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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mitzuteilen, damit ich Sie gleich begrüßen kann. Sie müssen wissen, Miss Baron, ich habe ein Haus in Luxor. Ich ziehe mich dahin zurück, sooft es sich einrichten läßt.«
    »Ach so«, sagte Erica und fragte sich, wohin die Konversation wohl führen werde.
    Achmed räusperte sich. »Na, Miss Baron, und da habe ich mir überlegt, ob Sie wohl heute mit mir zu Abend essen würden.«
    »Ist das eine dienstliche oder eine persönliche Einladung, Mr. Khazzan?«
    »Rein persönlich. Ich kann Sie um halb acht von einer Droschke abholen lassen.«
    Erica überlegte nur kurz. Sein Angebot wirkte harmlos. »Na gut, einverstanden. Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Wundervoll«, meinte Achmed mit offenkundiger Freude. »Sagen Sie mal, Miss Baron, reiten Sie gern?«
    Erica zuckte die Schultern. Sie hatte seit Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Als Kind jedoch hatte sie am Reiten viel Spaß gehabt, und die Vorstellung, diese uralte Stadt auf einem Pferderücken zu besichtigen, gefiel ihr sehr. »Ja«, antwortete sie unverbindlich knapp.
    »Um so besser«, sagte Achmed. »Ziehen Sie etwas an, worin Sie reiten können, dann zeige ich Ihnen einiges von Luxor.«
     
    Erica klammerte sich fest, als stünde ihr Leben auf dem Spiel, und ließ dem schwarzen Hengst seinen Willen. Als sie den Rand der Wüste erreichten, schoß das Tier regelrecht vorwärts und stürmte den sandigen Hügel empor,galoppierte auf dem Kamm der Hügelkette fast zwei Kilometer weit, bis Erica ihn schließlich zügeln konnte, damit Achmed aufholte. Die Sonne war bereits gesunken, aber es war noch hell, und Erica konnte die Ruinen des Tempels von Karnak sehen. Jenseits des Stroms und der bewässerten Felder ragten schroff die Hügel von Theben empor. Sie konnte sogar die Eingänge einiger Gräber von Edelleuten erkennen.
    Erica fühlte sich durch diesen Anblick wie hypnotisiert; mit dem heftig schnaufenden Tier zwischen den Schenkeln hatte sie den Eindruck, in die Vergangenheit versetzt worden zu sein. Achmed lenkte sein Pferd an ihre Seite, schwieg jedoch. Er ahnte, was sie empfand, und wollte sie nicht stören. Erica warf im sanften Licht des Abends einen schnellen, verstohlenen Blick auf sein Profil. Er trug weite Kleidung aus weißer Baumwolle, das Hemd stand halb offen, die Ärmel hatte er bis zu den Ellbogen aufgekrempelt. Der Wind zauste sein schwarzes glänzendes Haar, und auf seiner Stirn glitzerten winzige Schweißtröpfchen.
    Erica war über seine Einladung noch immer ein wenig erstaunt und außerstande, über seine offiziellen Eigenschaften hinwegzusehen. Seit ihrer Ankunft war er herzlich gewesen, aber nicht mitteilsam. Sie fragte sich, ob er es nach wie vor auf Yvon de Margeau abgesehen haben mochte.
    »Es ist schön hier, nicht wahr?« bemerkte er schließlich.
    »Einfach ungeheuer«, sagte Erica. Sie hatte Mühe mit dem Hengst, der weitergaloppieren wollte.
    »Ich liebe Luxor.« Er wandte sich Erica zu; sein ernstes Gesicht war nachdenklich geworden.
    Erica war sich dessen sicher, daß er ursprünglich noch mehr sagen wollte, aber er musterte sie nur einige Augenblicke lang und kehrte sich dann wieder dem Ausblick über den Nil zu. Während sie wortlos Ausschau hielten, vertieften sich die Schatten zwischen den Ruinen und kündeten die bevorstehende Nacht an.
    »Ach, entschuldigen Sie«, meinte schließlich Achmed. »Sie müssen ja schon am Verhungern sein. Lassen Sie uns umkehren, damit wir etwas essen können.«
    Auf dem Rückweg längs des Nils zu Achmeds kleinem Landhaus kamen sie am Tempel von Karnak vorbei. Sie ritten an einer Feluke vorüber, die am Ufer anlegte, und die Männer sangen gedämpft, während sie für die Nacht die Segel aufrollten. Nachdem sie Achmeds Haus erreicht hatten, half Erica beim Unterstellen der Pferde. Sie wuschen sich beide die Hände in einem hölzernen Trog im Hof, ehe sie ins Haus gingen.
    Achmeds Diener hatte ein festliches Mahl zubereitet und servierte es im Wohnzimmer. Am besten schmeckte Erica ful, eine Tunke aus Bohnen, Linsen und Auberginen; sie war gedeckt mit Sesamöl und leicht gewürzt mit Knoblauch, Erdnüssen und Kümmel. Es überraschte Achmed, daß Erica das Gericht noch nicht kannte. Der Hauptgang bestand aus Geflügel; Erica dachte, es sei Brathuhn, aber Achmed erklärte ihr, daß es sich um hamama, Tauben, handelte, die über Holzkohle gebacken worden waren.
    In den eigenen vier Wänden entspannte sich Achmed etwas, und ihre Unterhaltung gestaltete sich lockerer. Er stellte Erica

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