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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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selten jemandem«, erklärte Yvon mit seinem starken französischen Akzent. »Die europäische Genealogie ist komplizierter, als die meisten Menschen denken. Der Stammsitz meiner Familie ist das Château Valois bei Rambouillet, das zwischen Paris und Chartresliegt. Mein Vater ist der Marquis de Margeau, aber meine Mutter entstammt der englischen Familie Harcourt.«
    »Das hat einen anderen Klang als Toledo in Ohio«, murmelte Erica.
    »Bitte?«
    »Ich meine, das hört sich sehr eindrucksvoll an«, sagte Erica und lächelte, während sich Yvon zum Zahlen anschickte.
    Als sie das Restaurant verließen, schlang Yvon einen Arm um Ericas Taille. Die Berührung tat ihr gut. Die Abendluft hatte sich merklich abgekühlt, und durch die Zweige der Eukalyptusbäume, die die Straße säumten, sah man den fast vollen Mond scheinen. Insekten zirpten in der Dunkelheit und erinnerten Erica an die als Kind in Ohio erlebten Augustabende; es waren angenehme Erinnerungen.
    »Was für bedeutende Antiquitäten haben Sie schon erworben?« fragte Erica, als sie zu Yvons Fiat schlenderten.
    »Ein paar wunderbare Stücke, die ich Ihnen bei irgendeiner Gelegenheit gern einmal zeige«, antwortete Yvon. »Besonders stolz bin ich auf einige kleinere goldene Statuen. Eine stellt Nekhbet dar, eine andere Isis.«
    »Haben Sie auch irgend etwas gekauft, das mit Sethos I. zusammenhängt?« wollte Erica wissen.
    Yvon öffnete die Beifahrertür des Wagens. »Möglicherweise könnte eine Halskette in diese Zeit passen. Die Mehrzahl meiner Stücke stammt aus dem Neuen Reich, doch einige könnten durchaus der Regierungszeit Sethos’ I. zuzurechnen sein.«
    Erica stieg ins Auto, und Yvon riet ihr, den Sicherheitsgurt anzulegen. »Ich bin früher einmal Rennengefahren«, erklärte ihr Yvon, »ich benutze sie immer.«
    »Kann ich mir denken«, sagte Erica, die sich an seinen gestrigen Fahrstil entsann.
    Yvon lachte. »Jeder sagt, daß ich ein wenig zu schnell führe. Aber mir macht’s Spaß.« Er entnahm dem Handschuhfach seine Autofahrerhandschuhe. »Ich vermute, Sie wissen mindestens soviel über Sethos wie ich. Es ist merkwürdig, aber man weiß ziemlich genau, wann im Altertum seine prunkvolle Felsengruft geplündert worden ist. Die zuverlässigen Priester der zwanzigsten Dynastie haben seine Mumie bewahren können und über ihre Bemühungen recht genaue Aufzeichnungen angefertigt.«
    »Heute früh habe ich die Mumie Sethos’ I. gesehen«, bemerkte Erica.
    »Ironie des Schicksals, nicht wahr?« meinte Yvon und warf den Motor an. »Sethos’ zerbrechlicher Leichnam ist uns im wesentlichen unversehrt überliefert worden. Sethos I. befand sich unter den Königsmumien in der versteckten Totenkammer, die von der cleveren Familie Rasul gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts gefunden und widerrechtlich geheimgehalten worden ist.« Yvon drehte sich um und schaute über die Rücklehne, um das Auto zurückzusetzen. »Die Rasuls haben den Fund über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg nach und nach ausgebeutet, bevor es gelang, sie zu überführen. Eine bemerkenswerte Geschichte.« Er lenkte den Wagen vom Parkplatz vorm Restaurant und beschleunigte ihn in Richtung Kairo. »Manche Leute glauben, es sei noch nicht alles von Sethos’ I. Reichtümern gefunden worden. Wenn Sie sein riesiges Grab in Luxor besichtigen, werden Sie die Stellen sehen, wo man überall im Laufe dieses Jahrhunderts mit Sondererlaubnis Tunnel grabendurfte, in der Hoffnung, irgendeine geheime Schatzkammer zu finden. Der Grund dafür waren die Sethos-Altertümer, die gelegentlich auf dem Schwarzmarkt auftauchten. Und es ist keineswegs überraschend, wenn auch heute noch plötzlich Sethos-Artefakte zum Vorschein kommen. Wahrscheinlich ist er mit einer schwindelerregenden Menge von weltlichen Besitztümern begraben worden. Und selbst wenn sein Grab ausgeraubt worden ist, muß man berücksichtigen, daß man im alten Ägypten Grabbeigaben häufig wiederverwendete. Das Zeug ist im Verlauf vieler Jahre sicherlich mehrmals von neuem eingegraben und immer wieder geraubt und erneut Gräbern beigelegt worden. Infolgedessen dürfte sich noch vieles davon unter der Erde befinden. Nur sehr wenig Leute machen sich ein Bild davon, wie viele Landbewohner heutzutage in Luxor nach Altertümern buddeln. Nacht für Nacht wühlen sie den Wüstensand um, und manchmal entdecken sie tatsächlich irgendein aufsehenerregendes Stück.«
    »So wie die Statue Sethos’ I.?« meinte Erica und musterte Yvons Profil. Er

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