihm bis auf die Schultern fielen. Er besaß eine dicke Knubbelnase und listige, äußerst wachsame blaue Augen.
    »Bist du verrückt geworden? Hast du noch alle Spitzhacken in der Mine versammelt? Wofür bringst du einen Bogin mit – und was willst du überhaupt hier, Tuagh?«
    »Essen, trockene Kleidung, ein Lager für die Nacht.«
    »Wa … spinnst du? Am besten noch gratis? Von welchem Webstuhl bist du gefallen?«
    »Nur für eine Nacht, Dagrim.«
    »Weißt du überhaupt, was hier los ist?«
    »Sag du’s mir. Bei Tee und ein wenig Zwieback.«
    Der Zwerg sah aus, als würde er jeden Moment explodieren, er lief rot an, und sein Kopf schien anzuschwellen. »Das ist doch der Abgrund! Welch eine Unverschämtheit, ich würde nie …«
    »Dagrim«, unterbrach Tuagh sanft. »Wir sind nass und frieren.«
    Die buschigen Augenbrauen des Zwerges sträubten sich; sie waren die einzigen Haare, die nicht gezähmt waren. Seine Augen verschossen blaue Blitze. Fluchend und schimpfend verschwand er und kehrte gleich darauf mit zwei dicken Schafwollcapes zurück. »Da, wickelt euch darin ein, wenn ihr die Sachen ausgezogen habt. Und rührt sie ja nicht an! Ziba erledigt das.«
    Ziba? Etwa eine Zwergenfrau? Endlich würde sich das Geheimnis lüften! Fionn war sofort munter und beeilte sich, aus den klatschnassen Sachen zu kommen. Das dicke Cape fühlte sich angenehm rau, aber nicht kratzig auf der Haut an und wärmte sie sofort. Leise patschend folgte der Bogin seinem Begleiter in einen großen Wohnraum mit niedriger Decke, sodass Tuagh sich nur mit eingezogenem Kopf bewegen konnte. Das Haus war aus Stein und Holz gebaut, wie bei den Menschen, und sehr gemütlich. Knorriges Mobiliar, ein Sofa und zwei Sessel mit dicker Polsterung, Esstisch und Stühle, und ein großer Kamin, der alles anheimelnd erwärmte. Eine schmale Stiege führte in den ersten Stock, wo vermutlich die Schlafräume lagen. Fionn sah keine Kochstelle, also gab es wie bei seinem Herrn auch eine eigene Küche.
    Er drehte sich schnell um, als er ein Geräusch vom Eingang hörte, doch zu spät, seine Kleidung war verschwunden, und die Zwergin auch, ohne dass er einen Zipfel ihrer Schürze erblickt hätte.
    Enttäuscht kroch er auf das Sofa, das gerade die richtige Höhe für ihn aufwies, wohingegen Tuagh Schwierigkeiten hatte, seine langen Beine unterzubringen.
    Dagrim kam mit einem Tablett voller Sachen: Schmale, hohe Humpen, aus denen der Duft heißen Mets dampfte, und auf Tellern Braten mit eingelegtem Gemüse, frischem dunklem Brot und Butter.
    »Tee und Zwieback, so was! Habe noch nie eine derartige Beleidigung erdulden müssen, eine Frechheit ist das«, murmelte er vor sich hin, während er alles auf dem kleinen Tisch absetzte und verteilte.
    »Slént«, sagte Tuagh lächelnd und stieß mit ihm an.
    Fionn hob seinen Humpen und nippte an dem Honigwein. Oh, bei allen silbernen Haarfäden Hafrens, war der gut. Und tat gut. Verzückt lächelnd nahm er sich einen Teller, dankte dem Gastgeber für seine Großzügigkeit und fing an zu essen. Nein, zu genießen.
    Dagrim beobachtete ihn mit gerunzelter Stirn. »Höflich ist er ja«, stellte er fest. »Und wenn ich mir seine Füße so anschaue – er ist ein Bogin. Der, nach dem diese spitzohrigen Magerlinge suchen?«
    Fionn konnte nicht antworten, weil er mit Kauen beschäftigt war, er begnügte sich mit einem leichten Kopfschütteln. Die Bemerkung hinsichtlich der Elben überraschte ihn nicht; die beiden Völker waren sich

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