Der Fluch der Halblinge
welchem Volk er oder diese Leute sind. Schwarzauge verschwand nach dem Krieg, doch der Hochkönig der Elben hegte Sorge, dass er eines Tages zurückkehren könnte. Dubh Sùil werden magische Kräfte nachgesagt.«
»Mit denen er unter anderem einem Menschen das Herz stehlen könnte«, sagte Fionn langsam.
»Richtig«, stimmte Cyneweard zu und nickte anerkennend.
»Und wenn es ein Einzelner ist, muss es sich um einen Elben handeln, denn ein Mensch kann nicht so lange überleben«, schloss Fionn weiter.
Morcant hob den Finger. »Das ist nicht gesagt, Fionn, wenn Magie im Spiel ist. Einige der Völker sind zudem langlebig. Aber ich gebe dir recht: Die Vermutung, dass es sich um einen Elb handelt, liegt leider sehr nahe. Falls es sich nur um eine Person handelt.«
»Aber wie kommt ihr darauf, dass es eine … hm, Verschwörung dieses Dubh Sùil geben könnte?«
»Ich neige zu der Auffassung, dass es eine Gruppe ist, so wie die Fiandur«, antwortete Màni. »Meine Schwester und ich haben uns angeschlossen, weil seit vielen Jahren merkwürdige Dinge vor sich gehen, die einem nur auffallen, wenn man darauf achtet. Es gibt Verflechtungen zwischen den Völkern, die tiefer reichen als der Friedensschluss, doch die finden nur auf den höchsten Ebenen statt. Das gemeine Volk bekommt davon nichts mit – die Elben eingeschlossen, zumindest diejenigen Sippen, die für sich leben. Es finden Verschiebungen von Vermögen statt, die nicht nachvollzogen werden können, unerwartete Machtwechsel bei Landesherren, ja selbst gewählte Stadträte oder Bürgermeister scheinen nicht mit rechten Dingen auf ihre Positionen gelangt zu sein.«
»Kurz gesagt«, unterbrach Màr ihre Zwillingsschwester, »die Völker glauben, frei zu sein, sind es aber gar nicht. Sie werden geschickt manipuliert und dorthin geführt, wo Schwarzauge sie haben will. Nach und nach werden höchste Positionen besetzt und es gelangen immer mehr Personen zu Macht, die … nun, die nichts Gutes im Sinn haben. Es werden immer mehr Gesetze erlassen und Beschränkungen eingeführt, Steuern erhöht, Zollbestimmungen geändert. Und diese neue Meldepflicht hat auch keinen guten Grund, außer dem, alle unter Kontrolle zu bekommen. So wie es mit den Bogins geschah, indem sie zu rechtlosen Sklaven wurden.«
»Aber warum?«, rief Fionn.
»Genau darum geht es«, sagte Tiw. »Wir waren einst frei. Warum sind wir es nicht mehr? Wir sind der Schlüssel zu all dem, es kann nicht anders sein. Deshalb hat mein Magister mich eingeweiht.«
»Aber die Àrdbéana …«, setzte Fionn an und wusste nicht mehr weiter.
»Hier komme ich ins Spiel«, sagte Morcant. »Wir konnten die Versammlung nicht mehr abhalten, weil irgendjemand dahinter gekommen war, was wir vor der Àrdbéana zur Sprache bringen wollten. Dafür hat unser armer Freund Brychan sein Leben lassen müssen, und durch die gestohlenen Seiten weiß der Feind nun, was wir wissen – und hat sofort gehandelt.« Er wies auf sich. »Ich bin dabei, weil ich glaube, dass die Àrdbéana seit Jahren manipuliert wird, genau wie alle anderen auch. Ich bin davon überzeugt, dass sie in Wirklichkeit gar nicht mehr die Herrscherin am Hofe ist, sondern benutzt wird. Ihr Hofstaat wird unterwandert, und der Tag des Putsches ist nicht mehr fern. Das will ich verhindern.«
»Und ihr Zwerge?«, wandte Fionn sich an Dagrim, Randur und Valnir. »Weshalb seid ihr dabei?«
»Seit Jahren werden unsere Pfründe geplündert«, antwortete Dagrim. »Es finden Überfälle in den Minen statt. Manchmal erpresst uns ein Fürst oder Baron auch ganz offen. Außerdem haben wir Grund zu der Annahme, dass es irgendwo eine, wenn nicht mehrere, riesige Waffenschmieden gibt, da die Nachfrage nach Eisenerzen mehr und mehr steigt. Jemand bereitet vielleicht einen Krieg vor, und dann werden wohl wir zu Sklaven gemacht werden, um für andere Herren Erze abzubauen und Waffen zu schmieden.«
Fionn hob die Hand. »Genug!«, sagte er. »Das ist genug für heute. Jetzt … kann ich nicht mehr. Ich habe rasende Kopfschmerzen, mir ist übel. Ich habe Hunger und Durst, und mein ganzer Körper schmerzt. Ich stehe unter diesem schäbigen Umhang nackt und schmutzig vor euch, und mein Zorn … wächst und wächst. Lasst mich jetzt in Ruhe. Ich muss nachdenken, ich will mich waschen, ich …«
»Du solltest Schauspieler werden«, unterbrach Dagrim. »Die Zwerge würden dir zu Füßen liegen bei dieser Theatralik. Geh nach oben, dein Zimmer kennst du ja, und durch die zweite Tür
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