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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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neugierig und vergesse dabei, dass nicht alle Leute so sind wie ich“, fuhr Daniel Bley unbeirrt fort. „Aber eines wirst du doch sicherlich machen können…?“
    „Was denn?“
    „Auf meine vorige Frage antworten! Wer weiß, vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen. – Der Stein“, half er mir auf die Sprünge, als ich ihn verständnislos anblickte. „Du hast zu dem Stein gesagt: Wenn du nur reden könntest. Und ich habe gefragt: Was willst du denn wissen ?“
    Irgendetwas an der Art dieses jungen Mannes, wie er sprach, wie seine hellwachen Augen, die im übrigen grau waren, blitzten, und wie er die Mundwinkel spitzbübig verzog, nahm mich für ihn ein. Es ist nicht so, dass er mir auf Anhieb sympathisch war, das war er nämlich nicht, ich war ihm gegenüber sehr reserviert, doch ich kam nicht umhin, meinen ersten Eindruck noch einmal zu überdenken.
    „Kennen Sie diese Art Stein?“, fragte ich und zeigte ihm den kleinen Jaspisbrocken. Er warf einen kritischen Blick darauf, versuchte aber nicht, ihn anzufassen oder ihn in die Hand zu nehmen, und fragte auch nicht um Erlaubnis, was ich ihm hoch anrechnete. Ich hätte ihm den Stein nämlich nicht gegeben.
    „Ah, eine schöne rote Farbe hat er, wunderbare Einschlüsse von Hämatit. – Natürlich kenne ich Jaspis“, grinste Daniel und rieb sich das stoppelige Kinn. „Ich kenne ihn gut genug, um mich zu fragen, wie du zu diesem Stück gekommen bist, denn es ist strengstens verboten, den Stein aus dem Flussbett zu schlagen… wie du sicherlich weißt.“
    Mit großen Augen blickte ich den Mann an und spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Nein, dass es verboten war, Jaspis zu besitzen, das wusste ich nicht. Rasch zog ich meine Hand zurück und ließ den Halbedelstein in meiner Hosentasche verschwinden. Daniel Bley bemerkte es mit einem Augenzwinkern. „Besitzen darf man ihn schon“, lachte er versöhnlich. „Nur darf man ihn nicht aus der Quebrada herausschlagen, und auf andere Weise ist diese Art Jaspis schwer zu bekommen“, fügte er mit erhobenem Zeigefinger hinzu.
    „Was wissen Sie noch über den Stein?“
    „Nun ja, ich könnte dir jetzt die chemische Zusammensetzung nennen, aber vielleicht erzähle ich dir lieber etwas, womit Du etwas anfangen kannst. Jaspis gibt es in ganz verschiedenen Farben und in allen möglichen Erdteilen. Jede Form des Jaspis hat seine eigene Bedeutung und seine eigene Kraft. Der gelbe Jaspis zum Beispiel kommt in Südafrika vor und versinnbildlicht Stärke und Kraft. Der braune: Ausdauer. Und der rote Willenskraft und vor allen Dingen: Mut. So ein Stein wie du ihn hast, ist in seiner Art besonders, denn er ist gemasert: alle Farben sind in ihm vereint, und somit auch ihre Bedeutungen. Man sagt, dass ein solcher Stein die Fantasie anregt. Es ist ein wertvolles Stück, das du da besitzt.“
    Eine Weile dachte ich schweigend über alles nach. Dann sagte ich leise. „Ich habe den Stein nicht aus dem Flussbett geschlagen.“
    „Das habe ich auch nicht angenommen“, erwiderte Bley. „Aber woher du ihn hast, möchtest du mir natürlich nicht verraten.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, geht nicht.“
    Bley seufzte. „Du bist ein echt harter Brocken, Mädchen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, du hättest etwas zu verbergen. Doch ich nehme einfach mal an, es ist allein die anerzogene Vorsicht gegenüber Fremden, die dich zu einem so einsilbigen Gesprächspartner macht.“
    „Es tut mir leid, wenn ich Ihren hohen Ansprüchen an eine interessante Unterhaltung nicht genüge“, entgegnete ich ein wenig schnippisch, woraufhin Bley herzlich drauf loslachte, was mich insofern irritierte als ich überhaupt nichts lustiges darin erkennen konnte. „Lass mal gut sein, Mädchen, ich hab’s doch nicht bös gemeint. Ich rede viel und überlege dafür umso weniger. Natürlich will ich dich nicht aufhalten, denn ich sehe dir an, dass du jetzt lieber gehen möchtest, doch ich würde mich wirklich freuen, wenn du mir noch ein Weilchen Gesellschaft leisten würdest. Ich habe schon zwanzig dieser Sonnenaufgänge alleine erlebt, ohne dass sich irgendein Tourist hätte sehen lassen. So ist das nun mal, dem einen Teil steckt entweder der Jetlag noch in den Knochen, und der andere besteht aus Morgenmuffeln und Schlafmützen. Erst der Kaffeedurst treibt sie aus den Federn. Du und ich sind da anders, wage ich mal zu behaupten. Wir hören den zarten Klang der Tautropfen, die sich in allen Farben schillernd auf den

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