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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Mitternacht. Plötzlich sah Erica auf beiden Seiten der Straße bloß noch Sand und Stein und das Flimmern der Hitze.
    Sobald das Taxi im Schatten eines großen Touristenbusses hielt, sprang Erica als erste hinaus. Selim mußte laufen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Der Fahrer öffnete alle vier Schläge des Wagens, um ihn während der Wartezeit gründlich zu lüften.
    Khalifa war durch Gamals Verhalten total verunsichert. Ohne sonderlich auf Erica zu achten, hatte der Mann sich mit seiner Zeitung in den Schatten der Umfassungsmauer der Pyramide verzogen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, Erica ins Innere der Pyramide zu folgen. In Anbetracht der Möglichkeit, daß Gamals Anwesenheit ein raffiniertes Ablenkungsmanöver sein konnte, zog Khalifa es vor, auf Ericas Umgebung achtzugeben. Er streifte die Jacke ab, nahm seine halbautomatische Stechkin in die Rechte und legte die Jacke darüber, um die Waffe zu verbergen.
    Für die nächste Stunde war Erica von den Ruinen geradezu berauscht. Das war das Ägypten, von dem sie geträumt hatte. Sie erblickte nicht nur die Steintrümmer der Nekropole; in ihrer Phantasie erkannte sie die umstürzende Idee, die vor fünftausend Jahren diese stolzenBauwerke geschaffen hatte. Sie wußte, daß sie nicht an einem Tag alles sehen konnte, und gab sich damit zufrieden, in Höhepunkten zu schwelgen und sich am Unerwarteten zu erfreuen, zum Beispiel den Kobrareliefs, von denen sie noch nie etwas gelesen hatte. Selim fand sich am Ende mit seiner Rolle als Begleiter ab und blieb hauptsächlich im Schatten. Allerdings war er froh, als Erica ungefähr um die Mittagszeit sich zum Gehen bereit zeigte.
    »Es gibt in der Nähe ein kleines Cafe-Rasthaus«, bemerkte Selim hoffnungsvoll.
    »Jetzt will ich noch ein paar Gräber von Edelleuten besichtigen«, sagte Erica. Sie war zu aufgekratzt, um jetzt schon aufhören zu können.
    »Das Rasthaus ist gleich neben der Mastaba des Ti und dem Serapeum«, erklärte ihr Selim.
    Ericas Augen leuchteten auf. Das Serapeum war eines der außergewöhnlichsten altägyptischen Grabdenkmäler. In seinen Katakomben waren die mumifizierten Leiber von Apisstieren mit einem Pomp und Gepränge beigesetzt worden, die dem Aufwand für Könige gleichkamen. Es mußte eine ungeheure Arbeit gewesen sein, das Serapeum aus dem harten Fels zu hauen. Erica leuchteten diese Anstrengungen für den Bau von Menschengräbern ein, aber für ein Stiergrab verstand sie das nicht. Sie war davon überzeugt, daß sich mit der Grabstätte der Apisstiere ein bislang unenthülltes Geheimnis verband. »Gut, gehen wir zum Serapeum«, sagte sie.
    Infolge seines Übergewichts fühlte sich Gamal in der Hitze nicht allzu wohl. Selbst in Kairo ging er mittags selten ins Freie. Sakkara zur Mittagszeit ging nahezu über seine Kräfte. Während sein Fahrer Ericas Taxi folgte, machte er sich Gedanken, wie er das überhaupt aushalten sollte. Vielleicht konnte er sich irgendwo in denSchatten legen und Erica dem Fahrer überlassen, bis sie die Rückfahrt nach Kairo antrat. Vor ihm bog Ericas Taxi ab und parkte vor dem Rasthaus von Saqqara. Als er umherschaute, erinnerte sich Gamal, daß er diese Gegend als Kind einmal mit seinen Eltern besucht hatte, und damals waren sie durch schaurige unterirdische Ställe für Stiere gewandert. Die Höhle hatte ihm Angst eingejagt, aber sie war, wie er sich entsann, auch köstlich kühl gewesen.
    »Befindet sich hier nicht irgendwo das Serapeum?« fragte er und tippte dem Fahrer auf die Schulter.
    »Gleich da drüben«, antwortete dieser und deutete auf eine Art Hohlweg, der zum Eingang des Serapeums führte.
    Gamal spähte hinüber zu Erica, die aus ihrem Taxi gestiegen war und nun die Sphinxallee besichtigte, die zum Zugang führte. Jetzt wußte er, wo er sich abkühlen konnte. Außerdem fand er, es könne vielleicht ganz lustig sein, nach so vielen Jahren wieder mal das Serapeum zu sehen.
    Khalifa dagegen fand sein Benehmen gar nicht lustig und durchwühlte mit der Hand nervös sein schmieriges Haar. Inzwischen war er zu dem Schluß gekommen, daß Gamal absolut kein Amateur war, obwohl er sich so anstellte. Er war viel zu abgebrüht. Hätte er die genauen Absichten des Burschen durchschaut, hätte er jetzt gehandelt und ihn lebend bei Yvon de Margeau abgeliefert. Aber er mußte stillhalten, bis Gamal sich bloßstellte. Die Lage war erheblich komplizierter und gefährlicher als erwartet. Khalifa schraubte den Schalldämpfer auf den Lauf seiner Automatik und

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