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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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einen Langweiler einlassen würden. Ihr Einfluss auf Sie wäre ungebrochen. Mit einem schwachen Mann an Ihrer Seite würden Sie nicht so leicht dahinterkommen, was sie im Schilde führt.«
    »Aber, was sollte sie im Schilde führen?« Emma klang empört.
    »Sie auf immer und ewig an sich zu binden! Emma, bitte schauen Sie mich nicht an wie ein verschrecktes Reh! Ich sehe so etwas mit professionellen Augen. Ihre Großmutter leidet, so scheint mir, an einer ausgeprägten Angststörung. Sie hat eine krankhafte Angst, verlassen zu werden.«
    Emma sah ihn erschrocken an. »Aber, aber was bedeutet das?«
    Harry umfasste ihr Kinn und raunte: »Ach, meine liebe Emma, ich will Sie nicht beunruhigen. Bitte, lassen Sie uns nicht mehr darüber reden! Ich möchte Sie nicht unnötig belasten.«
    »Bitte, sagen Sie es schon! Was ist mit Großmutter?«
    »Nun, wenn Sie es unbedingt wissen wollen, Emma: Ich befürchte, Ihre Großmutter hat in ihrem Leben schon einige Verluste erlitten. Deshalb klammert sie sich an Sie und macht Ihnen ein schlechtes Gewissen, wenn Sie sich anderen Menschen zuwenden.«
    »Sie hat mir noch nie ein schlechtes Gewissen gemacht.«
    Harry schaute sie mitleidig an. »Das war bei Ihnen bislang auch noch nicht nötig, weil Sie sich die Meinung Ihrer Großmutter über Männer zu eigen gemacht haben. Oder haben Sie schon einmal einen ernstzunehmenden Verehrer gehabt?«
    Emma lief rot an. Woher wusste er das? Konnte er Gedanken lesen? Hatte Großmutter nicht bei allen Jungen, mit denen sie ausgegangen war, stets betont, dass sie nichts für sie wären? Bei allen, bis auf Frank? Sie schluckte.
    »Emma, ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten, doch Sie sollten genau hinschauen, wie sie sich verhält, wenn Sie ihr heute mitteilen, dass Sie sich für einen Mann entschieden haben, der nicht nach ihrer Pfeife tanzt. Bestellen Sie ihr bitte, dass sich Ihr Verlobter nicht wie ein dummer Junge zum Kaffeetrinken zitieren lässt.«
    »Verlobter?«, wiederholte Emma ungläubig, als er ihr mit einem Kuss die Lippen verschloss. Ihr wurde schwindlig. Er küsste gut, doch sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Das war alles so schrecklich verwirrend. Großmutter krank? Harry ihr Verlobter?
    »Willst du meine Frau werden?«, fragte Harry, nachdem er seine Lippen von ihren gelöst hatte.
    »Aber ich, ich kenne, ich weiß doch gar nicht ...«, stammelte Emma, die ihr Glück nicht fassen konnte und zugleich ein Unwohlsein verspürte bei der Art und Weise, wie es geschah. Sie hatte sich einen Antrag anders vorgestellt. Mit Kniefall und Blumen. Wenn er das wüsste, würde er sie bestimmt auslachen.
    »Ja, ich will!«, hauchte sie und näherte sich seinem Gesicht.
    Aber er ließ den Wagen an und murmelte mit unüberhörbarem Vorwurf in der Stimme: »Noch mal hätte ich auch nicht gefragt!«

 
Ocean Grove, 20. Januar 2008
 
    Sophie starrte eine Weile wie betäubt gegen die Zimmerwand. In ihrem Kopf tobte ein Orkan. Sie wollte und konnte nicht glauben, was sie da gelesen hatte. Vor allem mochte sie den Gedanken nicht zu Ende denken. Wenn Emma diesen Kerl wirklich geheiratet hatte, dann hieße das ja, sie hätte ihrem Vater und ihr zeitlebens eine Ehe verschwiegen und vielleicht sogar Schlimmeres ...
    Sie sprang aus dem Bett. Bloß weg von dieser verdammten Geschichte!, dachte sie. Plötzlich wollte sie überhaupt nicht mehr wissen, wie es weiterging. Am liebsten hätte sie alles in tausend Schnipsel zerfetzt und im Meer versenkt.
    Als sie schwer atmend unten ins Wohnzimmer trat, kehrte Judith gerade von ihrem sonntäglichen Ausflug ins Büro zurück. Auch sie wirkte nicht besonders glücklich.
    »Judith, was ist passiert?«, fragte Sophie hastig, um von sich abzulenken.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen. Hast du ein Gespenst gesehen?«
    »Nein, alles in Ordnung, ich habe nur ein wenig Hunger.«
    »Leider habe ich nur noch Pizza bekommen. Der Fish and Chips -Stand hatte schon zu.«
    Sie stellte eine große Schachtel auf den Tresen, öffnete sie, holte ein Messer und schnitt Sophie ein Stück von der Pizza ab. Sie selbst aß nichts.
    »Ist was mit Tom?«, fragte Sophie zögernd, bemüht zu verbergen, dass das mit dem Hunger nur eine Ausrede gewesen war, um der Freundin zu verheimlichen, was für ungeheuerliche Dinge sie soeben erfahren hatte.
    »Nein, das weniger. Das Testament gibt keinen Aufschluss darüber, warum er sich so merkwürdig verhält. Eigentlich könnte er sich doch freuen, dass er endlich das Geld für eine eigene

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