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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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»Schließlich kannte ich seinen Vater. Und seinen Ziehvater.«
    Dann wagte er es, selbst eine Frage zu stellen. »Habt Ihr Nachricht vom Kriegszug des Kaisers? Lebt Graf Dietrich noch?«
    »Es gab schon lange keine Neuigkeiten mehr dazu angesichts der großen Entfernung«, sagte Hedwig und strich sich über die Augen. »Wir können nur beten.«
    Dann sah sie Lukas unvermittelt ins Gesicht. »Was werdet Ihr tun, wenn Ihr Eure Frau gefunden habt? In der Mark Meißen könnt Ihr nicht bleiben, solange Albrecht hier herrscht.«
    »Zuerst werden wir nach Weißenfels reiten und unsere Enkeltochter kennenlernen«, sagte Lukas, und die Vorstellung erfüllte ihn mit Freude.
    »Clara, Daniel und der kleinen Änne geht es gut, soweit ich weiß«, überraschte ihn Hedwig erneut lächelnd.
    Sie hat wirklich ihre Verbündeten überall, dachte Lukas beeindruckt. Aber andererseits hätte es ihn auch gewundert, wenn sie nicht heimlich mit der Burgbesatzung ihres jüngeren Sohnes in Verbindung stand.
    »Und dann werde ich mir einen anderen Dienstherrn suchen. Vielleicht gehe ich nach Thüringen, zu Pfalzgraf Hermann, der dort regiert, während sein Bruder im Heiligen Land ist. Und er hat wenig Grund, sich mit Albrecht zu verbünden.«
    Seit Jahren hatte es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Wettinern und den Ludowingern gegeben – auch durch Ottos Erwerb von Gebieten in Thüringen.
    »Thüringen wäre auch mein Vorschlag an Euch gewesen«, meinte Hedwig zufrieden. »Ich denke schon voraus für die Zeit nach Dietrichs Heimkehr. Wir müssen damit rechnen, dass Albrecht seinen Bruder angreift, sollte er lebend wiederkommen. Der Landgraf von Thüringen – oder sein Bruder Hermann, solange Ludwig in Outremer ist – wäre ein möglicher Verbündeter für Dietrich gegen Albrecht. Das ist eine folgerichtige Wahl, denn falls Albrecht angreift, würde er mit Sicherheit auch Teile Thüringens mit Krieg überziehen. Ich wäre Euch verbunden, wenn Ihr das vorsichtig in meinem Namen anbahnt. Ludmillus wird die Verbindung zu Euch halten. Pfalzgraf Hermann ist ein großer Förderer der Sänger und Dichter und wird ihn gern auf der Wartburg begrüßen.«
    Einmal mehr beeindruckt davon, wie weit Hedwig vorausdachte, stimmte Lukas sofort zu. Doch zuerst müsse er seine Frau finden, beharrte er.
    »Sie hat meinem machtbesessenen Sohn mit ihrem Fluch einen gewaltigen Schrecken eingejagt«, stellte Hedwig fest. »Seitdem, nach den ersten blutigen Tagen seiner Regentschaft, scheint er wirklich verstört, berichten meine Spione.«
    Ich hoffe nur, Marthe musste dafür nicht mit ihrem Leben bezahlen, dachte Lukas voller Bitterkeit und schloss für einen Augenblick die Augen, weil er befürchtete, Hedwig könnte die Verzweiflung darin erkennen.
    »Ihr seid vollkommen erschöpft«, stellte die Markgräfin fest. »Wollt Ihr wirklich morgen schon wieder aufbrechen? Hier wäret Ihr sicher, wenigstens für ein paar Tage, um wieder zu Kräften zu kommen.«
    Lukas schüttelte den Kopf. »Ich muss morgen in aller Frühe los, um am Abend zum verabredeten Treff in Freiberg zu sein.«
    Besorgt beugte sich Hedwig ihm entgegen. »Gibt es irgendetwas, womit ich Euch helfen kann? Benötigt Ihr etwas? Waffen? Pferde? Männer? Silber?«
    »Danke«, erwiderte Lukas. »Ihr habt bereits genug für mich getan. Haltet weiter Ausschau nach meiner Frau, das ist die größte Hilfe, die Ihr mir geben könnt. Ich schwöre, ich werde in Thüringen für Euern Sohn tun, was ich kann.«
    Hedwig gab Susanne ein Zeichen, Lukas zu einer der Gästekammern zu führen.
    Als beide hinaus waren, klopfte der Burgkommandant an und trat ein. Natürlich wusste er, wer der geheimnisvolle Gast war.
    »Glaubt Ihr wirklich, es besteht noch Hoffnung, dass seine Frau lebt?«, erlaubte er sich vorsichtig zu fragen.
    Hedwig stand inzwischen am Fenster. Das Lächeln aus ihrem Gesicht war verschwunden, nun wirkte sie todunglücklich.
    Sie hatte Christians Verzweiflung miterlebt, als Marthe schon einmal verschwunden war, Marthes Erstarrung nach Christians Tod, und jetzt musste sie mit ansehen, wie Lukas ähnlich im Elend versank. Sie selbst war nur von einem einzigen Mann so geliebt worden und hatte auch ihn leidenschaftlich geliebt. Doch mit dem Tod Dietrichs von Landsberg hatte sie jede Hoffnung auf Glück verloren.
    »Es sind schlechte Zeiten für Liebende«, sagte sie voller Trauer. »Ihr habt recht mit Euerm Zweifel. Wenn Lukas’ Frau noch leben würde, hätten wir von ihr gehört. Es zerreißt

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