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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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weite Landschaft hinaus, ohne sie wirklich wahrzunehmen, bis sie vor meinen Augen verschwamm.
    Eine Gestalt schlich sich in meine Gedanken, ihr Kopf war froschähnlich. Mit zwei langen Speeren verstellte sie mir den Weg, der in eine dunkle Höhlenkammer führte. „In den geheimen Hallen erwarten wir dich“, wisperte eine monotone Stimme, die von sonst wo her, nur nicht von hier zu kommen schien. „In den geheimen Hallen erwarten wir dich.“ Immer wieder, bis sich die Wörter des Satzes überschnitten und ein undurchsichtiges Gemurmel entstand, wie das Glucksen eines Baches. Plötzlich verdunkelte sich die Gestalt vor mir und das stechende rote Auge wurde zu einem gelben Ball auf schwarzem Grund. „Für drei Prüfungen hast du bis Vollmond Zeit. Ist er wieder rund, dann ist es soweit.“ Wie benommen starrte ich in das gelbe Licht. Von Ferne drang ein seltsames Geräusch an mein Ohr: Flügelschläge, Flügelschläge von tausenden, Millionen von Vögeln, die kreischend mit ihrem schwarzen Gefieder den Mond verdunkelten, und zwischen ihren Stimmen hörte ich es ganz deutlich: „Melanie, Robert, Oliver! Wir sind hier!“ Es waren die Stimmen meiner Eltern. „Ich komme“, rief ich und versuchte, in die Richtung zu laufen, aus der ich die Rufe vernommen hatte, doch jedes Mal, wenn ich loslief, schienen sie aus einer anderen Richtung zu kommen, bis mir bewusst wurde, dass die Felsen die Stimmen als Echo zurückwarfen, und ich meine Eltern so niemals finden konnte. „Wo seid ihr?“, rief ich verzweifelt. „In den geheimen Hallen“, schallte es doppelt und dreifach zurück. „In den geheimen Hallen, in den geheimen…“
    Mit einem Ruck schreckte ich aus meinen Träumen hoch. Wo war ich? Dicht neben mir erblickte ich Mateos Gesicht. Er blickte mich mit ernster Miene an und legte den Finger auf die Lippen. Die Dämmerung war bereits angebrochen. Im Halbdunkel erkannte ich die Umrisse meiner Brüder, die sich auf den Koffern zusammenkauert hatten und tief und fest schliefen.
    „Was ist los?“, wisperte ich Mateo zu.
    Mit dem Kopf deutete er in Richtung Fahrerhäuschen, aus der noch immer munteres Geplauder kam. Doch jetzt hörte ich, was die Stimmen sagten. Die Unterhaltung war komplett auf Englisch, der Einfachheit halber gebe ich sie aber hier auf Deutsch wieder.
    „…Und man hat seither nichts mehr von ihnen gehört?“, fragte Tony verwundert.
    „Nichts. Sie sind spurlos verschwunden, als hätte sie der Erdboden verschluckt“, antwortete Bob. „In Caracas ist die Hölle los. Das Sofia Imber Museum kann sich vor lauter Negativschlagzeilen kaum mehr retten. So viel Pech auf der ganzen Linie kann man gar nicht haben: Erst die Sache mit der Fälschung, dann verschwindet das deutsche Kunstexperten-Ehepaar, und jetzt auch noch ein Mitarbeiter… Ich sage dir, Tony, das geht doch nicht mehr mit rechten Dingen zu!“
    Tony schwieg eine Weile. „Und was ist aus der Suchaktion am Auyán Tepuy geworden?“, fragte er schließlich. „Ich habe gehört, dass der Urwald dort restlos durchkämmt worden ist, nachdem ein anonymer Hinweis auf einen Flugzeugabsturz eingegangen war.“
    „Sie haben nichts gefunden, kein Wrack, nicht einmal eine einzige Schraube! Und selbst bei der Agentur gibt es keine Unterlagen über eine Buchung. Ich sage dir, Tony, die Frau am Empfangsschalter war völlig aufgelöst, denn sie war sich sicher, dass die Eheleute Feldmann bei ihr einen Flug für fünf Personen gebucht hatten. Sie erinnerte sich sogar noch an den Piloten, der die Feldmanns fliegen sollte. Doch dieser hatte an jenem Tag Urlaub und dessen angeblicher Vertreter bestreitet, irgendwo anders als in Cumana gewesen zu sein.“
    „Sie will einen Flug für fünf Personen gebucht haben?“, wunderte sich Tony. „Wer war denn noch bei dem deutschen Ehepaar?“
    „Keine Ahnung“, sagte Bob achselzuckend. „Vielleicht Freunde, oder Verwandtschaft… Es heißt, dass die Feldmanns drei Kinder haben sollen, doch niemand kann genau sagen, ob sie mit nach Venezuela gereist oder daheim geblieben sind. Nicht einmal das Hotel kann verlässliche Angaben machen. Der Besitzer meinte, die Buchung sei in letzter Minute gekommen, und obwohl selbst solche Last Minute-Buchungen normalerweise schriftlich festgehalten werden, so existiert die Buchung der Feldmanns nur in den Köpfen der Hotelmitarbeiter. Als würde man ein Phantom jagen!“
    „Sehr merkwürdig“, bemerkte Tony knapp und schaltete die Scheinwerfer ein, um dem Straßenverlauf

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