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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Auch noch, als sie im strömenden Regen am Strand entlangspazierten. Emma hätte seiner sonoren Stimme einfach nur lauschen können, doch schließlich unterbrach sie ihn.
    »Harry, wieso kennen Sie sich aus in Literatur? Sie als Mediziner?«
    Er lachte. »Mein Vater war Professor für Englische Literatur. Er hat immer viel über sein Fach geredet. Er ist mit einer Stiefmutter aufgewachsen, die ihm stets eingeredet hat, er wäre ein dummer Farmer. Sie hat ihn gehasst und hatte nur Augen für den eigenen Sohn.«
    »Das ist ja entsetzlich!«, entfuhr es ihr.
    »Das kann man wohl sagen. Für meinen Vater war es die Hölle, aber er war zum Glück ein guter Schüler.«
    Emma spürte, wie sich ihre Hände beim Gehen zufällig berührten. Sie hoffte insgeheim, dass er ihre Hand ergreifen möge, aber er ignorierte die Berührungen.
    Als sie zum Wagen zurückkehrten, gestand sie ihm, dass er von Kate zum Kaffeetrinken in die Princes Street eingeladen sei.
    Harry blickte sie ungläubig an. »Das wollen Sie mir doch nicht allen Ernstes zumuten? Die alte Dame kann mich nicht leiden. Und außerdem, was hätte ich für eine Veranlassung zu einem familiären Beschnuppern? Bitte bestellen Sie Ihrer Großmutter einen schönen Gruß. Ich bin kein dummer Junge, der sich von dieser herrschsüchtigen Person an den Tisch zitieren lässt. Sagen Sie ihr das bitte genau so!« Er spie diese Worte nahezu heraus.
    Emma war befremdet. Was hatte sie getan, um seinen Zorn zu erregen? Warum reagierte er so unbeherrscht auf Kates nette Geste?
    »Sie, Sie frieren ja!«, bemerkte er nun mit einem zärtlich besorgten Unterton, nahm ihre Hand und drückte sie sanft. »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber Ihre Großmutter bestimmt Ihr Leben. Merken Sie das gar nicht? Sie führt sich auf, als wären Sie ihr Eigentum. Glauben Sie, ich habe das an Ihrem Geburtstag nicht gemerkt, wie sie Sie absichtlich von mir weggelockt hat? Sie hätten ihren Blick mal sehen sollen. Und Sie lassen sich das so einfach gefallen. Ich denke, Sie sind volljährig geworden.« Er blickte sie durchdringend an.
    Emma fühlte sich wie ein gescholtenes Kind. Sie war verunsichert. Benahm sich Kate nicht wirklich manchmal wie eine Diva? »Kate ist mir das Liebste auf der Welt. Sie müssen wissen, dass meine Eltern früh gestorben sind. Ich bin ihr Ein und Alles. Nicht nur, dass ich der einzige Mensch bin, den sie noch hat, ich bin auch die Alleinerbin ihres Vermögens. Sie hat panische Angst, dass sich jemand wegen des Geldes an mich heranmachen könnte.«
    Harry zog die Augenbrauen hoch. »Was bedeutet schon Geld? Es ist doch nicht so, als müsste man Ihnen wegen Ihres Geldes den Hof machen. Sie sind wunderschön, Emma! Es spricht für Sie, dass Sie Ihre Großmutter über alles lieben, aber manchmal wird es Zeit, sich aus engen, erdrückenden familiären Bindungen zu lösen.«
    »Was meinen Sie damit?« Emmas Stimme klang kläglich.
    »Ich sollte Ihnen vielleicht erklären, dass mich nicht nur die Körper der Menschen interessieren, sondern auch ihre Seelen. Ich habe nebenbei mehrere Semester lang Psychologie studiert. Da fallen einem manchmal Dinge auf, die anderen Menschen verborgen bleiben. Deshalb kann ich nicht umhin festzustellen -« Er unterbrach sich hastig. »Ich sollte Ihnen das nicht sagen.«
    »Wovon sprechen Sie? Bitte, sagen sie es mir!« Immer noch hielt er ihre Hand.
    Er holte tief Luft, bevor er gequält erwiderte: »Sie haben es so gewollt. Mir ist bei meinem Besuch in Ihrem Haus aufgefallen, dass Ihre Großmutter krampfhaft zu verhindern sucht, dass Sie ein eigenes Leben führen. Bereits an Ihrem Geburtstag hatte ich das Gefühl, als würde Ihre Großmutter sich an Sie klammern. Sie können mir glauben. Sie würde niemals jemand anderen an Ihrer Seite dulden.«
    »Doch, Frank zum Beispiel, den mag sie, und ich glaube, sie möchte, dass er mich hei-« Emma schlug vor Schreck die Hände vor den Mund. Harry schien ein Grinsen zu unterdrücken, aber dann wurde er wieder ernst.
    »Wer ist Frank? Doch nicht dieser tölpelhafte junge Mann, der irrsinnig in Sie verliebt ist und der wie ein begossener Pudel abgezogen ist, nachdem Sie ihm einen Korb gegeben haben?«, fragte er verächtlich.
    »Doch, genau der«, gab Emma kleinlaut zu.
    Harry lachte laut auf. »Ich ahne, warum Ihre kluge Großmutter so tut, als würde Sie sich ihn als Ihren Ehemann wünschen.«
    »Warum denn?«
    Er lachte immer noch. »Weil sie genau weiß, dass Sie sich niemals mit Haut und Haaren auf so

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