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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Vater, der hat mich ...« Sie stockte, bevor sie hastig fortfuhr: » ... Also ich bin gestolpert und gegen den Küchenschrank gefallen ...«
    »Wie bitte? Hat er dir den blauen Fleck verpasst? Hat er dich etwa geschubst? Maria, das hast du nicht verdient!«, rief Kate voller Zorn, nahm ihre Freundin in den Arm und drückte sie an sich. Eine ganze Weile standen sie so da.
    »Das ist ja widernatürlich«, ertönte plötzlich die knarzende Stimme des alten Schombergers. »Nimm sofort die Hände von meiner Schwiegertochter, Schafzüchterin!«
    Weiter kam er nicht, weil sich Maria bereits mit hochrotem Kopf aus der Umarmung gelöst hatte.
    »Ich muss gehen!«, stammelte sie und ließ Kate einfach stehen. Empört beobachtete Kate, wie der alte Schulmeister ihre Freundin grob am Arm packte.
    »Wenn Sie sie noch einmal anrühren, dann können Sie was erleben!«, hörte sich Kate nun lauthals brüllen, was sie im selben Moment bedauerte. So würde sie Maria nicht helfen. Im Gegenteil, das würde den Alten nur noch mehr gegen sie aufbringen, und die Leidtragende war allein Maria.
    Manchmal wünschte sich Kate von Herzen, dass sie ihr Temperament besser im Griff hätte. Das war ja nicht das erste Mal, dass sie durch eine vorschnelle Bemerkung Mitmenschen gegen sich aufbrachte. Missmutig ging sie nach Hause, um Paula von ihrer Begegnung mit Maria zu berichten. Vielleicht konnte die bei Gelegenheit ein ernstes Wort mit Max reden, hatte er doch vor der alten Dame großen Respekt.
    Paula lag jedoch bereits im Bett, als Kate eintraf. Mit besorgter Miene kam ihr Alofa entgegen, die Nichte Loanas, die ihnen seit Marias Heirat den Haushalt führte.
    »Sie nichts essen, sie nichts trinken, sie wollen nur ihre Ruhe. Nichts gut, Missy!«
    Alofa hatte nicht übertrieben. Apathisch lag Paula da, aber als sie Kate sah, versuchte sie zu lächeln.
    »Paula, was machst du für Sachen? Ich glaube, für die ewige Ruhe ist es noch zu früh. Ich habe Alofa nach Doktor Wohlrabe geschickt.«
    »Blödsinn! Ich brauche keinen Arzt. Ich bin nicht krank. Lasst mich einfach in Frieden hier liegen.«
    »Paula, ich brauche dich!«, erwiderte Kate verzweifelt. In ihren Augen schimmerte es verdächtig.
    »Ich bin doch noch da. Nun setz dich! Wie war es heute?«
    Zögernd erzählte Kate ihr von der Begegnung mit Maria und deren Schwiegervater.
    Paula runzelte die Stirn. »Eigentlich ist er ein guter Junge. Das habe ich immer schon gesagt, aber ich glaube, er steht unter der Knute des Alten. Arme Maria!« Dann gähnte sie und schickte Kate aus dem Zimmer, weil sie unbedingt schlafen wollte. Doch da trat der Doktor ins Zimmer.
    Statt ihn zu begrüßen, knurrte Paula nur: »Was wollen Sie von mir?«
    Doktor Wohlrabe ließ sich jedoch nicht davon abhalten, die Patientin zu untersuchen, fand aber nichts Auffälliges.
    Kate begleitete ihn noch zur Tür. »Warum bleibt sie denn im Bett?«, fragte sie besorgt.
    »Ich glaube, sie ist insgesamt schwach; und sie will nicht mehr so recht.«
    »Was soll das heißen?« Kate sah ihn ungläubig an.
    »Sie hat keinen echten Lebenswillen mehr. Das Rheuma sitzt ihr in allen Gliedern. Jeder Schritt ist für sie eine Qual, die Knochen schmerzen, und ihre Hände sind steif und unbeweglich. Kümmern Sie sich um Sie! Mehr kann ich Ihnen auch nicht raten.« Mit diesen Worten verabschiedete er sich von Kate und ging eilig zu seinem Wagen. Er war einer der ganz wenigen, der bereits eines dieser neumodischen motorisierten Fahrzeuge besaß. Dort drehte er sich noch einmal um und winkte ihr kurz zu.
    Kate hatte das Gefühl, dass er sie mochte, obwohl seine Frau ihn sicherlich ständig mit dummen Gerüchten über Kates ausschweifenden Lebenswandel fütterte.
 
    An diesem Abend saß Kate nachdenklich auf der oberen Veranda und fragte sich, wie es wohl weitergehen sollte. Was, wenn die Engländer und mit ihnen die Neuseeländer Samoa wirklich einnehmen würden? Sie fühlte sich immer noch wie eine von ihnen. Aber vielleicht würden die Neuseeländer sie trotzdem als Deutsche betrachten.
    Die Zeitungsberichte über den Krieg, der in Europa herrschte, waren alles andere als beruhigend. Der Mord von Sarajewo war tagelang das vorherrschende Gesprächsthema gewesen. Natürlich erst lange nach dem Ereignis, denn die Zeitungen trafen Wochen oder gar Monate verspätet ein. Wochenlang hatten die Einwohner Apias nicht einmal gewusst, wer überhaupt Deutschlands Feind war. Russland? Selbst als sich alle Wehrpflichtigen zu melden hatten, allen voran Max

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