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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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kannst so fröhlich kosen, was stehst du still und bleich, musste sie da lesen, und sie fragte sich, für wie ungebildet er sie eigentlich hielt.
    Das Gedicht war mit seinem Namen unterzeichnet, aber Kate wusste sofort, dass es aus Eichendorffs Feder stammte. Nicht umsonst hatte sie sich in den sechs Jahren, die sie inzwischen hier lebte, die Werke sämtlicher deutscher Dichter zu Gemüte geführt. Anfangs hatte sie geglaubt, darüber in Kontakt mit den Frauen der deutschen Kolonie zu kommen, aber vergeblich. Die meisten kannten ihre Dichter gar nicht oder nur flüchtig.
    »Eichendorff?«, hatte Frau Wohlrabe neulich geziert gefragt und dann hinzugefügt: »Ach, Eichendorff. Natürlich!«
    Kate hatte ihr an der Nasenspitze angesehen, dass sie ihn nicht kannte, sondern sich nur mittels eines Halbwissens aus der unangenehmen Lage zu manövrieren versucht hatte. Dass sich der arme Max nun mit fremden Federn zu schmücken versuchte, missfiel Kate außerordentlich. Und das als Sohn eines Lehrers!
    Kate musste unwillkürlich lachen, denn erst neulich hatte sie Großmutter ein wenig foppen wollen und sie mit ernster Miene gefragt, ob sie wohl den Max Schomberger heiraten solle.
    Granny hatte voller Entsetzen ausgerufen: »Das ist ein großer Klotz. Niemals!« Nein, der Mann, der Gnade vor Grannys Augen finden würde, musste noch geboren werden! Außerdem gab es schließlich das Versprechen, an das Kate sich trotz ihrer Sehnsüchte gebunden fühlte. Sie würde den süßen Versuchungen der Liebe entsagen, doch allein bei dem Gedanken, dass sie bald wieder dicht neben Manono am Tisch sitzen würde, wurde ihr ganz warm im Bauch. Kate versuchte krampfhaft an ihre Zukunft zu denken. Sie würde tun, was die Großmutter von ihr verlangte!
    Dieser Vorsatz kam ins Wanken, als Manono jetzt auf sie zutrat und ein Schauer ihren ganzen Körper durchrieselte.
    Er lächelte sie an und setzte sich zu ihr. Sie rückten so dicht zusammen, wie sie nur konnten. Das machten sie nun schon seit über einem Jahr. Erst zaghaft und dann immer näher und näher. Sie redeten nicht darüber, sondern ließen einfach ihre nackten Arme sprechen. Kate spürte ein wohliges Prickeln, als sie seinen muskulösen Arm zart berührte.
    Sie bewunderte nicht nur seinen Körper, sondern auch seine rasche Auffassungsgabe und seine Qualität als Lehrer.
    »Oh faapefea mai oe?«, fragte er in seinem fremden Singsang.
    »Mir geht es gut«, erwiderte Kate und strahlte ihn an.
    Nun fragte er sie einige Wörter ab, die er ihr beim letzten Mal beigebracht hatte. Kate wusste sie alle. Manono lobte sie. Ihre Blicke trafen sich, und Kate wusste plötzlich, dass er sich genauso nach ihr sehnte wie sie sich nach ihm. Wie von selbst fanden sich ihre Hände und verflochten sich unschuldig ineinander. Eine halbe Ewigkeit blickten sie sich an. Kate hatte das Gefühl, sie würde bis auf die Tiefe des Meeresgrundes blicken. Ein Zittern ließ ihren Körper erbeben.
    »Auseinander!«, schrie nun eine Stimme, die sich vor Aufregung überschlug.
    Wie ein Racheengel stand Granny vor ihnen. Mit verzerrtem Gesicht und hocherhobenen Armen.
    »Ins Haus mit dir!«, befahl sie Kate barsch.
    Kate zögerte, aber sie gehorchte schließlich. Da die Wände dünn waren, konnte sie jedes grobe Wort mit anhören, das Granny Manono an den Kopf warf.
    »Du undankbarer Bastard, du! Ich warne dich. Wenn du es auch nur noch einmal wagst, meine Enkelin anzufassen, dann schicke ich dich dahin, wo ich dich hergeholt habe. In die Mission!« Sogar ihr keuchender Atem war zu hören.
    Dann vernahm Kate seine Stimme. Ruhig und eindringlich.
    »Sie mögen stark sein, aber gegen die Liebe sind Sie nicht stark genug!«
    Dieser Satz brannte sich in Kates Herz ein.
    Draußen herrschte Schweigen, bis Granny aus Leibeskräften brüllte: »Was weißt du schon von der Liebe? Die Liebe ist vom Teufel. Und die Liebe zwischen einem Samoaner und einer weißen Frau, die gibt es nicht! Wage es ja nicht, auch nur noch ein Wort an meine Enkelin zu richten! Such dir schnellstens eine deinesgleichen zum Liebemachen!« Dann fügte sie versöhnlicher hinzu: »Manono, versteh mich bitte nicht falsch. Ich schätze dich. Du bist ein guter Mensch, und ich möchte dich als Mitarbeiter nicht verlieren. Aber hier hast du nichts mehr zu suchen. Mach dich sofort auf zur Plantage! Brenner kann dort oben jede Hilfe gebrauchen!«
    »Darf ich mich noch von ihr verabschieden?«, fragte er mit fester Stimme.
    »Sofort, habe ich gesagt. Ich werde heute

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