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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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allmählich, wir sollten die Touristen davor warnen. Jedoch lassen sich die Kobras nicht im entferntesten mit den Schwierigkeiten vergleichen, die uns der Schwarzhandel bereitet. Erst vor vier Jahren kam es zu einem großangelegten Diebstahl von behauenen Steinplatten aus dem Hathor-Tempel in Dendera, ausgeführt am hellichten Tage!«
    Erica nickte. »Wenn vielleicht auch nichts anderes, so hat diese Reise mir auf jeden Fall die zerstörerische Gewalt des Schwarzhandels aufgezeigt. Ich habe mich sogar entschlossen, neben meiner Übersetzungstätigkeit zu versuchen, etwas in dieser Hinsicht zu unternehmen.«
    Achmed blickte sie scharf an. »Das ist eine gefährliche Sache. Ich kann Ihnen nur dringend davon abraten. Um Ihnen einen Begriff von der Gefährlichkeit zu vermitteln: Vor zwei Jahren kam ein idealistischer junger Amerikaner von der Yale-Universität, der einen ähnlichen Ehrgeiz entwickelt hatte. Er ist spurlos verschwunden.«
    »Naja, zum Helden bin ich nicht geschaffen«, sagte Erica, »ich habe auch nur ein paar ganz zahme Einfälle. Zum Beispiel wollte ich Sie fragen, wo ich hier in Luxor den Antiquitätenladen von Abdul Hamdis Sohn finde.«
    Achmed schaute zur Seite. Im Geiste sah er Tewfik Hamdis mißhandelten Körper. Sein Gesichtsausdruck war mißmutig, als er Erica wieder ansah. »Tewfik Hamdi ist, genau wie sein Vater, kürzlich ermordet worden. Da ist irgend etwas im Gang, und ich blicke noch nicht durch, aber meine Behörde und die Polizei stellen bereits Ermittlungen an. Sie hatten doch inzwischen genug Ärger, deshalb sollten Sie sich wirklich lieber auf Ihre Übersetzungstätigkeit konzentrieren.«
    Die Nachricht von Tewfik Hamdis Ermordung brachte Erica außer Fassung. Noch ein Mord! Sie versuchte sich zusammenzureimen, was das bedeuten konnte, aber mittlerweile machte sich die Länge ihres heutigen Tages bemerkbar. Achmed bemerkte ihre Müdigkeit und bot ihr an, sie zu ihrem Hotel zu begleiten, was Erica dankend annahm. Sie erreichten das Hotel noch vor dreiundzwanzig Uhr, und nachdem sie Achmed für seine Gastfreundschaft gedankt hatte, begab sich Erica in ihr Zimmer und schloß sich dort ein.
    Sie kleidete sich ganz langsam aus, obwohl sie sich sehr nach dem Bett sehnte. Während sie ihr Make-up entfernte, dachte sie über Achmed nach. Seine eigenwillige Art beeindruckte sie, und trotz seines Wutausbruchs hatte sie den Abend genossen. Als sie mit ihrer abendlichen Körperpflege fertig war, kroch sie unter die Decken. Bevor noch der Schlaf sie überwältigte, dachte sie an Achmed und Pamela; sie überlegte … Aber ihr letzter Gedanke galt einem Namen aus der fernen Vergangenheit: Nenephta.

 
5. Tag
     
Luxor, 6 Uhr 35
     
    Das aufregende Gefühl, in Luxor zu sein, weckte Erica noch vor Sonnenaufgang. Sie bestellte sich ein Frühstück auf den Balkon. Mit dem Frühstück brachte man ihr ein Telegramm von Yvon:
    ZIEHE HEUTE INS NEW WINTER PALACE HOTEL STOP MOECHTE SIE SEHR GERNE HEUTE ABEND SEHEN.
    Erica war überrascht. Beim Anblick des Telegramms war sie davon überzeugt gewesen, es stamme von Richard. Und der vergangene Abend mit Achmed hatte sie noch völlig durcheinandergebracht. Ihr kam es jetzt unglaubhaft vor, daß sie erst vor einem Jahr sorgenvoll erhofft hatte, Richard möge ihr den Hof machen. Nun wurde sie gleich von drei verschiedenen, attraktiven Männern begehrt. Obgleich es Erica ermutigte, daß sie so viel Erfolg hatte – sie hatte sich insgeheim darüber Gedanken gemacht, als ihre Beziehung zu Richard brüchig zu werden begann –, zerrte die gegenwärtige Situation an ihren Nerven. Indem sie den Rest ihres Kaffees austrank, beschloß sie, alle Gefühlsfragen bis auf weiteres zurückzustellen. Sie stand vom Tisch auf und kehrte zurück ins Zimmer, um sich auf den neuen Tag vorzubereiten.
    Sie leerte ihre Segeltuchtasche und packte dafür den Proviant für den Tag ein, den sie auf Vorschlag des Hotels bestellt hatte, ferner die Taschenlampe, ein Feuerzeug und Zigaretten sowie Abdul Hamdis 1929er Baedeker. Den abgelösten Buchdeckel und verschiedenen anderen Papierkram legte sie auf die Kommode. Ehe sie sich zum Gehen wandte, bemerkte Erica erneut den Namen auf dem Deckblatt: Nasef Malmud, 180 Shari el Tahrir, Kairo. Tewfiks Ermordung hatte ihre Verbindung zu Abdul Hamdi nicht vollkommen unterbrochen! Sie nahm sich vor, Nasef Malmud aufzusuchen, sobald sie wieder in Kairo war. Vorsichtshalber schob sie den Deckel mit dem Vorsatzblatt in ihre Tasche.
    Vom Winter Palace Hotel

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