Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Dauer sein wird?«
»Ich fürchte, nein. Ich muss zurück, ich habe mein Kind dort lassen müssen.« Plötzlich ergriff sie die Angst, dass sie hier nicht wieder wegkommen würde.
Aber Jibril sagte: »So sagt man es uns. Möget Ihr glücklich und sicher zu ihr zurückfinden!«
»Danke.« Sie haben ihr Spione überall, dachte Adelia. Sie wissen sogar, dass mein Kind ein Mädchen ist. Dennoch, sie hatte fast vergessen, welche Erleichterung es war, in einem Land zu sein, in dem eine Frau als Ärztin kein Schreckensbild darstellte.
»Wir fürchten, Eure Reise von England hierher war voller Schwierigkeiten. Wie wir von Lord O’Donnell erfahren, werdet Ihr von einem heimtückischen Mörder verfolgt, der Euch Böses will. Der Glorreiche möchte, dass ich Euch versichere, sollte dieser Mann hier in Palermo entdeckt werden, wird er gejagt und wie der Hund getötet, der er ist.«
»Danke, aber deswegen bin ich doch bestimmt nicht hier, oder? Ihr wollt über Prinzessin Joanna sprechen.« Bringen wir es hinter uns.
Jibrils Lippen streckten sich in die Breite, womöglich lächelte er. »Ihr habt die englische Direktheit angenommen, Mylady. Erlaubt mir denn also, es auch zu tun. Lady Blanche hat uns berichtet, dass die Prinzessin in Saint-Gilles noch einmal von Bord musste und ihr Leben nur durch eine drastische Maßnahme gerettet werden konnte. Würdet Ihr so gut sein, uns darüber in Kenntnis zu setzen?«
Adelia holte tief Luft. »Ich war gezwungen, sie zu operieren.« Sie erklärte die Situation mit dem Blinddarm und seiner Entzündung. »Die Prozedur hat natürlich eine Narbe hinterlassen. Lady Blanche sorgt sich nun, das könne dem König missfallen: Ich bin jedoch überzeugt, dass er als verständiger Menschen eine Braut mit einer Narbe einer toten vorzieht. Ich kann Euch versichern, dass es an der Schönheit oder dem Gemüt der Prinzessin nichts ändert. Sie hat nichts an Liebreiz verloren.«
Die Lippen des Sekretärs weiteten sich noch mehr. »Das ist offensichtlich so. Wir sind alle entzückt von diesem Juwel aus England. Die Narbe ist nicht von Wichtigkeit, wenn sie das Leben der Guten gerettet hat. Ein Diamant mit einer Schwäche kann weit schöner sein als ein ganz und gar vollkommener. Das ist nicht unsere Sorge …«
Ist es das nicht? Gott sei Dank! Aber was sorgt Euch dann?
»Was wir wissen möchten ist, ob diese Operation irgendeine andere unerwünschte Auswirkung haben mag? Auf ihre Zukunft und ihre Ehe?«
Es war Mansur, der als Erster begriff, worum es ging. Auf Englisch sagte er: »Er will wissen, ob Joanna noch Kinder bekommen kann.«
Adelia ließ erleichtert die Luft aus ihrer Lunge entweichen. War es das? Natürlich war es das. Sie und Blanche hatten sich völlig umsonst gesorgt. Vernarbt oder nicht, Joannas Rolle bestand darin, William Söhne zu schenken. Ein Erbe war unverzichtbar, sollte Sizilien in der Hand der Hautevilles bleiben. Kinderlosigkeit war für einen König nicht einfach nur eine persönliche Tragödie, es bedeutete das Ende seiner Regentschaft, und womöglich auch einen Bürgerkrieg, weil verschiedene Anwärter den Thron für sich beanspruchten.
»Ich versichere Euch, Mylord, meines Wissens kann Joanna so viele Babys bekommen, wie Gott und der König ihr schenken.«
Jibrils stechender Blick war gnadenlos scharf, genau wie seine Stimme: »Und das ist die Wahrheit?«
»Diese Frau ist unfähig, etwas anderes als die Wahrheit zu sagen«, erklärte ihm Mansur.
»Das
caecum
ist weit vom Mutterschoß entfernt«, sagte Adelia. »Ich kann Euch eine Zeichnung machen, wenn Ihr wollt.«
Zum ersten Mal war das Lächeln des Sekretärs echt. »Erspart mir das! Und vergebt mir!« Er war plötzlich ein anderer Mann. »Wir brauchen einen Sohn und Erben, versteht Ihr? Wir sind von Feinden umgeben, die sich Sizilien einverleiben werden, wenn es keinen Erben gibt: dem Papst, dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und einer neuen Generation von Bischöfen. Wir werden an vielen Fronten bedrängt.«
»Aha.« Adelia sah unversehens eine Möglichkeit, ein anderes Problem anzusprechen. »Mylord, der König von England hat uns damit betraut, König William ein Geschenk zu bringen«, sagte sie. »Neben seiner Tochter ist es das größte Geschenk, das er ihm machen kann. Um es gegen einen gemeinsamen Feind einzusetzen, hat er gesagt. Er schickt ihm Excalibur.«
Excalibur.
Das Licht, das in alle Augen trat, wenn der Name genannt wurde, erfüllte selbst den Blick dieses Arabers. Die Normannen hatte
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