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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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hatte.
    Am frühen Nachmittag, als Albrecht mit seinem Gefolge schon nah sein musste, wies Marthe ihre Tochter an, ihr bestes Kleid anzuziehen und das Geschmeide anzulegen.
    Clara fühlte sich, als ob sie herausgeputzt werden solle, um auf dem Markt verschachert zu werden.
    Marthe selbst streifte sich das schlichte Leinenkleid ab, das sie während der Arbeit trug, und zog das schönste Gewand an, das sie besaß: krapprot, mit üppigen Stickereien verziert und Ärmeln, deren Spitzen fast zum Boden reichten. Otto und Hedwig hatten es ihr vor fünf Jahren geschenkt, als sie zusammen zur Schwertleite von Kaiser Friedrichs Söhnen nach Mainz gereist waren und der Markgraf sein ganzes Gefolge großartig ausstaffiert hatte, um Eindruck zu hinterlassen.
    »Ich möchte dich sehen, wenn du in diesem Kleid nach Wurzeln gräbst oder Salben kochst«, meinte Clara mit gezwungenem Lächeln.
    Obwohl ihr ein Stein im Magen zu liegen schien angesichts ihrer Sorge um Thomas und dessen, was sie an diesem Tag noch erwarten mochte, musste Marthe auflachen. »Dazu sind solche Kleider nicht gedacht, die eignen sich wirklich nur zum Beten und zum Sticken«, meinte sie.
    »Es könnte missverstanden werden, wenn wir uns zu Albrechts Siegesfeier so schmücken«, wandte Clara ein.
    »Nein!«, widersprach Marthe entschieden. »Dein Vater hat darauf bestanden, dass ich edle Kleider trage. Nicht aus Eitelkeit, sondern weil er sagte: Kostbare Kleider schützen mich wie ihn ein Kettenhemd. Sie zeigen deinen Stand an. Du bist die Tochter eines edelfreien Ritters und Burgvogtes.«
    Sie zögerte, ehe sie weitersprach: »Das wird zumindest Albrechts Gefolge daran hindern, Hand an dich zu legen …«
    »Aber ich werde mein Haar nicht offen zeigen«, beharrte Clara.
    »Nein, das solltest du nicht.«
    Schon suchte Marthe Schapel und Schleier aus der Truhe. Sie half Clara, das Haar zum Zopf zu flechten und den Kopfschmuck anzulegen. Es waren gewohnte Bewegungen, doch diesmal zitterten ihre Hände dabei.
    Als Clara fertig hergerichtet war, trat Marthe einen Schritt zurück und umklammerte die Schultern ihrer Tochter.
    »Willst du dich nicht doch lieber in Sicherheit bringen lassen und dich verstecken, bis es vorbei ist?«, fragte sie leise.
    »Hast du Zweifel?«, erwiderte Clara beklommen.
    »Ich habe Angst, Angst um dich! Zieh etwas Unauffälliges an und flieh, lass dich von Peters Leuten verstecken!«, brachte Marthe verzweifelt heraus, und es war ihr mit einem Mal gleichgültig, was Lukas dazu sagen würde. »Ich werde sie schon irgendwie hinhalten, wenn sie kommen. Ganz gleich, wie sie mich bestrafen, wenn nur du in Sicherheit bist!«
    Sie können mir nichts antun, das ich nicht schon durchlitten habe, dachte Marthe. Und ich nähme den Tod freiwillig in Kauf, wenn ich dadurch meine Tochter retten kann.
    Clara schüttelte entschieden den Kopf. »Sie haben Daniel! Und ich kann mich nicht ewig verstecken. Lukas’ Plan ist gut.« Dabei hoffte sie, dass ihre Mutter nicht spürte, wie sehr ihr die Knie zitterten. Sie entzog sich der Umklammerung und bestand darauf, dass Marthe sich setzte.
    »Ich weiß, dass du auch einmal bereit warst, ein solches Opfer zu bringen, um andere zu retten«, sagte sie leise. »Und Reinhard ist bestimmt ein besserer Mann als Ekkehart.«
    Dann setzte auch sie sich. Wortlos warteten die beiden Frauen, in den Schein der flackernden Kerze blickend. Früher oder später würde jemand kommen und sie holen. Gott allein wusste, was dann geschehen mochte.
     
    Während der Schwarzschmied Jonas in der Weingasse versuchte, die Ratsherren zu klugem Handeln zu bewegen, fand auf dem Heuboden seines Stalls eine weitere, jedoch höchst geheime Zusammenkunft statt. Ein Dutzend junger Männer und Burschen hatte sich dort im dämmrigen Licht zwischen Strohballen und allerlei Gerätschaften eingefunden.
    »Ich sagte doch: Wir müssen uns zurückhalten! Das ist Lukas’ ausdrücklicher Befehl«, erklärte Peter. »Vorerst sollen wir ruhig bleiben und Zeit gewinnen. Er scheint auf irgendetwas zu warten, das vielleicht das Blatt wieder wendet …«
    Ein junger Mann mit breiten Schultern und strohblondem Haar schüttelte missbilligend den Kopf. »Ihr kennt doch Albrecht. Es wird nicht lange dauern, bis er etwas befiehlt, das uns zum Eingreifen zwingt. Wir sollten lieber ein paar von unseren Leuten zusätzlich in der Nähe des Burghofes postieren.«
    »Du auf keinen Fall, Christian!«, entschied Johann sofort, der älteste Sohn des Schmiedes. »Er

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