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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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breite, gut befestigte Straße, die zum offenen Stadttor führte. Allzu viel war nicht los, was kein Wunder war bei dem Wetter und zu der vorgerückten Stunde. Auf den Weiden ringsum standen Pferde und Rinder mit hängenden Köpfen, nur den dickwolligen Schafen schien die platschende Nässe gar nichts auszumachen; sie grasten eifrig und führten sogar schon die ersten Lämmchen mit sich.
    Als sie den letzten Hügel erreichten, bekam Fionn einen guten Überblick und sah auch den Seitenarm des Ukka wieder, der mitten durch die Stadt floss. Der junge Bogin schätzte, dass er an dieser Stelle nur einen halben Steinwurf breit war, und er zählte vier Brücken, zwei für Fuhrwerke und zwei nur für Fußgänger.
    Uskafeld war tatsächlich nicht so groß, von hier aus betrachtet, aber auch nicht so klein, wie Fionn nach Tuaghs Schilderung angenommen hatte.
    Ein paar tausend Einwohner mochte die Stadt schon zählen, deren Häuser rings um das große Marktzentrum hüben und drüben des Ukka-Armes angeordnet waren. Am Fluss entlang waren große Warenhäuser gebaut worden, und es gab mehrere Schmieden, Pferdeställe, Viehkoppeln, Fahrzeugbauer und Gemischtwarenläden, die Ausrüstung für Reisende boten. Das Angebot reichte von Wanderstiefeln bis zu Kochgeschirr, wie Tuagh erzählte.
    Entlang der Stadtmauer waren die Karawansereien untergebracht. Bereits von hier aus war das chaotische Durcheinander ersichtlich, das trotz des Regens dort herrschte.
    Das Tor, das Fionn zunächst am meisten interessierte, war nicht bewacht, und die beiden Reisenden konnten ungehindert passieren.
    »Ich sehe keine Burg«, stellte Fionn erstaunt fest.
    »Uskafeld hat sich nie einem Herrn unterworfen«, antwortete Tuagh. »Es hat sich schon immer selbst verwaltet, auch wenn es der Àrdbéana tributpflichtig ist. Wie jeder Landesherr in Albalon.«
    »Das muss doch eine Goldgrube für Räuberbanden sein …«
    »Es gibt eine Stadtgarde, aber die ist natürlich nahezu machtlos gegen eine gut organisierte Truppe von hundert oder mehr Kämpfern. Die Bürgermeisterin verfügt allerdings über Brieftauben, und innerhalb eines Tages sind die Truppen der Àrdbéana hier und räumen auf. Und dieser Umstand ist allerorten bekannt. Schutz gegen Tribut – die Herrin fackelt bei so etwas nie lange; und es funktioniert. Bisher haben alle Banden teuer für ihre Dreistigkeit bezahlt. Deshalb kommen organisierte Aggressionen schon lange nicht mehr vor.«
    Die Stadt selbst bot allerdings keinen Vergleich zu Sìthbaile, und das lag nicht nur an der bedeutend geringeren Größe.
    Nur die Hauptstraßen, die zu den vier nach den Himmelsrichtungen orientierten Stadttoren führten, besaßen ein Pflaster, alle anderen Wege waren bestenfalls gestampft. Was bedeutete, dass momentan durch den Regen alles aufgeweicht war und die Fuhrwerke in den schlammigen und viel zu schmalen Gassen steckenblieben. Die Folge war pures Chaos. Es ging nichts mehr vorwärts, nicht einmal die Fußgänger kamen mehr durch. Noch problematischer war es an den Stellen, wo zwei Fuhrwerke nicht aneinander vorbeikamen.
    »Ein Tag Regen, und alles bricht zusammen«, bemerkte Tuagh leichthin.
    Sie versanken inzwischen ebenfalls tief im Morast, das Vorwärtskommen war mühsam. Die Kleidung war nun nicht nur nass, auf ihr baute sich zusätzlich eine dicke Schlammschicht auf. Fionn überlegte, die Stiefel auszuziehen, um sie zu schonen, aber seine Füße hätten ihn verraten. Also musste er hoffen, dass sie diese Überbeanspruchung überstanden …
    Abgesehen von ein paar festen, gut überdachten Bauten hatten verständlicherweise keine Stände geöffnet, aber das hätte auch gerade noch gefehlt. Fionn war sicher, dass sich dieses Durcheinander schon so niemals wieder lösen lassen würde. Der Ansicht schienen auch die Menschen, Elben und Zwerge zu sein, die feststeckten und sich lautstark beschwerten oder Streit miteinander anfingen. Das ging bis zu Handgreiflichkeiten, sodass Ordnungshüter eingreifen mussten. Teilweise mussten die beiden Reisenden über Deichseln klettern, um auf die andere Seite zu gelangen, und konnten zweimal gerade noch vermeiden, in einen eskalierenden Streit hineinzugeraten, an dem sich immer mehr aufgebrachte Personen beteiligten.
    Fionn sah aber auch noch etwas anderes. Er sah, dass die Häuser keineswegs so solide wie in Sìthbaile gebaut waren; manche in der Nähe der Mauer gelegene waren sogar nur windschiefe Hütten, aus allem Möglichen zusammengezimmert. Er sah, und das war

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