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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Blickfeld behielt. Danach schlug er wieder die Zeitung auf und las einen langen Artikel über Sadats Vorschläge fürs Westufer weiter.
    Khalifa parkte außerhalb des Museumsgeländes und schlenderte an Gamals Taxi vorbei, um festzustellen, ob er den Mann kenne. Das war nicht der Fall. Für Khalifas Begriffe war Gamals Verhalten ziemlich verdächtig, aber unter Einhaltung seiner Anweisungen folgte er Erica und ihrem Fremdenführer ins Museum.
    Erica hatte das berühmte Museum voller Enthusiasmus betreten, aber nicht einmal ihre Sachkenntnis und ihreBegeisterung konnten etwas gegen die bedrückende Atmosphäre ausrichten. Die kostbaren Fundgegenstände wirkten in den staubigen Räumen ebenso fehl am Platze wie die im Bostoner Museum in der Huntington Avenue. Die geheimnisvollen Standbilder und steinernen Gesichter spiegelten eher den Tod wider als die Unsterblichkeit. Die Museumswärter trugen weiße Uniformen mit schwarzen Baretts, welche stark an die Kolonialzeit erinnerten. Personal mit Reisigbesen fegte den Staub von Raum zu Raum, ohne ihn jemals zu beseitigen. Die einzigen Beschäftigten des Hauses, die wirklich arbeiteten, waren Restauratoren, die in kleinen, mit Tauen abgesperrten Bereichen neu gipsten oder zimmerten, wobei sie Werkzeuge verwendeten, die jenen auf den altägyptischen Wandgemälden glichen.
    Erica versuchte, auf die Umgebung nicht weiter zu achten und sich nur auf die berühmten Kunstwerke zu konzentrieren. In Raum 32 bestaunte sie die Lebensechtheit der Kalksteinstatuen von Rahotep, dem Bruder Khufus, und seiner Gemahlin Nofritis. Sie sahen wie Menschen von heute aus. Erica war vollkommen zufrieden, die Gesichter zu betrachten, aber ihr Führer fühlte sich dazu veranlaßt, sie pausenlos mit seinem Wissen zu berieseln. Er erzählte Erica, was Rahotep zu Khufu gesagt haben sollte, als er seine Statue erstmals gesehen hatte. Erica wußte, daß es sich um reine Erfindung handelte. Höflich bat sie Selim, nur ihre Fragen zu beantworten, und machte ihn darauf aufmerksam, daß sie sich mit der Mehrzahl der Ausstellungsgegenstände selber gut auskannte.
    Als Erica um das Rahotep-Standbild herumging, schweifte ihr Blick zum Zugang zum Museumsflur, ehe sie sich den Rücken der Statue besah. Sie glaubte eine finstere Männergestalt mit einem Zahn, der einem spitzen Fang ähnelte, gesehen zu haben, aber als sie neugierig nochmals hinschaute, stand dort niemand. Die Erscheinung kam und ging so schnell, daß Erica ein unbehagliches Gefühl überkam. Die Vorfälle des gestrigen Tages hatten sie gelehrt, vorsichtig zu sein, und sie schritt noch einige Male um die Rahotep-Statue und blickte dabei hinüber zum Eingang. Aber die Gestalt ließ sich nicht wieder blicken; statt dessen betrat eine Gruppe sehr lautstarker französischer Touristen den Raum.
    Erica winkte Selim, weil sie gehen wollte, und trat aus Raum 32 auf den langen Flur, der sich über die gesamte Westseite des Gebäudes erstreckte. Im Korridor hielten sich keine Leute auf, aber als sie durch einen Doppelbogen hinüber zur nordwestlichen Ecke schaute, sah Erica erneut eine schemenhafte, dunkle Gestalt.
    Mit Selim an den Fersen, der sie unterwegs vergeblich auf mehrere berühmte Fundgegenstände hinzuweisen versuchte, schritt Erica eilig den langen Flur entlang bis zu der Stelle, wo ein gleichartiger Gang von der Nordseite des Museums einmündete. Erbost folgte Selim der schnellfüßigen Amerikanerin, die das Museum anscheinend mit Lichtgeschwindigkeit zu besichtigen gedachte.
    Ruckartig blieb sie dicht vor der Kreuzung der Korridore stehen. Selim verharrte ebenfalls und blickte umher, daran interessiert, was nun ihre Aufmerksamkeit erregt haben mochte. Sie stand zwar neben einer Statue Senmuts, des Mundschenks der Königin Hatschepsut, betrachtete jedoch nicht sie, sondern spähte statt dessen vorsichtig um die Ecke in den Nordgang.
    »Falls Sie ein bestimmtes Kunstwerk zu sehen wünschen«, begann Selim, »bitte …«
    Verärgert bedeutete ihm Erica zu schweigen. Erica trat in den jenseitigen Flur und spähte nach der düsteren Gestalt. Sie sah nichts und kam sich allmählich ein bißchen albern vor. Ein deutsches Paar näherte sich Arm in Arm und tauschte seine Meinungen über die Anlage des Museums aus.
    »Miss Baron«, sagte Selim, nur mühsam seine Ungeduld unterdrückend, »ich kenne mich in diesem Museum hervorragend aus. Wenn Sie ein bestimmtes Kunstwerk sehen möchten, brauchen Sie nur zu fragen.«
    Erica hatte nun Mitleid mit dem Mann

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