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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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bis zu den Antiquitätenläden auf der Shari Lukanda war es nur eine kurze Strecke zu Fuß. Einige waren trotz der Tatsache, daß sich bereits eine Anzahl sehr bunt gekleideter Touristen dort blicken ließ noch nicht geöffnet. Erica wählte willkürlich einen Laden aus und ging hinein.
    Das Geschäft erinnerte ein wenig an Antica Abdul, hatte jedoch ein erheblich größeres Angebot an Artefakten. Erica befaßte sich gleich mit den besseren Stücken und trennte die echten von den Fälschungen. Der Inhaber, ein untersetzter, stämmiger Mann namens David Jouran, stand zunächst beflissen neben Erica, zog sich aber schließlich hinter den Ladentisch zurück.
    Unter Dutzenden von angeblich prähistorischen Töpferwaren entdeckte Erica nur zwei, die sie für echt hielt, und das waren zwei recht primitive Stücke. Sie hob eines davon hoch. »Wieviel?«
    »Fünfzig Pfund«, sagte Jouran. »Der Topf daneben zehn.«
    Erica besah sich das Stück genauer. Es besaß schöne Verzierungen. Zu schön: Es waren Spiralen in falscher Richtung. Erica wußte, daß man an prädynastischem Töpfergut häufig Spiralen fand, aber immer solche gegen den Uhrzeigersinn. Die Spiralen auf dem billigerenTopf dagegen verliefen alle in Uhrzeigerrichtung. »Ich bin nur an Antiquitäten interessiert. Allerdings sehe ich hier nur sehr wenig echte Stücke. Ich hatte gehofft, ich könnte etwas Besonderes finden.« Sie stellte den falschen Topf beiseite und trat zum Ladentisch. »Man hat mich nach Ägypten geschickt, damit ich ein paar besonders schöne Altertümer einkaufe, vor allem aus dem Neuen Reich. Ich bin bereit, gut dafür zu zahlen. Haben Sie mir irgend etwas in dieser Art zu bieten?«
    David Jouran musterte Erica einige Augenblicke lang, ohne zu antworten. Dann bückte er sich, öffnete einen kleinen Schrank und wuchtete einen verschrammten Granitkopf Ramses’ II. auf die Ladentheke. Die Nase fehlte, und das Kinn wies Bruchstellen auf.
    Erica schüttelte ihren Kopf. »Nein, das ist nichts«, sagte sie und ließ ihren Blick durch den Laden schweifen. »Ist das Ihr bestes Stück?«
    »Zur Zeit, ja.« Jouran schloß das Trümmerstück wieder weg.
    »Naja, ich will Ihnen wenigstens meine Adresse hinterlassen«, sagte Erica und beschrieb einen Streifen Papier. »Ich wohne im Winter Palace Hotel. Wenn Sie von irgendwelchen außergewöhnlichen Stücken hören, setzen Sie sich mit mir in Verbindung.« Sie schwieg, halb in der Erwartung, der Mann werde ihr nun tatsächlich etwas Derartiges zeigen, aber er zuckte nur mit den Schultern, und nach einem Weilchen verlegenen Schweigens verließ sie den Laden.
    Ähnlich erging es ihr in den nächsten fünf Läden, die sie betrat. Niemand zeigte ihr etwas von ungewöhnlicher Bedeutung. Das beste Stück, das sie zu sehen bekam, war ein glasiertes Uschebti-Figürchen aus der Zeit der Königin Hatschepsut. In jedem Laden hinterließ sie ihren Namen, aber ihre Hoffnungen auf Erfolg schwanden. Schließlich gab sie ihre Bemühungen auf und begab sich zur Fähre.
    Es kostete nur ein paar Cent, in dem alten Boot, das voller Touristen war, die alle paar Augenblicke die Kameras an die Augen rissen, zum Westufer überzusetzen. Sobald das Boot anlegte, umschwärmte eine gewaltige Horde von Taxifahrern, Amateur-Fremdenführern und Skarabäenhändlern die eingetroffene Gruppe. Erica bestieg einen verbeulten Bus, an dem ein Pappkarton hing, auf den krumm und schief »Tal der Könige« gepinselt stand. Als alle Ankömmlinge von der Fähre auf die eine oder andere Weise eingestiegen waren, fuhr der Bus von der Anlegestelle ab.
    Erica war außer sich vor Aufregung. Jenseits der flachen grünen Felder, die am Wüstenrand abrupt endeten, erhoben sich die kahlen Felsen Thebens. Zu Füßen der Klippen konnte Erica einige berühmte Denkmäler erkennen, unter anderem den zauberhaften Tempel der Hatschepsut von Deir el Bahri. Unmittelbar zur Rechten von dem Tempel der Hatschepsut lag ein kleines Dorf namens Kurna an den Abhang geschmiegt. Die Häuschen aus Lehmziegeln standen bereits in der Wüste hinter den bewässerten Feldern. Die Mehrzahl war mit heller gelbbrauner Farbe angestrichen und unterschied sich damit nicht sonderlich von den Sandsteinklippen. Einige Gebäude waren allerdings weiß gekalkt und hoben sich dadurch stark ab; besonders fiel eine kleine Moschee mit einem stummelartigen Minarett auf. Inmitten der Häuser sah man große Löcher in den Felsen gehauen. Das waren die Eingänge zu den zahllosen uralten Grüften.

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