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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Dienst; ihre Arme hingen schlaff herab.
    »Mein Name ist Achmed Khazzan«, sagte die Gestalt endlich mit tiefer, gleichmäßiger Stimme. »Ich bin Generaldirektor des Amtes für Altertümer der Ägyptischen Arabischen Republik. Entschuldigen Sie mein Eindringen, aber es ist notwendig.« Er langte in seine Jackentasche und brachte eine schwarze Brieftasche aus Leder zum Vorschein. Er klappte sie mit ausgestreckter Hand auf. »Meine Dienstausweise, falls Sie sie zu sehen wünschen.«
    Ericas Gesicht wurde bleich. Sie hatte beabsichtigt, zur Polizei zu gehen. Sie wußte, sie hätte es tun sollen. Nun fing der Ärger schon an. Warum hatte sie bloß auf Yvon gehört? Durch den fast hypnotischen Blick des Mannes war sie wie versteinert und bekam kein Wort heraus.
    »Erica Baron, leider müssen Sie mit mir kommen«, Achmed stand auf und trat auf sie zu. Noch nie hatte Erica so stechende Augen gesehen. Objektiv betrachtet,sah er gut aus, wie Omar Sharif, aber sein Blick schien sie zu verzehren und jagte ihr Entsetzen ein.
    Erica stammelte zusammenhanglos irgend etwas, und schließlich schaffte sie es, ihren Blick abzuwenden. Auf ihrer Stirn hatten sich kalte Schweißperlen gebildet. Sie spürte, wie es unter ihren Achseln feucht wurde. Nie zuvor hatte sie mit Behörden Ärger bekommen, und daher war sie nun völlig mit ihren Nerven am Ende. Widerstandslos streifte sie einen Sweater über und nahm ihre Handtasche.
    Achmed sagte kein Wort, als sie die Tür zum Korridor aufschloß; seine strenge Miene änderte sich nicht. Während sie neben ihm das Foyer durchquerte, standen vor Ericas geistigem Auge die Bilder dumpfiger, gräßlicher Gefängniszellen. Boston war auf einmal sehr weit entfernt.
    Vor dem Eingang des Hilton winkte Achmed, und eine schwarze Limousine fuhr vor. Er öffnete Erica die Tür zum Rücksitz und nickte ihr zu; sie folgte der Aufforderung rasch, in der Hoffnung, durch ihr Entgegenkommen ein wenig wettmachen zu können, daß sie den Mord an Abdul nicht angezeigt hatte. Auch als der Wagen sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, bewahrte Achmed noch das beklemmende, einschüchternde Schweigen und blickte nur ab und zu Erica finster an.
    Ericas Gedanken drehten sich blitzschnell im Kreis. Sie dachte an den Botschafter der Vereinigten Staaten, das Konsulat. Sollte sie darauf bestehen, daß man ihr Gelegenheit gab, dort anzurufen? Und falls sie es durfte, was sollte sie sagen? Sie blickte durchs Seitenfenster und stellte fest, daß in der Stadt noch ein reger Verkehr von Fahrzeugen und Passanten herrschte, obwohl der Fluß breit und still wie ein schwarzer Tintensee dalag.
    »Wohin bringen Sie mich?« fragte Erica; ihre Stimme kam ihr selbst fremdartig vor.
    Achmed antwortete nicht sofort. Erica wollte ihre Frage schon wiederholen, als er sprach. »In mein Büro im Ministery of Public Works. Es ist nicht weit.«
    Zur Bestätigung seiner Worte bog die Limousine gleich darauf von der Hauptstraße in eine betonierte Auffahrt zu einem Amtsgebäude ab, vor dem viele Säulen standen. Als sie die Treppe hinaufstiegen, öffnete ein Nachtwächter die schwere Eingangstür.
    Dahinter begannen sie eine Wanderung, die Erica ebenso lang vorkam wie die Fahrt vom Hilton hierher. Zum hohlen Widerhall ihrer Schritte auf dem verschmutzten Marmorfußboden durchquerten sie eine Unzahl menschenleerer Korridore, drangen immer tiefer ins irrgartenartige Reich einer ungeheuren Bürokratie ein. Endlich erreichten sie Achmeds Büro. Er schloß die Tür auf und ging durch ein Vorzimmer voller Tische mit alten Schreibmaschinen voraus in ein geräumiges Zimmer, wo er Erica einen Stuhl zuwies. Der Stuhl stand vor einem alten Schreibtisch aus Mahagoni, auf dem in peinlich genauer Anordnung gespitzte Bleistifte und ein neuer grüner Notizblock lagen. Achmed schwieg noch immer, während er sich seiner seidenen Jacke entledigte.
    Erica fühlte sich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Sie hatte damit gerechnet, in einen Raum voller vorwurfsvoller Gesichter gebracht und dem üblichen Bürokratismus ausgesetzt zu werden, wie beispielsweise die Abnahme von Fingerabdrücken oder die übliche Strafpredigt zu hören, weil sie ihren Paß nicht bei sich führte, den man ihr an der Anmeldung im Hotel abverlangt hatte. Es fehlte irgendein Stempel, für den man – entsprechenden Auskünften zufolge – ihr den Paß für mindestens vierundzwanzig Stunden entziehen mußte. Dochdiesen stillen Büroraum empfand sie als viel furchterregender. Wer wußte

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