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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hindurch, die lauthals um ihre dürren Täubchen in Rohrkäfigen feilschten, und verfiel in Laufschritt. Voraus sah sie ein Minarett und einen vom Sonnenschein erhellten Platz.
    Plötzlich blieb Erica wie angewurzelt stehen. Der Junge, der von ihr eine Zigarette schnorren wollte und nach wie vor ihr dicht auf den Fersen folgte, prallte gegen sie; er jedoch kam ungeschoren davon. Ericas Blick war von der Auslage eines Schaufensters festgehalten worden. Sie hatte eine Töpferarbeit in Form einer flachen Urne entdeckt. Mitten im Schund moderner Stücke ragte hier ein kleines Stückchen der ägyptischen antiken Pracht heraus. Der Rand war zwar leicht angeschlagen, aber sonst war das Gefäß unbeschädigt. Sogar die tönernen Ösen, die anscheinend zum Aufhängen dienten, waren noch vorhanden. Sich sehr wohl dessen bewußt, daß es auf dem Basar nur so von Fälschungen wimmelte, die man in den höchsten Tönen und Preisen anbot, um Touristen damit anzulocken, verblüffte Erica die offensichtliche Echtheit dieses Stückes. Die meisten Fälschungen waren bei den leicht fabrizierbaren Mumienfiguren zu finden. Das hier jedoch war ein prachtvolles Beispiel der prädynastischen ägyptischen Töpferkunst, so gut wie die besten Ausstellungsstücke, die sie aus dem Bostoner Museum der Schönen Künste kannte. Falls die Urne wirklich echt war, mußte sie über sechstausend Jahre alt sein.
    Erica trat etwas vom Laden in die Gasse zurück undblickte zu dem frisch gemalten Schild überm Schaufenster hoch. In der oberen Hälfte sah sie das merkwürdige Geschnörkel der arabischen Schrift. Darunter stand für sie lesbar Anika Abdul. Dichte Reihen schwerer Perlenschnüre verhingen die Tür links vom Ladenfenster. Das Zupfen eines ihrer Verfolger an ihrer Einkaufstasche genügte Erica als Ansporn zum Betreten des Geschäfts.
    Die bunten Perlen klackerten hell, als sich die Schnüre hinter ihr wieder einpendelten. Der Laden war klein, etwa drei Meter breit und ungefähr doppelt so tief, und es war darin überraschend kühl. Die Wände waren weiß verputzt, der Fußboden mit mehreren abgetretenen orientalischen Teppichen ausgelegt. Ein L-förmiger Ladentisch mit gläserner Oberfläche nahm den Großteil des Geschäftsraums ein.
    Da niemand erschien, um sie zu bedienen, hing sich Erica ihre Tasche über die Schulter und beugte sich vor, um die schöne Töpferarbeit, die sie durchs Schaufenster bemerkt hatte, aus der Nähe zu betrachten. Das Gefäß war von hellem Braungelb und wies zart gemalte Verzierungen in Farbschattierungen zwischen Braun und Anilinrot auf. Das Innere hatte man mit zusammengeknülltem arabischem Zeitungspapier ausgestopft.
    Der schwere rotbraune Vorhang im Hintergrund des Ladens teilte sich, und Abdul Hamdi, der Besitzer, schlurfte zur Ladentheke. Erica sah den Mann an, und Erleichterung überkam sie. Er mußte ungefähr fünfundsechzig sein und war in seinen Bewegungen und der Ausdrucksweise sanft und angenehm.
    »Ich interessiere mich sehr für diese Urne«, sagte sie. »Wäre es wohl möglich, daß ich sie mir mal näher anschaue?«
    »Natürlich«, erwiderte Abdul und kam um den Ladentisch. Er nahm das Gefäß auf und drückte es ohneviel Umstände Erica in die zitternden Hände. »Stellen Sie es auf die Theke, wenn Sie wollen.« Er knipste eine kahle Glühbirne an.
    Behutsam setzte Erica die Urne auf den Ladentisch und ließ die Tasche von ihrer Schulter gleiten. Dann griff sie erneut nach dem Gefäß, drehte es langsam zwischen ihren Fingern, um die Verzierungen genauer zu betrachten. Neben rein ornamentalen Mustern waren Tänzer, Antilopen und plumpe Schiffe abgebildet. »Wieviel soll sie kosten?« Erica widmete der Bemalung ihre ganze Aufmerksamkeit.
    »Zweihundert Pfund«, sagte Abdul mit leiser Stimme, als verriete er ein Geheimnis. Seine Augen blickten sie leicht verschmitzt an.
    »Zweihundert Pfund!« wiederholte Erica und rechnete im Kopf die Währungen um. Das waren rund dreihundert Dollar. Sie beschloß, ein wenig zu handeln, während sie herauszubringen versuchte, ob das Gefäß eine Fälschung war oder nicht. »Ich kann bloß hundert Pfund ausgeben.«
    »Einhundertachtzig ist mein letztes Angebot«, stöhnte Abdul, als brächte er ein größeres Opfer.
    »Ich glaube, bis hundertzwanzig kann ich gehen«, sagte Erica und betrachtete weiter die Malerei.
    »Na gut, für Sie will ich …« Er verstummte und berührte ihren Arm. Sie kümmerte sich nicht darum. »Sie sind Amerikanerin?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich

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