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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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beschloß, sich von ihm zum Hotel befördern zu lassen, ohne irgend etwas auszusagen. Immerhin konnte sie ja jederzeit mit ihm Verbindung aufnehmen, wenn sie ihr Gewissen drängte.

 
Kairo, 23 Uhr 15
     
    Yvon Julien de Margeau war in einen Bademantel aus roter Seide von Christian Dior hineingeschlüpft und hatte ihn in Hüfthöhe locker verknotet, wodurch ein Großteil seiner silbrig behaarten Brust entblößt blieb. Die Glasschiebetüren von der Suite 800 waren ausnahmslos offen und ließen den kühlen Wind, der aus der Wüste herüberwehte, leise durch die Räume ziehen. Ein Tisch war auf den breiten Balkon geschoben worden, und vonseinem Platz aus konnte Yvon nordwärts über den Nil und das Delta blicken. In mittlerer Entfernung konnte man die Insel Gezira mit ihrem schlanken, phallischen Aussichtsturm erkennen. Auf dem rechten Ufer sah Yvon das Hilton, und seine Gedanken beschäftigten sich wieder einmal mit Erica. Sie unterschied sich in vielem von allen Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. Er war gleichzeitig unangenehm überrascht und doch fasziniert von ihrem leidenschaftlichen Interesse an der Ägyptologie, und ihre berufsbedingten Reden verwirrten ihn. Er zuckte die Achseln, bemühte sich, sie auf seine Art zu verstehen. Sie war nicht die schönste Frau, mit der er in letzter Zeit Umgang gepflegt hatte, und doch gab es an ihr irgend etwas, das auf eine subtile, aber starke Sinnlichkeit hindeutete.
    Yvon hatte seinen Diplomatenkoffer, der die umfangreichen Papiere enthielt, die er und Raoul bei Abdul Hamdi erbeutet hatten, auf den Tisch gestellt. Raoul lag auf der Couch und prüfte nochmals den von Yvon bereits durchgesehenen Schriftwechsel.
    »Alors«, sagte Yvon plötzlich und schlug mit der freien Hand auf den Brief, den er gerade las. »Stephanos Markoulis. Hamdi hat mit Markoulis korrespondiert! Dem Reiseunternehmer in Athen.«
    »Das könnte die Spur sein, die wir suchen«, rief Raoul erwartungsvoll aus. »Glaubst du, damit kommen wir weiter?«
    Yvon las den Text vollends zu Ende. Einige Sekunden später blickte er auf. »Es ist nicht sicher, ob wir eine Spur haben. Hier steht bloß, daß er an der betreffenden Sache interessiert ist und sie ganz gerne mit einer Art von Kompromiß regeln würde. Welche Sache wohl?«
    »Er kann damit nur die Sethos-Statue gemeint haben«, überlegte Raoul.
    »Möglich, aber mein Gefühl spricht dagegen. Ich kenne Markoulis, es hätte ihm nichts ausgemacht, die Statue wörtlich zu erwähnen, ginge es bloß darum. Aber hier muß es sich um etwas anderes handeln. Hamdi dürfte ihm gedroht haben.«
    »Wenn das der Fall ist, war Hamdi kein Dummkopf.«
    »Er war der allergrößte Dummkopf«, entgegnete Yvon, »denn jetzt ist er tot.«
    »Markoulis stand auch in Schriftwechsel mit unserem Kontaktmann, der in Beirut getötet worden ist«, bemerkte Raoul.
    Yvon hob ruckartig den Kopf. Er hatte Markoulis’ einstige Verbindung zur damaligen Beiruter Kontaktperson vergessen. »Ich glaube, wir machen mit Markoulis den Anfang. Wir wissen, daß er mit ägyptischen Antiquitäten handelt. Kümmere dich mal darum, ob wir ein Auslandsgespräch nach Athen durchkriegen können.«
    Raoul erhob sich von der Couch und gab den Wunsch an die Telefonzentrale des Hotels weiter. »Das Telefonnetz ist heute erstaunlich wenig beansprucht. Sagt jedenfalls die Telefonzentrale. Die Vermittlung soll ausnahmsweise reibungslos klappen.«
    »Gut«, sagte Yvon und langte nach vorn, um seinen Diplomatenkoffer zuzuklappen. »Hamdi hat mit jedem bedeutenden Museum der Welt korrespondiert, und Markoulis ist erst einmal ein Versuchsballon. Die einzige wirkliche Hoffnung, die wir haben, ist Erica Baron.«
    »Ich kann nur nicht denken, daß sie uns eine große Hilfe ist«, gestand Raoul.
    »Ich habe eine Idee.« Yvon zündete sich eine Zigarette an. »Erica hat die Gesichter von zweien der drei Männer gesehen, die an dem Mord beteiligt waren.«
    »Mag ja sein, aber sie zweifelt ja selber daran, sie wiederzuerkennen.«
    »Gewiß. Ich finde jedoch, das ist egal, solange die Mörder glauben, daß sie es könnte.«
    »Verstehe ich nicht«, bekannte Raoul.
    »Wäre es machbar, der Kairoer Unterwelt die Information zuzuspielen, daß Erica Baron den Mord beobachtet hat und die Mörder ohne weiteres identifizieren kann?«
    »Ah«, meinte Raoul, dessen Miene plötzliches Begreifen aufhellte. »Jetzt kapiere ich. Du willst Erica Baron als Köder benutzen, um die Mörder aus ihren Verstecken zu

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