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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ich erwarten, bei der Rückkehr
des Meisters zu den Auserwählten zu zählen, wenn ich Gottes heiliges Gesetz
nicht in Ehren hielt? Es konnte nun jeden Tag ein König in Zion Einzug halten,
und ich war nicht mehr würdig. In meiner Bedrängnis wandte ich mich an Simon um
Rat. Ich schilderte ihm keine Einzelheiten, sondern gestand nur, daß ich eine
verbrecherische Tat begangen hatte. Ich warf mich vor ihm auf die Knie und bat
ihn um seine Belehrung. Zu meiner Überraschung sagte Simon folgendes: »Indem du
dich um Läuterung bemühst, wirst du geläutert, denn Gott kann in dein Herz
sehen. Bist du in deiner Zerknirschung aufrichtig, dann wird dir sofort
vergeben.« Darauf antwortete ich: »Ich bin kein Jude, der würdig genug wäre,
den Messias zu empfangen.«
    Und Simon erwiderte:
»Erinnere dich an das Gleichnis vom Hochzeitsfest. Setze dich niemals auf den
besten Platz, denn es könnte vorkommen, daß der Gastgeber einen Bedeutenderen
eingeladen hat als dich und zu dir sagt: ›Bitte stehe auf und gib ihm diesen
Platz.‹ Dann wärest du beschämt und müßtest dich auf einem geringeren Platz
niederlassen. So gehe hin, wenn du eingeladen bist, und setze dich statt dessen
auf den niedrigsten Platz, so daß dein Gastgeber sagen kann: ›Komm höher,
Freund, und setze dich dort oben hin.‹ Dies wird dir vor den anderen Gästen zur
Ehre gereichen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich
selbst erniedrigt, wird erhöht.«
    Ich machte mir viele Gedanken
über Simons Rat, und obgleich ich fühlte, daß er recht haben könnte, trug er
nur wenig dazu bei, meine Verzweiflung zu lindern.
    Ich hatte jetzt noch mehr zu leiden,
denn obwohl ich den Preis erhalten hatte, nach dem ich mich so sehr gesehnt
hatte, und obwohl ich mich hinterher dafür elend fühlte, liebte ich Sara noch
immer von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Es bewirkte eine Veränderung in
mir, mein Sohn. Während Simon mir versicherte, daß ich erst neunzehn Jahre alt
sei und mit mir selbst zu hart ins Gericht gehe und daß ich mit der Zeit lernen
werde, mir selbst zu verzeihen, bin ich danach nie wieder imstande gewesen, mir
meiner Würde vor Gott sicher zu sein. Und so erlegte ich mir selbst Gelübde
auf: doppelt so oft und doppelt so lang zu beten, als das Gesetz es verlangte;
die Gebetsriemen um Arm und Stirn zu tragen; sowohl den Alten Bund als auch den
Essenischen Bund heiligzuhalten; und mich doppelt anzustrengen, ein würdiger
Diener des Messias zu werden. Nur auf diese Weise war ich in der Lage, mit mir
selbst zu leben. Ich liebte Sara weiterhin still und heimlich, verstärkte aber
gleichzeitig meine Hingabe an Rebekka, damit sie wegen meiner Schwäche nicht zu
leiden brauchte. Ich blieb Saul gegenüber standfest, war in seiner Gegenwart
aber stets verlegen und bemühte mich, jeden Kontakt mit Sara zu vermeiden.
    Ich wohnte ihrer
Hochzeitsfeier nicht bei. Ich gab vor, krank zu sein, und schickte Rebekka mit
ihrer Mutter und ihren Schwestern allein zum Fest. Frisch verheiratet, waren
Saul und Sara zu sehr mit den Besuchern beschäftigt, die sich nun ständig bei
ihnen einfanden. Und ich fand stets neue Entschuldigungen, um die Einladungen
in ihr Haus zu verschieben.
    In dieser Zeit trat
Salmonides mit dem Vorschlag an mich heran, ich solle doch das Nachbargut
kaufen, welches verarmt und unrentabel war, und es in ein gewinnbringendes
Unternehmen verwandeln. Ich wußte die Ablenkung zu schätzen. Ich stellte sofort
neue Hilfskräfte ein, kaufte eine größere Ölpresse und erarbeitete ein besseres
Bewässerungssystem. Salmonides hatte recht, denn der angrenzende Hof fing bald
an, sich selbst zu tragen und wenig später auch Gewinn abzuwerfen. Während
meine Olivenbäume dicke, fleischige Früchte trugen und meine Presse das beste
Öl hervorbrachte, mehrte Salmonides weiterhin meine Gewinne aus anderen
Unternehmungen.
    Gegen Anfang des folgenden
Jahres, kurz nach meinem zwanzigsten Geburtstag, kam ein Bote aus der Stadt mit
einem Brief von Saul. Sara hatte soeben ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Acht
Tage später fanden Rebekka und ich uns zur Beschneidungszeremonie ein. Es war
das erste Mal, daß ich Sara seit unserer Begegnung kurz vor ihrer Hochzeit
wieder ansah, und ich war verblüfft, wie rasch mir bei ihrem Anblick die Knie
weich wurden und mein Herz zu rasen anfing. In ihrer Blässe und
Zerbrechlichkeit – denn es war eine schwere Geburt gewesen – war sie ebenso
reizend, wie ich sie in Erinnerung hatte. Und als der Mohel

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