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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Verhör aussagen?«
    »Die Wahrheit.«
    Der Oberste Haushofmeister rieb sich das Kinn und ließ den langen schmalen, weißen Bart durch seine Finger gleiten. »Und wie denkst du darüber? Ist ein Bogin fähig zum Mord oder nicht?«
    »Das geht mich nichts an«, antwortete der Elb. Er wies auf die anderen drei. »Keinen von uns.«
    »Gut.« Pirmin war zufrieden. »Gebt ihnen, wonach sie verlangen, ich brauche sie bei Kräften und Gesundheit«, ordnete er an und machte sich auf den Weg zurück nach oben.

KAPITEL 7
    DAGRIM UND DIE UNSICHTBARE
    Ich schenke euch meine Kraft.
Ich gebe mich euch. Lasst euch hineinsinken
in meine schützenden Arme.
*
    Fionn war sofort wach, als Tuagh ihn weckte. Er hatte sehr tief und traumlos geschlafen, und nun fühlte er sich zu seiner Überraschung erholt. Die Schulter schmerzte noch leicht, ansonsten hatte er die Schrecken der Nacht gut überstanden. Sogar die Kleidung war ziemlich trocken, und er konnte sie anlegen. Die Stiefel, die er zum Schlafengehen ausgezogen hatte, hatten den Überfall ebenfalls anstandslos überstanden, und seine Füße glitten heute leicht hinein.
    Der Wanderkrieger musterte ihn kritisch. »Eines muss man euch Bogins lassen, ihr seid hart im Nehmen. Das lange eisige Bad scheint dir nichts ausgemacht zu haben.«
    Fionn schüttelte den Kopf. »Wir sind tatsächlich robust und werden nur sehr selten krank. So etwas wie Fieber und verstopfte Nase kennen wir nicht.« Er grinste schief. »Wenigstens etwas, nicht wahr?«
    »Es wird immer mehr, und so allmählich bin ich fasziniert von eurem Volk. Warum weiß man nichts über euch, mit Ausnahme eurer Sklavenhalter?«
    »Ich nehme an …«
    »Es war eine rhetorische Frage, Fionn.«
    »Oh … äh … dann war es also ein Scherz?«
    »Nur eine rheto-«
    »Schon gut.«
    Tuagh reichte ihm einen Becher mit heißem Tee und die letzten Reste der Vorräte. Fionn musste das Brot in den Tee tunken, weil es hart wie Stein war und selbst von kräftigen Boginzähnen nicht mehr ohne Weiteres durchgebissen werden konnte. Aber besser so als verschimmelt. Der Käse schmeckte schon ein wenig ranzig, war aber noch genießbar.
    »Gut, dass wir heute in die Stadt kommen«, bemerkte Fionn. »Dort gibt es bestimmt frische Sachen.«
    »Ganz bestimmt. Aber wie willst du sie erhalten?«
    Fionn spürte, wie seine Wangen heiß wurden; vermutlich nahmen sie endlich einmal den rosigen Glanz an, den Bogins üblicherweise haben sollten. »Ähm, tja, keine Ahnung.«
    Tuaghs Miene zeigte keine Regung. Er stand auf und packte zusammen, und kurz darauf brachen sie auf. Fionn warf einen Blick zurück; abgesehen von dem aufgewühlten Boden und ein paar dunklen Flecken war nichts von dem nächtlichen Überfall zu erkennen. Genauso verfuhr er auch mit seinen Erinnerungen: Tief verbergen und Spuren löschen. Es durfte ihn nicht beeinflussen, denn das war erst der Anfang. Dieses Ereignis war nichts Besonderes gewesen, nur ein Überfall irgendwelcher mörderischer Kreaturen, so, wie eben Raubtiere auf die Jagd gehen. Mehr Bedeutung war dem nicht beizumessen.
    Sein Magen knurrte, aber auch daran würde er sich gewöhnen. In wenigen Stunden würde er sein erstes großes Ziel erreichen und mit der Suche nach Tiw beginnen. Aufgeregt folgte er dem Wanderkrieger, der mit seinen langen Beinen schon ein gutes Stück voraus war. Fionn war aufgekratzt und zuversichtlich.
    Was konnte jetzt noch groß passieren?
     … Regen, beispielsweise.
    »Das ist gut«, erklärte Tuagh, als sie im strömenden Regen, die Kapuzen so tief wie möglich in die Stirn gezogen, auf die bereits sichtbare Stadt zustapften. Aufgrund des schlechten Wetters hatten sie weitaus mehr Stunden gebraucht als angenommen. Mittags hatten sie Schutz in einem Wäldchen suchen müssen, als ein Hagelsturm aufzog, und erst nach einer Stunde weiterziehen können. »Da wirst du überhaupt nicht auffallen, und niemand wird Lust verspüren, genauer nachzusehen.«
    Fionn konnte kaum etwas erkennen, von der Kapuze tropfte es unablässig, und er fühlte sich völlig durchweicht. Der Umhang war gut verarbeitet und hielt noch, aber seine Beinkleider und Stiefel waren durchtränkt, und ebenso die Ärmel. Es war nicht viel anders als das Bad im Ukka gestern Nacht, da hätte er sich das Trocknen sparen können. Der junge Bogin fror jämmerlich, und es hätte ihn nicht gewundert, wenn es auch noch zu schneien begonnen hätte. Was vielleicht sogar angenehmer gewesen wäre … nicht so nass.
    Der Pfad mündete in eine

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