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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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nächste heraus – doch diesmal war es ein Dolch. Hastig drehte er sich um und schnitt dem überraschten Wächter die Kehle durch. Noch während er beiseitetrat, um nicht vom Blutstrom getroffen zu werden, hatte Gerald der zweiten Wache seinen Dolch ins Herz gestoßen.
    Das war blitzschnell und fast völlig lautlos vor sich gegangen. Die einzigen Geräusche waren ein kurzes Röcheln der ersten Wache und der dumpfe Aufprall der beiden Leichname auf dem Kerkerboden.
    Sprachlos vor Staunen sah Lukas auf seinen Schwager und den Schmied – dieses sonderbare Bündnis – und die beiden toten Wachen.
    Schon war Guntram bei ihm und sprengte mit einem Hammerschlag die Kette auf, mit der die schwere Steinkugel an seinen Füßen befestigt war. Dann schnitt er das Seil durch, das ihn an der Decke hielt. Gerald fing ihn auf, ließ ihn zu Boden gleiten und zog einen Schlüssel aus dem Almosenbeutel, um die Ketten an seinen Handgelenken aufzuschließen.
    »Du könntest wenigstens ein bisschen schreien, damit die Kerle draußen sich nicht wundern«, knurrte er.
    Immer noch völlig verblüfft darüber, dass ausgerechnet sein ungeliebter Schwager, Albrechts Marschall, sein Leben aufs Spiel setzte, um ihm zu helfen, fiel Lukas lediglich eine zynische Bemerkung ein: »Reicht nicht auch ein Stöhnen? Ich würde gern als Held in die Geschichte eingehen …«
    »Angesichts deiner Großmäuligkeit bereue ich schon, dass ich deinetwegen meinen Kopf riskiere«, wies ihn Gerald schroff zurecht, während er seinen Dolch an den Kleidern eines der Toten abwischte und zurück in die Scheide steckte.
    »Entschuldige«, gab Lukas klein bei. »Ich sollte dir wohl danken.«
    »Ja, das solltest du!«, meinte Gerald und versuchte, ihm aufzuhelfen. Um dabei vor Schmerz aufzustöhnen, musste sich der Gefangene nicht sonderlich mühen.
    »Ich bin etwas überrascht … von diesem merkwürdigen Bündnis … und deinem Gesinnungswechsel. Was hat dich dazu gebracht?« Das wollte er wirklich wissen.
    »Ich stehe in deiner Schuld, weil du Marthe geholt hast, als meine Frau starb. Außerdem habe ich noch eine eigene Rechnung zu begleichen, die dich nichts angeht. Und was den jungen Schmied betrifft …« Er wies zu Guntram, der sich mit Mühe ein Lächeln ins Gesicht zwang angesichts der Folterspuren auf Lukas’ Körper.
    »Du unterschätzt mich. Glaubst du, ich bin so dumm, an einen Zufall zu glauben, dass ausgerechnet einer von deinen Freiberger Freunden in Meißen auftaucht, nachdem deine Stieftochter herbefohlen wurde? Allerdings hatte ich Mühe, deinen Mann von der Aufrichtigkeit meines Vorhabens zu überzeugen.«
    »Ich hätte auf jeden Fall mitgemacht«, beteuerte Guntram hastig. »Ich hab mir doch selbst schon den Kopf zergrübelt, wie ich Euch und Marthe helfen kann …«
    »Was ist mit ihr? Und mit Daniel?«
    »Daniel ist fort; niemand weiß, wohin. Als sich die Lage zuspitzte, marschierte er seelenruhig zu den Ställen, behauptete, einen Auftrag des Waffenmeisters ausführen zu müssen, und wurde seitdem nicht mehr gesehen. Er wird sich in Sicherheit gebracht haben. Und deine Frau … Soweit ich weiß, hat vorerst niemand gewagt, ihr etwas anzutun. Jetzt bewacht Hartmut das Verlies und sorgt dafür, dass keiner zu ihr gelangt, den er nicht dort haben will. Aber um die zwei müssen wir uns später sorgen. Jetzt erst einmal … Hier, zieh das über!«
    Er holte unter seinem Bliaut einen Kittel und eine Gugel hervor, außerdem ein Seil, das er beiseitelegte. Dann warf er einen Blick auf Lukas’ angeschwollene, in unnatürlichem Winkel stehende Fingergelenke und meinte: »So wirst du nicht weit kommen.«
    Er griff nach der Hand, holte mit einem Blick Lukas’ Einverständnis ein und zog mit einem kräftigen Ruck.
    Lukas sprühten Sterne vor Augen, ihm wurde speiübel, er beugte sich zur Seite und erbrach, was er noch im Magen hatte. Doch nach dem ersten jähen Schmerz wurde es besser.
    »Endlich mal ein überzeugendes Geräusch für die da draußen«, bemerkte Gerald mit einer Spur Häme. »Und wenn wir sie hereinholen, sollte es hier wirklich nach verbranntem Fleisch riechen.«
    Ungerührt griff er nach einem der Eisen und drückte die glühende Spitze einem der Toten in die Haut. Es zischte und knisterte, und sofort erfüllte beißender Gestank den Raum.
    »Sie hereinrufen? Und dann? Wie geht dein Plan weiter? Und ist jetzt eigentlich Tag oder Nacht?«
    »Es ist Nacht. Mir fällt auf die Schnelle nichts Besseres ein, als dass du dich kurz

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