Der Fluch der Maorifrau
rutschen drohte.
»Ich nehme ihn und trag ihn dir ins Bett!«, flüsterte Steven.
Kate ließ es zu. Vorsichtig nahm er seinen Neffen auf den Arm, ohne dass der Junge aufwachte. Dann folgte er Kate die Treppe hinauf und legte ihn in das Kinderbettchen.
Als sie wieder auf die Veranda zurückkehrten, herrschte eine Zeitlang Schweigen zwischen ihnen.
Ist das tatsächlich Steven? Wo ist nur sein Zynismus hin, seine Bereitschaft, andere zu beleidigen und zu verletzen?, fragte sich Kate, bevor sie ihn aufforderte, ihr noch mehr von der Plantage zu berichten.
Steven zögerte. »Dich interessiert bestimmt der Klatsch. Also, Brenner ist zum dritten Mal Großvater geworden, obwohl seine Jüngste erst acht alt ist. Und Doktor Wohlrabe ist jetzt mit einer jungen Engländerin liiert.«
»Und wie geht es unserem lieben Brenner gesundheitlich?«
»Er wird alt!«, war seine mitleidslose Antwort.
Kate horchte auf. Da blitzte Stevens Menschenverachtung wieder durch.
»Und wo ist Walter?«
»Er ist bei meiner Haushälterin geblieben. Ich habe ihn gefragt, ob er mit nach Neuseeland fahren möchte, aber er wollte auf keinen Fall zu seinem Großvater.«
»Das kann ich gut verstehen!«, rutschte es Kate heraus.
»Walter ist ein schwieriges Kind. Er ist jetzt sieben, und ich glaube, ihm fehlt eine Mutter«, betonte Steven mit einem prüfenden Blick auf Kate.
Sie biss sich auf die Lippen. Sein Umgang mit ihrem Sohn hatte sie beeindruckt, aber andererseits, wie sollte sie wissen, ob er sich wirklich geändert hatte? Außerdem gab es noch ein viel größeres Problem. Eine Hürde, die niemals zu überwinden sein würde. Sie liebte Bill, und sie würde ihn immer lieben.
»Steven, selbst wenn ich mich zu einem Jawort durchringen würde, es gibt da etwas, was immer zwischen uns stehen wird -«
»Ich weiß, mein Bruder!«
Kate nickte. »Niemals würde ich das Bett mit einem anderen teilen. Würdest du das hinnehmen, Steven?«
»Ja, schon. Aber vielleicht änderst du deine Meinung noch.«
»Worauf ich nicht hoffen würde«, erklärte Kate hastig.
»Glaubst du allen Ernstes, ich bin so naiv zu hoffen, dass du mich jemals lieben würdest? Nein, meine liebe Kate, so vermessen bin ich nicht, aber ich bin bereit, mich damit zufriedenzugeben, dich zu versorgen, wenn du dich auch um meinen Sohn kümmerst. Und ich werde dem kleinen Bill ein guter Vater sein! Ein Geschäft zu beiderseitigem Nutzen!«
»Das heißt, du würdest nicht von mir verlangen, das Bett mit dir zu teilen?«
»Wenn du mir nicht verbietest, dass ich hin und wieder in das Haus der schönen braunhäutigen Frauen gehe. Diskret, versteht sich.«
Eine innere Stimme warnte Kate, auch nur noch einen einzigen Gedanken auf seinen merkwürdigen Antrag zu verschwenden, aber sie überhörte die Mahnung. Sie dachte daran, dass sie bald keine Milch und kein Brot mehr kaufen könnte ...
»Lass mir Zeit bis morgen! Ich möchte eine Nacht darüber schlafen.«
»Gut«, erklärte er und verabschiedete sich.
Kate blieb die halbe Nacht regungslos auf der Veranda sitzen. Zwischendurch knurrte ihr der Magen, aber statt das letzte Brot zu essen, trank sie den Rotwein aus, was ihr ein angenehmes warmes Gefühl im Magen verschaffte. Plötzlich erschien ihr das Leben auf Samoa in rosigen Farben, so rosig, wie nur der Sonnenuntergang in Apia sein konnte.
Als sie endlich ins Bett fiel und kurz vor dem Einschlafen war, meinte sie die Stimme ihres Mannes zu hören. Sieh nur. So schlecht ist er doch gar nicht. Er wird dich versorgen.
Steven kehrte am nächsten Morgen nach Pakeha zurück, in der Hand einen Korb. Als Bill John ihn kommen sah, lief er ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen und krähte: »Schichten erzählen!«
In Kates Kopf arbeitete es fieberhaft. Er scheint Steven zu mögen. Und ich kann dem verstörten kleinen Walter vielleicht die Liebe geben, die diesem Kind ein Leben lang verweigert wurde. Aber hat Steven sich wirklich verändert, oder spielt er mir nur etwas vor?
Er holte nun aus dem Korb Milch, Brot, Obst und ein paar Leckereien hervor, die Kate das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Sie überlegte nicht lange. Sie griff zu.
Als Bill John schließlich zu den Cramers lief, um mit Christine zu spielen, war ihre Entscheidung gefallen. »Ich komme mit dir. Aber vorher werde ich Pakeha verkaufen, damit ich auch ein bisschen Vermögen in diese Ehe mitbringe.«
»Nein!«, widersprach Steven heftig. »Schließ es gut ab, und behalte es! Man kann nie wissen, was das
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