Der Fluch der Halblinge
gewesen wärt! Und damit wären wir bei unserem letzten anwesenden Gefährten, der dir wohlvertraut sein dürfte.«
Und Tuagh trat ins Licht.
»Willkommen im Leben, Fionn Hellhaar«, sagte er.
»Warum nur bin ich nicht überrascht«, murmelte Fionn.
»Jeder von uns ist auf die eine oder andere Weise durchs Feuer gegangen und hat diese Prüfung durchgestanden«, erklärte der Wanderkrieger ruhig.
»Dann tut es dir nicht einmal leid, was ihr mir angetan habt?«
»Nein. Bei dem, was du vorhast, musst du vorbereitet sein, und wir haben nicht viel Zeit zur Verfügung. Außerdem mussten wir herausfinden, wie stark du bist. Und ob du … der bist, der du vorgibst zu sein.«
»Was?«
»Ja.« Tiw nickte. »Es … gehen merkwürdige Dinge vor, Fionn. Um dir die wichtigste Frage gleich zu beantworten: Nein, ich habe meinen Magister nicht ermordet. Ich habe kurz vor dir seinen Leichnam gefunden und bin sofort abgehauen, weil es eine abgekartete Sache war. Alles sollte darauf hindeuten, dass ein Bogin, am besten ich, die Tat begangen hatte. Ein blutiger Urram lag dort, den habe ich mitgenommen.«
»Und was ist mit den Seiten?«
Tiws Augen blitzten auf. »Du hast aufgepasst. Sie waren weg. Der Mörder hat sie mitgenommen. Ich habe noch einiges in Ordnung gebracht, damit es nicht nach Raub aussah.«
»Aber warum nicht?«
»Weil dann noch mehr Fragen gestellt worden wären. Als ich aus dem Zimmer raus bin, hörte ich dich antrampeln.«
»Ich bin doch nicht …«
»Wie auch immer. Ich musste so schnell wie möglich raus aus der Stadt. Zum Glück wusste ich, wo Tuagh Quartier genommen hatte – wir hatten ja ein Treffen vereinbart –; also bin ich hin, hab ihm alles erzählt, hab ihn gebeten, dich da rauszuholen, und dann bin ich vorausgelaufen, um euch hier in Uskafeld wieder zu treffen. Es wäre zu gefährlich gewesen, wenn wir alle zusammen unterwegs gewesen wären; wenigstens einer von uns sollte durchkommen.«
Fionn starrte Tuagh an. »Dann war unsere Begegnung also gar kein Zufall?«
»Ja und nein. Ich wollte gerade zum Haus deines Meisters, als das ganze Chaos ausbrach. Ich war auf einen Turm gestiegen, um mich umzusehen, und entdeckte dich auf der Flucht. Ich konnte es kaum fassen und wollte dich gerade abfangen, da kamen mir diese beiden Trottel in die Quere.«
»Aber du bist dann noch einmal weg!«
»Ja, ich wollte Ian Wispermund die Nachricht zukommen lassen, dass ich dich gefunden habe und umgehend mit dir nach Uskafeld gehe, aber es waren schon zu viele Wachen unterwegs, und ich wollte es nicht riskieren, dass der Bote abgefangen wird. Ich musste davon ausgehen, dass euer Haus überwacht wurde. Also kehrte ich unverrichteter Dinge um und suchte nach dir.«
»Wie konntest du davon ausgehen, mich so leicht zu finden …«
»Fionn, wie weit hättest du schon laufen können? Außerdem war mir klar, dass du umgehend in die nächsten Schwierigkeiten gerätst.«
Fionn blinzelte. »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Aus demselben Grund, weswegen du all dies durchmachen musstest.« Tuagh deutete zum Fenster. »Dort draußen lauert ein schrecklicher Feind, und alle Zeichen deuten darauf hin, dass er euch Bogins in die Fänge bekommen will. Wenn unsere Vermutungen zutreffen, dass er Verbündete im Palast hat, ist es möglicherweise schon soweit. Wir können nur hoffen, dass die Àrdbéana euch in ihrer Weisheit aus diesem Grund in Schutzhaft genommen hat.«
Fionn griff sich an den Kopf. Er war verwirrt, seine Schläfen pochten. Er begriff nichts, und statt Antworten zu erhalten, stellten sich immer nur noch mehr Fragen. »Was genau ist … die Fiandur?«
»Sie wurde einst von Alskár, dem Hochkönig der Elben, gegründet«, antwortete Morcant. »Die meisten Mitglieder zählten schon immer die Menschen, denn nur wenige von uns Elben machen sich Gedanken über das, was war – ich muss es leider eingestehen. Sie verdrängen es, oder sie heißen die Entwicklung gut, was häufiger zutrifft. Dein Meister Ian Wispermund gehört auch dazu, er übernahm den Platz seines Vaters.«
»Insgesamt, denn nicht alle sind anwesend, sind wir Zweiundzwanzig«, erläuterte Tiw weiter. »Jetzt mit dir wieder.«
»Und wenn ich gar kein Mitglied sein will?«
»Willst du es nicht?«
»Ich will wenigstens gefragt werden!«, sagte Fionn wütend. »Ihr habt mich belogen, betrogen und hintergangen, allesamt! Und gequält, auf grausamste Art und Weise! Nenn mir einen Grund, warum ich eurer … eurer Heldenvereinigung beitreten
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