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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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freigegeben sind, große Haufen zerbrochener Mumien. Mein Sohn verwendet die Knochen, um daraus die Skarabäen zu schnitzen. Damit die Oberfläche auch wirklich alt aussieht, füttert er sie unseren Truthähnen, denn eine Wanderung durch einen Truthahnmagen verleiht ihnen ein wirklich ehrwürdiges Aussehen.«
    Erica schluckte beim Gedanken an diese biologische Reise des Skarabäus, und ihr wurde leicht übel. Aber sie fing sich gleich wieder und drehte den Skarabäus interessiert zwischen ihren Fingern. »Ich gebe zu, daß ich hereingefallen bin, und ich würde immer wieder darauf hereinfallen.«
    »Regen Sie sich nicht auf. Mehrere davon sind in Paris von berühmten Gelehrten untersucht worden.«
    »Wahrscheinlich mit dem Karbontest«, bemerkte Erica.
    »Irgendwie eben. Auf jeden Fall hat man sie für einwandfrei antik erklärt. Nun, der Knochen war ja auch uralt. Jetzt sind die Skarabäen meines Sohnes in Museen der ganzen Welt zu finden.«
    Erica lachte bitter auf. Ihr war nun klar, daß sie es hier mit einem Experten zu tun hatte.
    »Mein Name ist Abdul Hamdi, aber nennen Sie mich bitte Abdul. Wie lautet Ihr Name?«
    »Oh, entschuldigen Sie. Erica Baron.« Sie legte den Skarabäus auf den Ladentisch zurück.
    »Erica, ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn Sie mit mir eine Tasse Pfefferminztee trinken würden.«
    Abdul räumte die anderen Stücke seines Angebots wieder an ihre ursprünglichen Plätze, dann zog er den schweren rotbraunen Vorhang beiseite. Erica hätte sich gern mit Abdul unterhalten, aber sie zögerte einen Moment lang, bevor sie ihre Tasche aufhob und sich dem Durchlaß in das Hinterzimmer näherte. Es war etwa so groß wie der Geschäftsraum des Ladens, besaß anscheinend aber weder Türen noch Fenster. Die Wände und der Boden waren mit Orientteppichen bedeckt, so daß es wie im Innern eines Zelts aussah. In der Mitte des Zimmers befanden sich Kissen, ein niedriger Tisch und eine Wasserpfeife.
    »Einen Augenblick«, sagte Abdul. Der Vorhang fiel herab, und Erica blieb allein; sie betrachtete mehrere große, völlig von Tüchern verhüllte Gegenstände. Sie hörte das Klackern der Perlenschnüre am Ladeneingang, dann gedämpfte Rufe, als Abdul Tee bestellte.
    »Bitte, setzen Sie sich«, bat Abdul, als er zurückkam, und deutete auf die Kissen am Boden. »Es kommt nicht oft vor, daß mir das Vergnügen widerfährt, eine so schöne und gebildete junge Dame zu Gast zu haben. Aus welcher Gegend Amerikas kommen Sie?«
    »Ursprünglich bin ich aus Toledo in Ohio«, antwortete Erica leicht nervös. »Heute wohne ich allerdings in Boston, das heißt, eigentlich in Cambridge, aber das liegt gleich neben Boston.« Ericas Blick wanderte langsam durch das kleine Zimmer. Die einzelne trübe Birne, die mitten unter der Zimmerdecke brannte, verlieh dem dunklen Rot der Orientteppiche das weiche Aussehen von rotem Samt.
    »Boston, aha, ja. In Boston muß es schön sein. Ich habe dort einen Bekannten. Wir schreiben uns gelegentlich. Das heißt, mein Sohn schreibt für mich. Ich kann nicht englisch schreiben. Hier habe ich einen Brief von ihm.« Abdul kramte im Sitzen in einer kleine Truhe, die neben seinem Kissen stand, und holte einen maschinengeschriebenen Brief heraus, adressiert an Abdul Hamdi, Luxor, Ägypten. »Kennen Sie ihn vielleicht?«
    »Boston ist eine ziemlich große Stadt …«, begann Erica, bevor sie den Absender las: Dr. Herbert Lowery. Es war ihr Chef. »Sie kennen Dr. Lowery?« fragte sie ungläubig.
    »Zweimal haben wir uns getroffen, und wir schreiben uns dann und wann. Er hatte großes Interesse an einem Kopf von Ramses II, den ich vor ungefähr einem Jahr anbieten konnte. Ein hervorragender Mann. Sehr klug.«
    »Ja, wahrhaftig«, sagte Erica sehr erstaunt darüber, daß Abdul mit einer so herausragenden Persönlichkeit wie Dr. Herbert Lowery zu korrespondieren pflegte, dem Leiter der Abteilung Nahost beim Bostoner Museum der Schönen Künste. Irgendwie fühlte sie sich dadurch sofort erheblich wohler.
    Als spürte er Ericas Gedanken, entnahm Abdul der kleinen Truhe aus Zedernholz weitere Briefe. »Und das hier sind Briefe von Dubois im Louvre und Caufield vom Britischen Museum.«
    Vorn im Laden klackerten die Perlenschnüre. Abdul streckte den Arm aus und zog den Vorhang zur Seite, sprach ein paar arabische Worte. Ein junger Bursche in einmal weiß gewesener Galabiya und mit bloßen Füßen trat lautlos ein. Er trug eines jener Tabletts mit dem Dreibeingestell. Stumm stellte er die mit

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