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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Hochstimmung.
    Nachdem sie ihre Tasse erstmals nachgefüllt hatte, holte Erica Nagels Reiseführer heraus und schlug das Kapitel über Saqqara auf. Es gab viel zuviel zu sehen, so daß ein einzelner Tag gar nicht ausreichte, und sie beschloß, ihre Ausflüge gut zu organisieren. Plötzlich fiel ihr Abdul Hamdis Führer ein. Er lag noch ganz unten in der Einkaufstasche aus Segeltuch. Vorsichtig klappte sie ihn auf – der Einband saß schon ein wenig locker –, um Name und Anschrift auf dem Deckblatt zu lesen: Nasef Malmud, 180 Shari el Tahrir. Sie mußte an die grausame Ironie von Abdul Hamdis letzten Worten denken: ›Ich reise viel und bin zu der Zeit vielleicht nicht in Kairo.‹ Sie schüttelte den Kopf, als sie begriff, auf welche tragische Weise der Alte recht behalten hatte. Sie begann den alten Baedeker mit dem neueren Nagel zu vergleichen.
    In der Höhe schwebte ein schwarzer Falke im Wind,der sich plötzlich auf eine Ratte herabstürzte, die durch eine Gasse lief.
     
    Neun Stockwerke tiefer drückte Khalifa Khalil in einem Mietwagen, einem ägyptischen Fiat, auf den Zigarettenanzünder. Geduldig wartete er, bis der Knopf wieder heraussprang. Er lehnte sich zurück und zündete sich seine Zigarette mit sichtlichem Behagen an, inhalierte tief. Er war ein muskulöser, knochiger Mann mit großer Hakennase, die seinem Mund einen höhnisch grinsenden Zug verlieh, und er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Großkatze. Er spähte hinauf zum Balkon von 932 und beobachtete die Frau, die er zu verfolgen hatte. Mit seinem starken Feldstecher konnte er Erica ausgezeichnet erkennen, und er freute sich am Anblick ihrer Beine. Sehr hübsch, fand er und beglückwünschte sich zu einem so angenehmen Auftrag. Erica stellte ihm ahnungslos ihre Beine noch vorteilhafter zur Schau, und er grinste; das allerdings gab ihm ein wahrhaft erschreckendes Aussehen, denn ein oberer Schneidezahn war schräg abgebrochen und lief spitz zu. Da er gewöhnlich einen schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte trug, fanden manche Leute, er ähnele einem Vampir.
    Khalifa war ein ungewöhnlich erfolgreicher Glücksritter, der sich im turbulenten Mittleren Osten nicht über Arbeitsmangel zu beklagen brauchte. In Damaskus war er zur Welt gekommen und in einem Waisenhaus aufgezogen worden. Im Irak sollte er in einem Kommandotrupp ausgebildet werden, aber man siebte ihn aus, weil er nicht zur Teamarbeit fähig war. Aber darüber hinaus hatte er auch kein Gewissen. Er war ein asozialer Mörder, der nur auf Geld reagierte. Khalifa amüsierte sich köstlich bei dem Gedanken, daß er alsBabysitter einer schönen amerikanischen Touristin genausoviel Geld erhielt wie für den Schmuggel von AK-Sturmgewehren in die Türkei.
    Als er die benachbarten Balkone von Ericas Zimmer mit dem Fernglas absuchte, vermochte er nichts Verdächtiges festzustellen. Seine vom Franzosen erhaltenen Anweisungen waren simpel gewesen. Er sollte Erica Baron vor jedem möglichen Mordversuch beschützen und die Täter in Gewahrsam nehmen. Er richtete sein Fernglas vom Hilton hinüber zum Fluß und besah sich die Leute am Ufer des Nils genauer. Ihm war klar, daß es äußerst schwierig sein konnte, jemanden vor einem Schuß aus einem Gewehr mit Zielfernrohr zu bewahren. Aber niemand sah verdächtig aus. Reflexartig tastete seine Hand nach der halbautomatischen Stechkin-Pistole unter seinem linken Arm. Sie war sein liebstes Stück. Er hatte sie einem KGB-Agenten abgenommen, den er für die Mossad in Syrien ermordet hatte.
    Als Khalifa seine Aufmerksamkeit wieder Erica zuwandte, konnte er sich nur schwer vorstellen, daß irgend jemand ein so blühendes Mädchen umbringen könnte. Es glich einem zum Pflücken reifen Pfirsich, und er fragte sich, ob Yvons Beweggründe tatsächlich rein geschäftlicher Natur sein mochten.
    Plötzlich stand das Mädchen auf, packte seine Bücher zusammen und verschwand in seinem Zimmer. Khalifa senkte den Feldstecher, um den Eingang des Hilton zu beobachten. Dort stand die übliche Reihe von Taxis, und geschäftig eilten Menschen hinein und heraus.
     
    Gamal Ibrahim raschelte mit der heutigen Ausgabe der Al Ahram, darum bemüht, die erste Seite umzufalten. Er saß auf dem Rücksitz des Taxis, das er für diesen Tag gemietet hatte und nun auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite der Zufahrt zum Hilton parkte. Der Pförtner hatte sich zwar beschwert, aber schließlich nachgegeben, als Gamal ihm seinen Dienstausweis des Department of Antiquities

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