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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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auch entlassen, wenn sie das erfährt!«
    »Das erfährt doch keiner. So ein kleines Briefchen!« Damit versuchte Kate, Loana zum Schweigen zu bringen. Mit diesen Worten tastete sie in den Ausschnitt ihres Kleides, um nachzusehen, ob der Schatz, den Loana ihr am Morgen von der Plantage mitgebracht hatte, auch wirklich noch da war.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass deine Augen leuchten wie die eines Flughundes in der Nacht, hätte ich dir den Brief nicht überbracht. Oh weh, oh weh!«
    »Loana, was um Himmels willen soll denn schon geschehen?«, fragte Kate lachend. »Du bist ja schon genau so furchtsam wie Granny.«
    »Nimm es nicht auf die leichte Schulter! Meine Ehe mit einem weißen Mann ist meinem Stamm ein Dorn im Auge; unsere Kinder werden als Mischlinge beschimpft. Aber dass einer unserer Männer sich eine weiße Frau nimmt, das ist unvorstellbar und bedeutet für alle nur Leid.«
    »Aber es ist doch nur ein Brief!«, protestierte Kate schwach.
    »Und du schwörst zu deinem Gott, dass du ihn nicht treffen wirst?« Loana blickte Kate aus ihren samtigen braunen Augen bittend an.
    »Stimmt es eigentlich, dass sich dein Mann von deinen Leuten hat tätowieren lassen?«, versuchte Kate sie abzulenken, aber Loana durchschaute das Manöver. »Schwörst du?«
    Kate rollte genervt mit den Augen. »Du bist ja noch schlimmer als Granny. Manono und ich wollen doch nur ein wenig miteinander reden. Sieh mal, ich habe eure Sprache schon fast wieder verlernt. Mehr als O faapefea mai oe will mir partout nicht einfallen.«
    »Mehr als ›Wie geht's?‹ musst du auch gar nicht können!«, erwiderte Loana spitz.
    Kate seufzte. Sie hatte sich von Loana ein wenig mehr Unterstützung erwartet. »Aber kein Wort zu Granny!«, schärfte sie ihr jetzt ein.
    »Bin ich verrückt? Dann bin ich schuld und Missy bringt mich um!«
    Kate war in Gedanken längst bei der Umsetzung ihres Plans. Würde sie es überhaupt schaffen, sich heute Abend ungesehen aus dem Haus zu schleichen? Er hatte sich mit ihr gar nicht weit von hier verabredet. Gleich hinter dem Haus, wo es zum Strand ging.
 
    Die Stunden bis zum Abend vergingen für Kate so langsam wie Jahre. Paula legte sich gleich nach dem Essen wegen Unwohlseins ins Bett, und auch Großmutter schien ziemlich erschöpft zu sein. Sie hatte auf der Plantage den Zustand der Palmen und der Kakaopflanzen inspiziert.
    »Bleib nicht mehr so lange auf!«, ermahnte sie ihre Enkelin, als sie im Haus verschwand.
    Kate wartete noch eine Weile, bis alle Lichter erloschen waren. Dann verließ sie auf bloßen Füßen die Veranda, schlich hinten durch den Garten und stieg über die Hecke ins Freie. Auf der anderen Seite des Weges tauchte bereits eine gut gebaute Gestalt im Mondschein auf. Ehe Kate sich versah, fing ihr Herz zu pochen an. Mit jedem Schritt, den sie ihm entgegenlief, ein wenig mehr. Er trug nicht das gewohnte Tuch, sondern eine Hose wie die Weißen und ein Hemd, war jedoch barfuß.
    Manono streckte ihr die Hände entgegen, die Kate vertrauensvoll ergriff. Sie spürte, dass heute etwas Besonderes mit ihnen geschehen würde, als sie einander anschauten, als seien sie sich noch nie zuvor begegnet. Kate konnte sich nicht losreißen von seinen samtigen braunen Augen. Sie sprachen kein Wort, bis Manono einen Schritt auf sie zumachte, sie umarmte und an sich drückte.
    »Gehen wir zum Strand?«, hauchte er in ihr Ohr.
    »Gern!«, erwiderte sie heiser.
    Arm in Arm schlenderten sie über den feinen weißen Sand. Kleine Wellen brachen sich am Strand.
    »O faapefea mai oe?«, fragte Kate.
    »Jeder Tag ohne dich ist ein verlorener Tag«, erwiderte er, ohne zu zögern.
    Beim Klang seiner tiefen Stimme begann Kate zu zittern.
    Dann erzählte er von Brenner, den er tief in sein Herz geschlossen habe, und von der Arbeit mit den Pflanzen, die wuchsen und gediehen und Granny reiche Ernte bescherten.
    Kate lächelte. Alle, die Großmutter nahestanden, nannten sie Granny.
    »Ist sie gut zu dir gewesen?«, wollte Kate wissen.
    »Sie ist wirklich eine gute Palagi, eine gute weiße Frau. Sie hat versprochen, dass ich auf der Plantage bleiben kann, solange ich lebe. Und sie hat mir gesagt, dass ich ein guter Pflanzer bin. Obwohl ich eigentlich nicht möchte, dass die Deutschen sich als Herren über uns aufspielen, aber Granny ist besser als die anderen.«
    »Großmutter ist wunderbar. Nur unsere Liebe, die hasst sie, glaube ich«, presste Kate hervor.
    In diesem Augenblick ließen sie sich in den Sand fallen. Kate

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