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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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möglichst lange leiden musste. Lukas hatte noch genau vor Augen, in welch erbärmlichem Zustand Christian gewesen war, als er ihn mit Raimund und zwei inzwischen toten Gefährten befreit hatte. Die Gelegenheit dazu hatte ihnen Dietrich von Landsberg verschafft, Ottos jüngerer Bruder.
    Es bestand nicht die geringste Aussicht, dass seine Freunde hier auf der Meißner Burg ihn befreien konnten. Sie würden sterben bei dem Versuch. Also hoffte er, dass sie vorsichtig genug waren, es gar nicht erst zu wagen.
    Was hatte sich Marthe nur dabei gedacht, als sie vorgetreten war und Albrecht verflucht hatte? Zugegeben, ohne ihr Eingreifen würde jetzt sein Kopf zur Abschreckung über dem Burgtor hängen. Doch war das hier nun besser, als durch einen schnellen Schwerthieb zu sterben? Ihr musste doch klar gewesen sein, dass sie ihn nicht retten konnte und sich selbst in Todesgefahr brachte!
    Was hatten die Kerle ihr inzwischen angetan? Allein der Gedanke daran machte ihn rasend.
    Er konnte das Bild nicht aus seinem Kopf löschen, wie Randolf ihr einst Gewalt angetan hatte. Und wie er sie gefunden hatte, nachdem Ekkehart sie sich zu Willen gezwungen hatte. Wenn er sich jetzt vorstellte, dass sich vielleicht eine ganze Meute im Kerker auf sie gestürzt hatte oder es gerade tat – das schmerzte ihn mehr als die Striemen und Brandwunden.
    Was konnte er tun, was würde Marthe jetzt helfen?
    Nichts. Er hing hier in Ketten, und gleich würden sie wieder kommen und ihn martern, bis er verreckte oder den Verstand verlor.
    Sollte er einen schnellen Tod für sich heraufbeschwören? Wäre es für Marthe leichter, ihn tot zu wissen als der Folter ausgesetzt? Oder würde Albrecht sie dann auch umbringen lassen?
    Warum nur hatte sie das getan? Es gab nicht den geringsten Anlass zu glauben, dass sie ihn retten konnte. Doch bestimmt hatte sie einfach aus dem Herzen heraus gehandelt, wie sie es meistens tat, ungeachtet der möglichen Folgen, und sich dabei im tödlichen Netz verfangen.
    Ich hätte auf dich hören sollen, Liebste!, dachte er. Damals, als du sagtest, wir sollten fortgehen. Jetzt habe ich nicht nur uns beiden den Tod gebracht, sondern vielleicht auch noch jenen, die unter Verdacht stehen, uns helfen zu wollen. Und Gott allein weiß, was aus den Kindern geworden ist – aus Clara und Daniel, von Thomas ganz zu schweigen …
    Das Schloss rasselte, der Riegel wurde beiseitegeschoben und die Tür geöffnet. Vom jäh einfallenden Licht geblendet, sah Lukas als Erstes nur das Becken mit rot glimmenden Kohlen, das hereingetragen wurde.
    Also würden sie ihn erneut mit glühenden Eisen quälen. Vergeblich versuchte er, seine Furcht niederzukämpfen. Wie lange würde er durchhalten, ohne um Gnade zu flehen? Jeder ließ sich durch Folter brechen; das war nur eine Frage der Zeit.
    Bald hatten sich seine Augen so weit an das Fackellicht gewöhnt, dass er erkannte, wer das Folterkommando anführte: sein Schwager Gerald.
    »Du musst dich natürlich besonders anstrengen, damit Albrecht dir dein Zögern im Kloster nachsieht?«, brachte er heraus. Es war mehr ein Keuchen als Sprechen, da er kaum Luft bekam. Aber irgendwie erfüllte es ihn mit grimmiger Freude, das gesagt zu haben.
    »Maul halten!«, meinte Gerald gleichgültig und befahl dem Mann mit den glühenden Kohlen: »Stell das Becken hier ab und mach die Eisen heiß!«
    Jetzt erst erkannte Lukas den Zweiten und glaubte für einen Moment, falsch zu sehen: Guntram, Jonas’ Sohn!
    Nun, es war naheliegend, sich Kohlen und Eisen beim Schmied zu besorgen. Doch was mochte in dem jungen Burschen vorgehen, wenn er die Folter mit ansehen oder ihm sogar eigenhändig die glühenden Eisen ins Fleisch drücken musste?
    Bleib bloß ruhig und verrate dich nicht!, dachte Lukas. Es sollen nicht noch mehr Menschen meinetwegen sterben. Vielleicht vermochte er ihm eine verschlüsselte Botschaft mitzugeben, irgendeinen Satz, aus dem kein anderer einen Sinn herauslesen konnte. Möglicherweise hatte sich der junge Schmied sogar deshalb für diese grausame Arbeit gemeldet. Schon suchte Lukas in Gedanken nach Worten, die nichtssagend klangen, aber seine Freunde davon abhielten, ihr Leben für ihn fortzuwerfen.
    Die beiden Wachen hinter Gerald und Guntram tauschten einen erwartungsfrohen Blick, voller Vorfreude darauf, was ihnen gleich geboten würde.
    Mit einem Ziehen im Leib sah Lukas, wie Guntram drei verschieden geformte Eisen aus einem Lederbeutel holte und zwischen die Kohlen legte. Dann zog er das

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