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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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seine Persönlichkeit hatte keine Risse, in denen verborgene Ungeheuer hausten wie bei Sir Nicholas. Sein Inneres war sauber.
    Wir müssen uns beide um Allie bemühen, dachte sie. Sie braucht uns. Zusammen müssen wir es tun.
    Boggart starrte immer noch reglos vor sich hin und begann jetzt zu reden. »War mein Fehler«, sagte sie. »Dieser un…« Sie drückte Ward noch fester an sich. »Sein armer kleiner Bauch tat von irgendwas weh, also dachte ich, wenn ich mit ihm rausgeh’ … War mein dummer Fehler. Ich dachte, er wär’n netter Gent’man. Hab’ ihn angelächelt. Hätt’ mich nich’ so anstellen sollen, nichts iss passiert, mein Fehler …«
    »Boggart«, sagte Adelia. Sie legte eine Hand an die Wange des Mädchens, damit es sie ansah. »Hör mir zu! Es war nicht dein Fehler. Es ist auch schon anderen passiert. Sir Nicholas ist einer von den Männern, die einen Dämon in sich tragen. Der Alkohol setzt ihn frei. Er hat dich angegriffen, aber es hätte auch jede andere sein können. Jede einzelne Frau, auch ich. Du hast nicht mehr Schuld als … ein Baum, der von einem Blitz getroffen wird.«
    »Hab’ ich nich’?«
    »Nein.«
    »Das iss gut.« Sie klang unsicher.
    »Boggart. Etwas ist dir passiert. Früher schon, meine ich. Magst du darüber reden?«
    »Mir geht’s gut, Mistress. Ehrlich.«
    »Nein, das stimmt nicht. Es könnte dir helfen, wenn du es mir erzählst.«
    Boggart blieb nicht die Zeit, es sich zu überlegen. Jemand kam durch den Garten auf sie zu. Mistress Blanche ging sehr vorsichtig, um nichts aus der großen Tasse zu verschütten, die sie trug.
    Sie sagte: »Ich dachte, das Kind könnte vielleicht eine Stärkung vertragen. Der Koch hat mir etwas Milch gegeben, und ich habe einen Schuss Branntwein hineingetan.«
    Adelia musste Boggarts Hände aus Wards Fell lösen und ihr beim Trinken helfen.
    »Es ist niemals schön, so etwas, die Männer sind merkwürdige Geschöpfe«, sagte die Hofdame in ihrer perfekten Redeweise. »Gott sei Dank hat er ihr nicht wehgetan! Man muss einfach darüber wegkommen.«
    Adelia sah sie an. Die Frau sorgte sich um Boggart und hatte sich die Mühe gemacht, ihr etwas zu trinken zu bringen. Es war etwas Menschliches zu fühlen, fast eine Art schwesterliches Mitgefühl.
    »Sie gibt sich selbst die Schuld, nehme ich an«, sagte Mistress Blanche.
    »Ja.«
    »Das tut man immer. Sagt ihr, das soll sie nicht.«
    Das war ein Eingeständnis, das so unerwartet und aufschlussreich war, so ehrlich, dass Adelia instinktiv die Hand ausstreckte.
    Mistress Blanche ergriff sie nicht. Kein Platz für frauliche Geständnisse. »Ich hatte Sorge um das Mädchen«, sagte sie, »und das solltet Ihr auch. Es wird kalt.«
    Gemeinsam hoben sie Boggart auf die Beine und brachten sie zurück ins Gästehaus.
     
    Vom Fenster aus hat Scarry sie beobachtet und leise gelacht.
    Er hält ein silbernes Halskettchen mit einem Kreuz in der Hand, das er in den Spalt zwischen zwei unebenen Bodendielen fallen lässt.
     
    Ulf zog die Brauen zusammen, als er vom Verschwinden von Adelias Halskette hörte.
    »Komisch«, sagte er. »Lord Ivos Knappe hat mir erzählt, dass jemand das Gepäck durchsucht hat. Aber wohl ohne etwas zu stehlen.«
    »Warum?«
    »Vielleicht hat er nach dem hier gesucht.« Ulf klopfte auf das hölzerne Kreuz, das aus der Satteltasche seines Maultiers ragte.
    »Das kann es nicht sein«, sagte Mansur. »Wenn der Dieb hinter dem Schwert her ist, würde er die Schatztruhen durchsuchen und nicht das normale Gepäck.«
    »Würde er das wirklich?
Würde
er das? Vielleicht ist er schlau und denkt, der König weiß, dass die Truhen bei einem Angriff zuerst geplündert werden, worauf der alte Henry sein Ihr-wisst-schon-was deshalb woanders versteckt.«
    Ulf hatte als Kind mit kriminellem Denken Bekanntschaft gemacht, aber das war jetzt zu spitzfindig für Adelia. »
Wenn
es derselbe Dieb ist, und
wenn
er statt der Juwelen der Hofdamen mein Halskettchen genommen hat, dann ist er ganz und gar nicht schlau.«
    Die Unterhaltung wurde von Admiral O’Donnell unterbrochen, der auf seinem herrlichen Braunen geritten kam, begleitet von Deniz auf einem Esel. Wenn die beiden nicht gerade die für Seeleute eher seltene Gelegenheit ergriffen, mit Sir Nicholas oder Lord Ivo jagen zu gehen, ritten sie viel mit Mansur zusammen.
    Deniz sagte nie auch nur ein einziges Wort, doch sein Master hörte nicht auf, Mansur nach den Sitten seiner Heimat zu befragen, Adelia Geschichten aus Irland und seinem

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