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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Motorschaden? Im Dunkeln erkannte ich die Umrisse meiner Brüder, die offensichtlich schliefen. Ich beugte mich vor. Die hellen Lichtkegel unserer Scheinwerfer leuchteten auf einen schmalen Weg an dessen rechter Seite ein großes Schild prangte: El Callao–Lodge: Vacancy.
    Bley ließ die Handbremse mit einem krächzenden Geräusch einrasten. „Wir sind da“, rief er, und rüttelte Mateo, der auf dem Beifahrersitz eingeschlafen war, wach.
    „Sind wir bei den Guácharos?“, fragte ich ungläubig. Wie lange hatte ich bloß geschlafen?
    „Quatsch“, lachte Bley. „Ich fahr zwar schnell, aber fliegen kann ich nicht! Außerdem seid ihr sehr leidliche Mitfahrer. Seit Stunden unterhalte ich mich bloß damit herauszufinden, wer von euch am lautesten schnarchen kann. Eine spannende Sache. Möchtest du wissen, wer gewonnen hat?“
    Ich schüttelte müde den Kopf und weckte meine Brüder.
    „Wartet hier. Ich kümmere mich um die Zimmer“, sagte Bley und stieg aus dem Auto. Schlaftrunken rappelten wir uns auf den Sitzen hoch und versuchten in das Dunkel zu spähen. Vereinzelt brannte ein Licht, eine Straße war sogar durch Laternen ein wenig beleuchtet. In ihrem Schein waren die grauen Schatten einiger Häuserreihen zu erkennen. Es schienen wirklich Häuser zu sein und keine Hütten wie wir sie bislang aus Uruyén oder San Francisco kannten. Wir hatten eine kleine Stadt erreicht! Bevor uns Mateo ausführlich erklären konnte, dass wir in einem ehemaligen Goldgräbergebiet angekommen waren, kam Bley zurück und winkte mit zwei Schlüsseln.
    Meine Brüder und ich bezogen gemeinsam ein Zimmer, Mateo und Bley ein anderes. Ich hoffte, dass die beiden sich vertragen würden. Das Misstrauen und der Argwohn zwischen den Beiden, insbesondere auf Seiten Mateos, waren unübersehbar.
    Die El Callao Lodge war eine einfache Unterkunft, doch sie war gepflegt und sauber. Es gab richtige Betten und sogar ein Badezimmer mit Dusche. Wir fühlten uns wie im Himmel, als wir das warme Wasser über unsere Schultern laufen ließen und uns, nachdem wir uns mit weißen, frischen Handtüchern abgetrocknet hatten, auf die weichen Matratzen legten.
    Vielleicht waren die Matratzen gar nicht so weich wie ich es schildere, doch für unsere Rücken, die tagelang auf dem nackten Boden, nur vom Futter eines Schlafsackes getrennt, gelegen hatten, fühlte es sich an als wären wir in reinste Watte gebettet. Oliver kroch zu mir ins Bett, während Robert sich auf das andere warf, und im Nu waren wir eingeschlafen.
    Es war noch mitten in der Nacht, als mich etwas aus dem Schlaf riss. Es war ein Geräusch gewesen – da war es schon wieder! Es war mein Magen. Ich hatte wahnsinnigen Hunger. Seit dem kargen Mittagessen am Vortag hatte ich überhaupt nichts mehr zu mir genommen, teils aus Müdigkeit, teils auch deswegen, weil ich es einfach vergessen hatte. Nun meldete sich mein Magen mit aller Macht. War am Eingang der Lodge nicht ein kleiner Kiosk gewesen? Sicherlich, er hatte um diese Zeit bestimmt nicht geöffnet, doch ich meinte, einen Automaten daneben gesehen zu haben.
    Behutsam rutschte ich aus dem Bett, immer darauf bedacht Oliver nicht zu wecken und schlich aus der Tür. Aus Roberts Rucksack hatte ich zuvor einige Bolivar gekramt, die dieser im Nachhinein in unseren Sachen gefunden hatte. Mit dem Kleingeld in der Hand lief ich den schmalen, spärlich beleuchteten Gang entlang zur Treppe, die nach unten führte. Unser Zimmer, das hatte ich vergessen zu erwähnen, befand sich nämlich im zweiten Stock, Mateos und Bleys im ersten.
    Vorsichtig legte ich mein Ohr gegen die Tür im ersten Stock und lauschte. Alles war ruhig. Hatte ich etwas anderes erwartet? Alle Welt schlief um diese Zeit, und ich hätte es auch getan, wenn ich nicht plötzlich so einen Bärenhunger bekommen hätte.
    Auf Zehenspitzen ging ich weiter, und, Gott sei Dank, da war er, der Automat. Ich wählte zwei in einer Plastikhülle verpackte Sandwiches mit Tomate, Salat und Hähnchen aus und warf die vorgeschriebene Anzahl Münzen ein. Ohne Zaudern spuckte der Automat das Gewünschte aus, und ich kann gar nicht beschreiben wie gut mir mein Nachtmahl schmeckte! Ich aß die Brote an Ort und Stelle und ließ den Automaten noch einen Schokoriegel zum Nachtisch auswerfen. Alsbald fühlte ich mich wieder wohl und war nun bereit, meinen Schlaf fortzusetzen.
    Leise stieg ich die Treppenstufen hinauf. Diesmal horchte ich nicht an der Tür unserer Begleiter, sondern begab mich direkt in die nächste

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