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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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oben schoss.
    Dann hörte Kate lautes Gebrüll. Es war Stevens Stimme. Wenig später kam der Junge mit trotziger Miene die Treppe hinunter. Auf seiner Wange prangte der Abdruck einer Männerhand.
    Kate erschrak, aber sie wagte den Jungen nicht zu fragen, ob sein Vater ihn geschlagen hatte.
    Am Mittagstisch wich er ihrem Blick aus, besonders, als Steven ihm erklärte, dass Kate seine neue Mutter sei.
    »Meine Mutter ist tot!«, widersprach Walter trotzig.
    »Du wirst freundlich zu ihr sein. Hast du das verstanden?«, brüllte Steven seinen Sohn mit hochrotem Kopf an und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
    Der Junge zuckte zusammen, verzog aber keine Miene.
    Das kann er doch nicht machen!, dachte Kate, damit verstärkt er seine Abneigung gegen mich nur noch.
    In diesem Augenblick taumelte Bill John schlaftrunken ins Zimmer. Er weinte und schien nicht zu wissen, wo er war. Kate nahm ihn tröstend auf den Schoß.
    Walter starrte den Kleinen fassungslos an. »Wer ist das, Vater?«, fragte er entsetzt.
    »Das da ist dein Cousin Bill John und jetzt auch dein Brüderchen«, erwiderte Steven und fügte streng hinzu: »Und ich möchte, dass du nett zu ihm bist. Hast du verstanden?« Walter, auf dessen Wange sich noch immer die Fingerabdrücke von Stevens Hand abzeichneten, senkte den Kopf und murmelte: »Ja, Vater!«

 
Apia, Januar bis März 1919
 
    Sosehr sich Kate in den folgenden Wochen auch bemühte, einen Zugang zu dem verschlossenen Jungen zu bekommen, es gelang ihr nicht. Walter antwortete ihr nur, wenn Steven in der Nähe war. Ansonsten musterte er sie verächtlich. Selbst, wenn sie ihm Angebote machte, etwas Schönes zu unternehmen, lehnte er diese strikt ab.
    Steven hingegen ignorierte den eigenen Sohn, wenn er nicht gerade mit ihm schimpfte. Seine ganze Zärtlichkeit und Zuneigung schenkte er Bill John. Kate brach es jedes Mal beinahe das Herz, wenn sie mit ansehen musste, wie Steven den Kleinen ständig lobte, während er für Walter nur harte Worte übrig hatte.
    Eines Abends hatte Kate Bill John gerade ins Bett gebracht, als sie ein leises Wimmern aus Walters Zimmer vernahm. Er jammerte: »Aua, tu das nicht! Bitte nicht.« Ohne zu überlegen, riss sie die Tür auf und erstarrte. Ein demütigendes Bild bot sich ihr: Der Junge lag mit nacktem Gesäß, den Kopf nach unten, über einen Stuhl gebeugt, während Steven auf ihn eindrosch. Empört trat Kate zu ihrem Mann und riss ihm den Stock aus der Hand.
    Der Junge drehte langsam den Kopf in ihre Richtung, aber statt Dankbarkeit zu zeigen, stand ihm der nackte Hass ins Gesicht geschrieben.
    Auch Stevens Blick verhieß nichts Gutes. »Was soll das?«, herrschte er sie an, und in diesem Augenblick roch Kate es. Sein Atem stank nach Schnaps. »Er ist mein Sohn, und ich verprügele ihn, wann immer ich will«, knurrte er in bedrohlichem Ton.
    Walter wollte die Gelegenheit nutzen, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, aber Steven schrie ihn an: »Du bleibst so liegen! Ich bin noch nicht fertig mit dir!« Dann wandte er sich mit glasigen Augen Kate zu. »Weißt du eigentlich, was er getan hat?«
    Sie schüttelte mit dem Kopf.
    »Dann will ich es dir sagen. Ich habe ihn dabei erwischt, wie er deinem Sohn eine besondere Leckerei versprochen und ihn gezwungen hat, Sand zu essen. Billigst du das etwa?«
    Kate war den Tränen nahe. »Nein, natürlich nicht, aber du darfst ihn trotzdem nicht schlagen ...«
    Steven entriss ihr wortlos den Stock. Rasend vor Wut schlug er weiter auf den Jungen ein.
    Am ganzen Körper zitternd, verließ Kate das Zimmer. Sie dachte an Annas Geschichte, und ihr wurde speiübel. Eines war klar: Steven brauchte Hilfe, weil er trank! Und wenn er trank, wurde er brutal. Sie würde nicht untätig zusehen, wie er den Jungen vollends zerstörte.
    Da fiel ihr Wohlrabe ein. Sie war jetzt bereits zwei Wochen hier und hatte ihn noch kein einziges Mal gesehen. Es hieß, er sei Tag und Nacht auf den Beinen wegen der scheußlichen Grippe, die von den Soldaten eingeschleppt worden war und die Samoaner dahinraffte wie die Fliegen.
    Aus Walters Zimmer tönte kein Laut mehr. Steven schien von ihm abgelassen zu haben. Kate fasste sich ein Herz und ging hinein. Der Junge lag immer noch über dem Stuhl und schluchzte. Die Schläge hatten auf seinem Gesäß rote Striemen hinterlassen.
    »Komm ins Bett, Walter!«, sagte Kate sanft. Sie machte Anstalten, ihn aus dieser unwürdigen Lage zu befreien, doch er bellte nur: »Du bist schuld. Nur, weil du und dein

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