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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Doch so sehr sie auch in der Holzkiste herumwühlte, sie fand kein Tagebuch von Kate. Dafür fiel Sophie ein Foto in die Hände. Sie erschrak. Die Ähnlichkeit mit ihr war verblüffend. Dasselbe dicke blonde Haar, der Mund, die Augen. Vor Selbstbewusstsein nur so strotzend, lehnte Kate an dem Pfeiler der Veranda in Sogi. Das Bild stammte eindeutig aus Samoa. Mit zitternden Fingern legte Sophie es zurück und griff nach dem Brief des Australisch-Neuseeländischen Armeecorps ANZAC, den sie vor wenigen Tagen in der Kanzlei bereits einmal in den Händen gehalten hatte. Sie überlegte kurz, ob sie ihn lesen sollte, aber dann entschied sie sich, ihn für später aufzuheben, wenn sie wüsste, was er zu bedeuten hatte.
    In diesem Augenblick klingelte Sophies Zimmertelefon. John erkundigte sich, wann er sie abholen solle.
    »In einer Stunde?«, schlug sie vor und bat ihn kleinlaut, ein Stückchen Brot mitzubringen, weil sie das Frühstück verpasst habe.
    Sophie duschte flüchtig, band ihr Haar zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammen und entschied sich für ein schwarz-weiß gepunktetes Sommerkleid mit einem schwingenden Rock und Flip Flops. In Hamburg hatte sie es stets unmöglich gefunden, wenn Frauen mit diesen Badelatschen herumliefen, aber hier erschienen sie ihr nicht unpassend zu sein. Alles roch nach Strand und Meer. Sie verzichtete darauf, sich zu schminken, denn trotz des Sonnenschirms hatte ihr Gesicht durch den Aufenthalt am Strand eine zarte Bräune angenommen.
 
    Pünktlich um eins stand John in seinem schwarzen Jeep vor dem Hotel. Er trug eine beige Hose und ein weißes Hemd. Eigentlich sah er nicht so aus, als habe er die Nacht durchgefeiert. Im Gegenteil, er wirkte ausgeruht.
    »Wie war es denn noch so auf der Party?«, fragte Sophie scheinbar unbeteiligt.
    »Ich bin erst gegen fünf in der Früh zurückgefahren«, erwiderte John und grinste, als er ihren fragenden Blick sah.
    »Es ist zwar mein Haus, aber ich glaube, mich hat keiner vermisst. Außerdem hat Judith da übernachtet und sich um die Gäste gekümmert.«
    »Du bist nicht zu deiner eigenen Party zurückgefahren?«, fragte Sophie erstaunt.
    »Nein, ich kam auf dem Rückweg am Büro vorbei und habe mich spontan entschieden, noch ein paar unerledigte Geschichten anzugehen. Man kann so schön ungestört arbeiten, wenn alle anderen beschäftigt sind. Und du? Hast du die ganze Nacht die Aufzeichnungen deiner Mutter gelesen?«, fragte er interessiert.
    Sophie stutzte. Warum will er das wissen? Gehört er nicht auch zu denjenigen, die Zugang zu Emmas Unterlagen hatten? Oh Gott, nicht, dass ich ihn gleich frage, ob er eigentlich Thomas Holden heißt!, bremste Sophie sich. Du siehst überall Gespenster, Sophie!
    Als sie durch Ocean Grove fuhren, wurde Sophie nervös. Sie kaute an ihren Fingernägeln. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie John, der nicht einen einzigen Blick auf die Karte warf, sondern durch den Ort fuhr, als wisse er genau, wo das Haus lag. Genauso sicher verließ er die Siedlung wieder, um kurz hinter dem Ortsschild in einen Schotterweg einzubiegen; mit traumwandlerischer Sicherheit fuhr er bis zum Ende und hielt. Vor ihnen breitete sich das Meer aus.
    Wieso findet er den Weg so einfach?, fragte sich Sophie skeptisch.
    »Da ist es!« John deutete auf ein Holzhaus zu seiner Linken.
    Sophie wusste vom ersten Augenblick, dass das Haus sie an etwas erinnerte, aber es fiel ihr nicht ein, woran.
    Sie stieg aus und folgte John. Er steuerte direkt auf die Veranda zu, deren Geländer mit Hängepflanzen verziert war. Auf der Veranda, die um das Haus herumführte und zum Meer geöffnet war, standen Korbmöbel.
    Da fiel Sophie ein, warum ihr alles so bekannt vorkam: Das Haus war ein Abbild von Annas Haus auf Samoa! Hinter dem Gebäude breitete sich vor ihren Augen ein üppiger Garten aus. Es duftete nach den unterschiedlichsten exotischen Pflanzen. Düfte, die Sophie sofort völlig gefangen nahmen.
    Mit zitternden Fingern schloss sie die Haustür auf, über der ein verwittertes Schild prangte. Haus der Pakeha. Sie traten in eine geräumige Diele. Es roch nach Holz und ein wenig stickig, so als sei länger nicht gelüftet worden. Von der Diele ging ein großes Zimmer ab. Offensichtlich das Wohnzimmer, das zwei großzügige Fenster besaß, von denen eines einen Ausblick in den Garten, das andere aufs Meer gewährte. Die Küche war nur durch einen Tresen abgetrennt. Das ist sicherlich ein großer Unterschied zum

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