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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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kamen in einen Säulengang am Rande eines kleinen, mit Steinplatten belegten Hofes, einer Art Atrium mit einem plätschernden Brunnen in der Mitte.
    Dann ging es in einen großen, mit sehr viel Blattgold geschmückten Raum in Begleitung weiterer furchterregender, aber zuvorkommender Wächter und durch etliche Räume mehr bis zu einem letzten, aus dem ein Geräusch wie von Tausenden zwitschernden Vögeln drang. Als wäre es eine riesige Voliere.
    Adelias Blick traf den Mansurs. Sie wusste, was sich hinter dieser Tür befand. Die Könige von Sizilien mochten Normannen sein, aber diese arabischste aller Traditionen hatten sie sofort angenommen und führten sie offenbar immer noch weiter.
    Die Tür wurde geöffnet, und vor ihnen tat sich ein enorm großer Raum voller Frauen auf, einige von ihnen waren schon etwas älter, die meisten aber jung und olivfarben, alle wunderschön und in sich bauschender Seide, denn die Luft draußen vor den fein gearbeiteten Fenstergittern war kalt diese tropischen Vögel aber mussten warm gehalten werden, wozu nicht zuletzt etwa fünfzig ziselierte Leuchter und Kohlenbecken dienten.
    Einige der Schönen lagen auf Diwanen, doch die meisten spielten, tanzten oder schlugen Räder. Der Führer blieb zurück, er würde keinen Schritt weiter gehen und fasste Ulf am Arm, dem der Mund vor Staunen aufgeklappt war. »Ihr nicht«, sagte er.
    Mansur tätschelte Ulf den Kopf. »Das ist ein Harem«, sagte er, »und Ihr seid ein gesunder Mann. Wenn Ihr diesen Raum betretet, werden die Wächter Euch töten müssen.«
    Ulf sabberte. »Das wär’s verdammt noch mal wert«, sagte er.
    Er blieb zurück, und die Tür schloss sich vor ihm. Im Raum wurde es einen Moment lang still, als die Frauen Mansur erblickten, aber schon erwachte das Kaleidoskop zu neuem Leben, wurde er doch gleich als nichts anderes als ein weiterer Eunuch erkannt.
    In einer Ecke arbeiteten ein paar junge Frauen an Seidenwebstühlen, was nicht so recht zu all dem Spiel und der Entspannung passen wollte, wenn sich die Webenden ihrer Arbeit auch voller Freude zu widmen schienen.
    Ein großer Eunuch, der eine langhalsige Laute gespielt hatte, legte sein Instrument zur Seite und kam auf sie zu. Er berührte seine Stirn und seine Brust.
»As-salāmu ’alaikum.«
    »Wa-alaikumu s-salām«,
antwortete Mansur.
    Der Mann verfiel gleich in ein perfektes normannisches Französisch: »Lord, Lady, ich bin Sabir, Euer ergebener Diener. Und jetzt, Ihr Huldreichen, wenn Ihr mir bitte folgen würdet …« Er machte eine Handbewegung in Richtung einer der älteren Haremsdamen. »Raschida wird Lady Adelia begleiten.«
    Adelia begann sich zu fragen, ob der König sie in einem der Gemächer empfangen würde, in die sonst ausgewählte Damen des Harems zu sexuellen Vergnügungen gerufen wurden, doch der Raum, den sie betraten, war ohne Samitvorhänge, ohne Diwane und erotische Darstellungen. Ein herrlicher, klauenfüßiger Schreibtisch stand in der Mitte, und drei Wände waren von Büchern und Schriftrollen verdeckt. An der vierten hing ein edler Wandteppich mit einer Jagdszene, die einen Wald voller Pfauen zeigte.
    Es war das Arbeitszimmer eines normannischen Königs, nicht eines arabischen Sultans.
    Hinter dem Tisch saß jedoch kein König, sondern ein Frosch. Die Kapuze seines Burnus umrahmte Züge mit der weichen, grünlichen Farbe eines Amphibiums. Entweder hatte der Kuss der Prinzessin das Märchen umgekehrt, oder das vor ihnen war nicht der König
    Der Mann stand auf. Er war von gedrungener Gestalt, begrüßte Adelia und Mansur, bedeutete ihnen, sich auf zwei Stühle auf der anderen Seite des Tisches zu setzen, und grüßte sie ein weiteres Mal, jetzt in normannischem Französisch. Er lispelte ganz leicht.
    »Darf ich mich vorstellen? In bin Jibril, der erste Sekretär von Musta’iz, dem Glorreichen, der in einer Minute zu uns kommen wird. Lord Mansur, es ist uns eine Ehre. Was Euch betrifft, Lady Adelia, so hat man Euch in diesem Königreich sehr vermisst. Der Gewinn des englischen Königs war unser Verlust. Nur mit tiefem Bedauern habe ich einst die Erlaubnis unterzeichnet, Euch zu ihm zu schicken, wusste ich doch, dass wir eine äußerst fähige Ärztin verloren und unser geschätzter Doktor Gershom eine Tochter.«
    Er verbeugte sich. Die Augen war das Einzige an ihm, das nichts von einem Frosch hatte. Sie stachen aus der locker gebauschten Haut hervor.
    Adelia erwiderte die Verbeugung. Du warst das also?
    »Darf ich hoffen, dass Eure Rückkehr von

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