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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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lächelte, und sie sah wieder deutlich den Kontrast zwischen seinen weißen Zähnen und seiner sonnen gebräunten Haut.
    »Genau«, sagte er. »Aber können Sie sich vorstellen, wie die ungeplünderte Gruft Sethos’ I. ausgesehen haben muß? Mein Gott, sie mußte einfach phantastisch gewesen sein. Heute schwindelt es uns, wenn wir Tutanchamuns Schätze sehen, aber im Vergleich mit denen von Sethos I. waren sie bedeutungslos.«
    Erica wußte, daß Yvon recht hatte, zumal sie mit eigenen Augen die Statue bei Abdul Hamdi gesehen hatte. Sethos I. war einer der größten Pharaonen gewesen und herrschte einst über ein riesiges Reich, während Tutanchamun ein unwichtiger Knabenkönig gewesen war, derwahrscheinlich niemals irgendeine tatsächliche Macht ausgeübt hatte.
    »Merde!« fuhr Yvon auf, als sie durch eines der hier üblichen Schlaglöcher fuhren und der ganze Wagen ins Schleudern geriet. Als sie in Kairo anlangten, verschlechterten sich die Straßenverhältnisse noch mehr, und sie mußten langsamer fahren. Die Stadt begann am Rand mit Behausungen aus Pappkarton, verstärkt durch hölzerne Streben. Das waren die Wohnungen der zuletzt Zugezogenen. Hütten aus Blech und Stoffbahnen und gelegentlich auch aus Ölfässern lösten die Pappbuden ab, und schließlich wichen die Barackensiedlungen Häusern aus bröckligen Lehmziegeln, bis man am Ende in die eigentliche Stadt kam. Das Gefühl von Armut hing in der Luft wie der Hauch einer ansteckenden Krankheit.
    »Würden Sie noch für einen Brandy mit auf meine Suite kommen?« fragte Yvon.
    Erica musterte ihn und versuchte, über sich selbst klarzuwerden. Es bestand große Aussicht, daß Yvons Vorschlag nicht so harmlos war, wie er klang. Allerdings fühlte sie sich eindeutig von ihm angezogen, und nach diesem gräßlichen Tag war die Vorstellung, jemandem nahe zu sein, eine große Versuchung. Aber die körperliche Anziehung war nicht immer der verläßlichste Leitfaden fürs Verhalten, und Yvon war fast zu attraktiv, als daß er es ehrlich meinen könnte. Während sie ihn betrachtete, gestand sie sich ein, daß ihre Erfahrungen an ihm scheiterten. Es war heute alles etwas zuviel für sie gewesen.
    »Danke, Yvon«, sagte Erica herzlich, »aber ich glaube, lieber nicht. Vielleicht trinken Sie noch einen Schluck mit mir im Hilton.«
    »Aber natürlich.« Einen Moment lang war Erica davon enttäuscht, daß sich Yvon nicht hartnäckiger erwies. Vielleicht war sie in Wirklichkeit nur das Opfer ihrer eigenen Phantasie.
    Am Hotel entschieden sie, daß ein Spaziergang angenehmer sei als das Herumsitzen in der verräucherten »Taverne«. Hand in Hand überquerten sie den stark befahrenen Korneish-el-Nil-Boulevard zum Nil hin und schlenderten auf die El-Tahrir-Brücke. Yvon zeigte ihr aus der Ferne das Meridien Hotel am Ende der Insel Roda. Eine vereinzelte Feluke glitt lautlos durch den lichten Streifen, den der Mond auf das Wasser warf.
    Yvon legte seinen Arm erneut um Erica, während sie dahinspazierten, und sie faßte nach seiner Hand; sie empfand wieder Verlegenheit und Gewissensbisse. Lange war es her, daß sie mit einem anderen Mann als Richard Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte. »Heute ist ein Grieche namens Stephanos Markoulis in Kairo eingetroffen«, sagte Yvon und blieb an der Brüstung stehen. Sie betrachteten die Spiegelungen, die auf der Wasserfläche tanzten. »Ich glaube, er wird anrufen und versuchen, sich mit Ihnen zu einem Gespräch zu verabreden.«
    Erica schaute ihn verwundert an. »Stephanos Markoulis handelt in Athen mit ägyptischen Antiquitäten. Er kommt selten persönlich nach Ägypten. Ich weiß nicht, warum er hier ist, aber ich möchte es gern erfahren. Anscheinend ist er wegen Abdul Hamdis Ermordung hier. Aber er könnte es auf die Sethos-Statue abgesehen haben.«
    »Und mich will er wegen des Mordfalls sprechen?«
    »Ja«, bestätigte Yvon. Er mied Ericas Blick. »Ich weiß nicht, inwiefern er darin verwickelt ist, aber jedenfalls ist er’s.«
    »Yvon, ich glaube, ich will mit dieser ganzen Sache um Abdul Hamdi nichts mehr zu schaffen haben. Umehrlich zu sein, dies gesamte Antiquitätengeschäft ist für mich ein Grund zum Fürchten. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    »Ich hege für Ihre Einstellung volles Verständnis«, entgegnete Yvon besänftigend. »Aber unglücklicherweise habe ich nur Sie.«
    »Und was soll das heißen?«
    Yvon wandte sich ihr zu. »Sie sind das letzte Bindeglied zur Sethos-Statue. Stephanos Markoulis stand in

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